Jenson Button: «Ich bin nicht alarmiert»
Jenson Button in Barcelona
Ein Witzbold im Fahrerlager meint: «Was regen sich die britischen Rennfahrer eigentlich übers Wetter auf, das ist doch wie der Sommer in Silverstone …»
Jenson Button kann über den Witz nicht so richtig lachen: Erstens ist der Weltmeister von 2009 ein Sonnenanbeter, zweitens bedeutet schlechtes Wetter immer automatisch ein eingeschränktes Testprogramm.
Der Engländer meint: «Wir haben hier Regen, wir haben hier Kälte, wir haben hier Wind. Unser grösster Gegner ist die Kälte. Die Reifen beginnen nach kurzer Zeit zu körnen, und davon erholen sie sich auch nicht mehr.»
«Generell ist das ein seltsamer Testwinter. Es ist einfach überall viel zu kalt gewesen. So lernst du nichts. Wir brauchen Pistentemperaturen zwischen 20 und 30 Grad, und das haben wir einfach nicht.
Bedeutet das im Umkehrschluss, dass es für 2014 unvermeidlich ist, mindestens einen der Wintertests unter gesicherten klimatischen Verhältnissen auszutragen, also in Abu Dhabi oder Bahrain?
«Wir waren ja schon mal in Bahrain wintertesten», antwortet Jenson. «Aber da müssen wir auch die Kosten im Auge behalten. Nach Bahrain oder Abu Dhabi auszurücken, kostet einen Batzen Geld, überdies bist du weit von deinem Werk entfernt.»
Langsam wird die Zeit also knapp, ist Jenson Button alarmiert?
«Dieses Wort würde ich nicht brauchen. Sorgen darf ich mir nicht machen. Aber natürlich hätte ich jetzt gerne mal einen warmen, trockenen Tag.»
Kann es sein, dass die Teams letztlich gezwungen sein werden, den ersten Trainingstag von Melbourne als Testtag zu verwenden?
Jenson schmunzelt: «Das wäre an sich die logische Idee, aber da sind wir von den Reifen her beschränkt. Wir haben fürs erste freie Training nur einen Satz Reifen, und wenn der zu körnen beginnt, dann kannst du jede Art Abstimmungsarbeit vergessen. Die Walzen erholen sich einfach nicht mehr, und du lernst nichts. Zudem ist in Australien oft die Piste im ersten Training schmutzig, das hilft auch nicht.»
Ist die Lage so schlimm wie 2011, als McLaren kaum zu Fahren kam?
Jenson schüttelt den Kopf: «Nein, nein, das kann man überhaupt nicht vergleichen. Damals hatten wir grosse technische Probleme, das haben wir jetzt nicht. Wir haben einfach zu wenig Zeit auf der Bahn unter normalen Bediungungen. Das ist das Problem.»
Am Ende hat der Champion die Lacher auf seiner Seite. Als es im McLaren-Zelt bedrohlich eng wird, ermahnt die Medien-Delegierte Silvia Hoffer: «Wer hier nicht für ein Medium arbeitet, soll bitte hinaus gehen.»
Worauf Jenson grinst und sich zu erheben beginnt …
Aber dann sagt Button: «Nichts am neuen McLaren erschreckt mich, ich mag das Handling, das Wenige, was wir an Abstimmung machen konnten, stimmt uns zuversichtlich. Von daher können wir ruhig schlafen. Wir sind einfach zu wenig zum Fahren gekommen. Und wenn du in der WM ein Wörtchen um den Titel mitreden willst, dann musst du von Anfang an stark sein, effizient entwickeln und diese Stärke das Ganze Jahr über konservieren. Im Titelrennen geht es vor allem um Konstanz.»