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Sebastian Vettel: «Ich erwarte keine Wunder»

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Ein Blick zurück auf Australien, einer nach vorn auf Malaysia. Der Weltmeister findet: «Wir sind alle noch am Lernen.»

Zwei Themen dominieren im Fahrerlager des «Sepang International Circuit»: Das Wetter und die Reifen. Das Witzige dabei: Beide für den Rennverlauf so einflussreichen Faktoren scheinen komplett unberechenbar zu sein ...

Fragen wir doch einen, der es wissen sollte, den dreifachen Formel-1-Champion Sebastian Vettel.

Sebastian, die richtige Nutzung der Reifen scheint auch 2013 der Schlüssel zum Erfolg zu sein. Wie gehst du dabei als Fahrer vor? Verlässt du dich ausschliesslich auf dein Fahrgefühl und die visuelle Kontrolle der Walzen?

Also das kraftvollste Feedback, das zu haben kannst, ist schon, wie sich die Reifen anfühlen. Im Qualifying spürst du beispielsweise nach einer Runde, wie die Walzen abbauen. Die spürst, ob die vorderen oder hinteren Reifen stärker abbauen, und du spürst auch, wie schnell dieser Abbau vor sich geht. Das Visuelle hilft dir dabei ebenfalls: Die Vorderreifen hast du im Blickfeld, die hinteren siehst du im Rückspiegel. Du versuchst, so gut es geht, auf das Verhalten der Reifen zu reagieren, gleichsam probierst du natürlich, so schnell als möglich zu fahren. Manchmal versucht man, quasi unter den Möglichkeiten des Reifens zu bleiben, um einen Rennteil länger zu gestalten oder zum Schluss des Grand Prix noch Reserven zu haben. Um ehrlich zu sein, geht diese Rechnung aber nicht immer auf. Einiges davon liegt nicht in der Hand des Fahrers. Wenn der Reifen etwa überaus stark abbaut, dann bist du als Fahrer machtlos.

Wenn also der Reifen über einen gewissen Punkt hinaus ist, dann ist Ende.

Dann kannst du eigentlich nur noch versuchen, so wenig Fehler wie möglich zu machen. Denn schlechte Haftung begünstigt Fehler. Du musst dich der Situation anpassen können. Kannst du das nicht, häufen sich die Fehler, und du wirst immer langsamer.

Wie unterscheidet sich das Reifen-Management denn von jenem im vergangenen Jahr?

Eigentlich gar nicht. Nur mit dem Unterschied, dass die 2013er Reifen-Generation eher abbaut als jene aus dem Vorjahr. Wir sind da alle noch am Lernen. Die Wintertests fanden unter zu kühler Witterung statt, in Australien war es ebenfalls kühler als erwartet. Ich bin gespannt, wie sich das hier verhält.

Wir wissen, dass der Asphalt von Sepang für die Reifen recht aggressiv ist, ich erwarte also keine Wunder. Der Abbau wird auch hier dramatisch sein. Aber generell ist die Aufgabe für alle die Gleiche: Jeder hat seine Möglichkeiten, mit der Abstimmung des Wagens zu arbeiten, jeder muss sich den Eigenheiten dieser Reifen anpassen. Aber daran hat sich ja in den letzten Jahren wenig geändert. Ausser vielleicht, dass wir früher noch nachtanken konnten. Die Tatsache, dass wir heute mit vollem Tank abfahren, hat auf die Reifen einen erheblich Einfluss.

Das Ergebnis vom vergangenen Sonntag war ja so schlecht nicht. Gut, zwei Autos lagen vor uns und wir litten im Rennen vielleicht eher unter dem Reifen-Abbau als einige Gegner. Daran müssen wir arbeiten.

Warst du enttäuscht, dass du in Melbourne nicht gewonnen hast?

So denke ich nicht. Ich gehe nicht in einen Grand Prix und denke: das gewinne ich sowieso. Was uns aber schon überrascht hat: Mit Reifenproblemen hat jeder gerechnet vor dem Saisonauftakt. Dass sie im Rennen gleich so gravierend werden würden, damit haben wir nicht gerechnet.

Mercedes-Rennchef Toto Wolff ist der Meinung: Möglicherweise sind wir am Punkt, wo man die Abstimmung im Training kompromittieren muss, um dafür im Rennen besser da zu stehen. Wie siehst du das?

Das sehen wir uns an, der Gedanke ist schon nachvollziehbar. Aber teilweise haben wir das schon in der Vergangenheit getan.  Dieser Kompromiss ist immer schwierig. Es gibt mal Situationen, in welchen ein Fahrer beispielsweise einen Satz Reifen spart, um damit im Rennen besser dazustehen. Aber wenn man alle Sätze braucht, dann denkt man schon darüber nach. Aber generell ist es immer besser, du kannst von weiter vorne losfahren, idealerweise von der Pole-Position.

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