Christian Horner: «Vettel ist eine Kämpfernatur»
Reifen-Sorgen: Christian Horner diskutiert mit Pirellis Motorsport-Direktor Paul Hembery
Auf neuen Sohlen
Trotzdem hat Horner offenbar auch Verständnis für das Verhalten seines Schützlings Vettel: «Die Sache ist die: Vettel war unglaublich fokussiert und versteifte sich darauf, möglichst viel aus seinen Reifen herauszuholen. Er war auf einem neuen Reifensatz unterwegs, den er Tags zuvor im Qualifying gespart hatte. Diesen Vorteil wollte er in den ersten Runden nach dem letzten Stopp nutzen.»
Horner vermutet: «Wahrscheinlich hat Vettel die Auswirkungen seines Handelns schlicht unterschätzt. Er ist eben eine Kämpfernatur durch und durch, ein erbittert kämpfender Rennfahrer. Du gewinnst keine 27 Grands Prix und drei WM-Titel, wenn du nicht so bist.»
Vorgeschichte im Hinterkopf
Der Teamchef der Weltmeister-Truppe versucht gar nicht erst, die Rivalität seiner beiden Piloten schön zu reden: «Wir alle wissen, dass es zwischen diesen Beiden eine Vorgeschichte gibt, und ich bin mir sicher, dass diese irgendwo im Hinterkopf auch eine Rolle gespielt hat. Jeder echte Rennfahrer hat Mühe, sich einer Stallorder zu beugen, denn ein Rennfahrer will immer gewinnen. Wir haben das bei Mark Webber 2011 in Silverstone gesehen, oder auch vor zwei Rennen, beim letzten Saisonlauf 2012 in Brasilien. Natürlich ist es eine vertrackte Situation, denn offensichtlich decken sich die Ziele des einzelnen Rennfahrers nicht immer mit den Zielen des Teams.»
Trotzdem will Horner nicht auf die Stallorder verzichten. Er erklärt: «Die Stallorder ist nicht nur erlaubt, sie wird auch angewendet. Die Konstrukteurspokal-Wertung ist für die Teams genauso wichtig wie der Fahrer-Weltmeistertitel, wenn nicht sogar wichtiger. Denn nach ihr werden die Einnahmen aus dem Verkauf der Übertragungsrechte aufgeteilt.» Die Stallorder in Malaysia wurde vor allem wegen der Reifensorgen ausgesprochen: «Wir machten uns Sorgen, weil wir nicht wussten, ob die Reifen bis zum Rennende halten würden. Und da die beiden Mercedes hinter uns nicht zu weit zurück lagen, und am Trainingsfreitag weniger Probleme mit dem Reifenabbau gehabt hatten als wir, wollten wir kein Risiko eingehen. Und nichts macht die Walzen schneller platt als ein enger Zweikampf.»