Monaco-GP: Steine, Scherben, K.o.-Tropfen
Eine Anreise mit Stil
Das kann bisweilen zu beängstigenden Szenen führen: Vor einigen Jahren trafen meine Fotografen-Kollegen eine dürftig bekleidete junge Frau, die nicht mehr wusste, wie sie hiess und wo sie war. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie an eine Party ging, ab da hatte sie kompletten Filmriss. Der Verdacht liegt nahe, dass sie K.o-Tropfen in einen Drink erhalten hatte, was danach geschah, ist ungewiss. Die Kollegen übergaben die verwirrte junge Frau der Polizei.
Die Rascasse-Kurve wird jeden Abend zur Party-Meile. Wo im Rennen die Autos um das Restaurant (mit Casino im ersten Stock) wedeln, wird abends gefeiert, dass sich die Tische biegen. Was teilweise daran liegt, dass die Damen bei genügend Blut im Alkohol auf den Tisch klettern, weil sie den Begriff «table dancing» falsch verstanden haben. Tausende gönnen sich hier ein Bierchen – oder zwei oder drei. Im feuchtfröhlichen Getümmel gehen viele Gläser zu Bruch, die Piste wird von den fleissigen monegassischen Strasskehrern jedes Mal aufs Neue gesäubert. Der Geruch von Bier über der Piste am nächsten Morgen bleibt.
Während ich diese Zeilen schreibe, strömen Tausende ins kleine Fürstentum. Viele von ihnen haben den ersten Ärger des Tages bereits hinter sich: der Zugverkehr ist durch Steine auf den Gleisen behindert worden, eine Fahrt, die üblicherweise 20 Minuten dauert, nahm dieses Mal zwei Stunden in Anspruch.
Heute abend werden alle froh sein, dem Getümmel entgangen zu sein, doch schon morgen früh freuen wir uns auf Monaco 2014 und geloben, endlich alle folgende ungeschriebenen Gesetze im Rahmen eines Monaco-GP zu beachten:
Eine Fusspflege vor der Reise an die Côte d’Azur ist unerlässlich, weil beim Betreten einer Yacht grundsätzlich die Schuhe ausgezogen werden.
Es gilt als unziemlich, eine Yacht-Party mit schöneren Schuhen zu verlassen als man bei der Ankunft getragen hat.
Es nützt nichts, seine Mitmenschen mit lauter Electro-Musik aus seinem Auto beeindrucken zu wollen, wenn der Ferrari Enzo vor einem im ersten Gang mehr Getöse macht.
Wer einen Marken-Vodka bestellt, um die Party aufzupeppen, hat auf einmal viele Freunde. Wenn die Rechnung dafür kommt, sind die meisten dieser Freunde auf wundersame Art und Weise verschwunden.
Jede aufs Maximum getunte Gazelle, die auf Hochhackigem von Jimmy Choo daherkommt und mit osteuropäischem Akzent spricht, ist ein Model, das an der Schwelle zu einer grossen Schauspiel-Karriere steht. Oder auf der Suche nach einem Millionär. Oder beides.
Wer mit einer Yacht zum Monaco-GP kommt, beeindruckt keinen. Wer mit einem Rolls-Royce zum Monaco-GP kommt, auch nicht. Wer mit einem Rolls-Royce auf einer Yacht zum Monaco-GP kommt, hat da schon bessere Karten.
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