Au revoir, Michelin: Pirelli bleibt in der Formel 1!
Der Teufel liegt ganz besonders in der Formel 1 im Detail: Oft gilt es, zwischen den Zeilen zu lesen oder auf die feinen Unterschiede der Aussagen zu achten. Bislang war von Formel-1-Alleinausrüster Pirelli immer nur zu hören, dass sie gerne in der Formel 1 bleiben würden. Schwarzmaler hingegen waren überzeugt: Dunkle Mächte seien am Werk, um Pirelli noch nachhaltig zu vergraulen, dass die Italiener schliesslich genervt den Krempel hinschmeissen – und der Weg für Michelin frei werde. Dazu wird es nicht kommen. Pirelli-Rennleiter Paul Hembery sagt jetzt erstmals in dieser Deutlichkeit: «Wir haben mit den meisten Rennställen entsprechende Abkommen unterzeichnet, bis in zwei Wochen sollten alle noch ausstehenden Verträge ebenfalls unterschrieben sein. Anders gesagt – wir bleiben in der Formel 1!»
SPEEDWEEK hatte bereits berichtet, dass Pirelli ein Abkommen mit Bernie Ecclestone getroffen hatte, dem Vertreter der Formel-1-Rechtehalter CVC. Ab jenem Zeitpunkt war es schwer vorstellbar, dass ein anderer Reifenhersteller in die Formel 1 kommt, während entlang allen Formel-1-Strecken für Pirelli geworben wird!
Abkommen müssen jedoch auch mit dem Autoverband FIA (für drei Jahre, also 2014, 2015 und 2016) abgeschlossen werden, zudem mit jedem einzelnen Team, zu unterschiedlichen Konditionen, über die Stillschweigen vereinbart ist.
Selbst die Schwarzmaler hätten zwei und zwei zusammenzählen müssen: Der Autoverband FIA schrieb den Posten des Reifenherstellers nicht neu aus (und dazu wäre er gemäss Reglement verpflichtet), es hagelte Absagen von Goodyear und Hankook, Michelin antwortet mit einem lauwarmen ja, aber nur unter den eigenen Bedingungen (siehe Link unten).
Paul Hembery: «Das FIA-Urteil löst das Problem nicht»
Pirelli-Rennchef Paul Hembery äussert sich gegenüber den Kollegen der «Gazzetta dello Sport» auch erstmals zum FIA-Urteil gegen Mercedes und Pirelli: «Das Urteil ändert am Grundproblem nichts. Um Reifen angemessen entwickeln zu können, brauchen wir Testfahrten mit repräsentativeren Fahrzeugen als unserem Lotus, der im Grund ein Museums-Auto ist. Das gilt ganz besonders im Hinblick auf die kommende Saison, wenn die Turbo-Rennwagen einen ganz anderen Reifen erfordern.»
«Die zusätzlichen acht Testtage in der kommenden Saison sind ein Schritt in die richtige Richtung. Ideal für uns jedoch wäre es, immer mit zwei Rennställen arbeiten zu können, nach einem Rotationsprinzip. Denn aus Erfahrung wissen wir: Bei Testfahrten, wenn die Teams viele Neuerungen an den Wagen ausloten, lernen wir als Reifenhersteller zu wenig.»
Hembery hat natürlich vom Lotus-Vorwurf gehört, die Reifenwahl für die kommenden Rennen sei zu konservativ. Das kann der Brite so nicht stehen lassen: «Wir dürfen nicht vergessen, dass die Autos schneller geworden sind und wir generell mit weicheren Reifenmischungen fahren als 2012. Wir bleiben dabei – unser Ziel besteht darin, pro Rennen und Fahrer zwei bis maximal drei Boxenstopps zu haben.»