Susie Wolff: Hat sie eine Formel-1-Chance verdient?
Am Freitag fuhr Susie Wolff in Silverstone 89 Runden und markierte die neuntschnellste Zeit des Tages. Die erste Frau bei einem offiziellen Formel-1-Test seit Giovanna Amatis gescheitertem Versuch 1992, eine Karriere in der Königsklasse zu starten, beeindruckte Kollegen, Fans und ihr Team gleichermaßen. Ob ihr diese Leistung aber auch einen Stammplatz oder wenigstens Einsätze beim Freitagstraining an Rennwochenenden einbringt, bezweifelt die Schottin.
«Mal abwarten. Ich muss erst den Tag ordentlich analysieren und dann mit den Team reden», sagte Wolff. «Wir haben zwei sehr gute Fahrer und vor Ende der Saison wird sich da nicht viel tun, dass ich an Freitagen fahren könnte. Wir werden sehen. Ich bin aber niemand, der die Hände in den Schoß legt, ich will immer weiter kommen und mehr erreichen. Natürlich würde ich gerne wissen, was der nächste mögliche Schritt sein könnte.»
Zumindest war sie aber zufrieden mit ihrer Leistung und damit, dass sie ihren Kritikern beweisen konnte, dass sie das Potential hat, mit den Männern mitzuhalten. «Ich war zufrieden. Es war wichtig für mich zu zeigen, dass ich Leistung bringen kann. Es war wichtig zu zeigen, dass ich schnell sein kann. Ein Team wird immer den besten Fahrer ins Auto setzen, denn sie wollen Leistung und für mich war es wichtig zu beweisen, dass sie bringen kann. Dieser Test war meine Chance, allen zu zeigen, was ich kann.»
Williams Chefingenieur Xevi Pujolar lobte die 30-Jährige und meinte, der Test sei «positiv» gewesen. Dafür, dass es ihr erster kompletter Testtag gewesen sei, hätte sie eine sehr gute Leistung erbracht, auch in der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren. «Sie hat keine Fehler gemacht, hat das Auto auf der Strecke gehalten und ich finde, sie hat gute Fortschritte mit den neuen Reifen gemacht», erklärte der Katalane.
Allerdings habe die Ehefrau von Mercedes-Motorsportchef und Williams-Teilhaber Toto Wolff nicht alles aus den Reifen rausholen können, schränkte Pujolar ein. «Wir hatten aber das Gleiche mit Dani Juncadella. Wenn man mit diesen Reifen nicht gleich die erste oder zweite Runde richtig hinbekommt, dann verliert man Haftung. Wenn sie sich nach vier oder fünf Runden in Auto wohler fühlen, ist die Haftung nicht mehr da.»
«Wenn wir am Nachmittag mehr neue Reifen gehabt hätten, wäre die Leistung besser gewesen, aber wir hatten nur eine limitierte Anzahl», räumte der Chefingenieur ein. «Ich finde, sie hat einen guten Job gemacht. Es ist schwierig mit diesen Reifen, diese eine Runde genau hinzubekommen. Für jemand, der nicht viel Erfahrung im Auto hat, finde ich es positiv.»
Dass diese eine Vorstellung für Susie Wolff reichen wird, um künftig auch in den Freien Trainings zum Einsatz zu kommen, glaubt Pujolar nicht. «Das beabsichtigen wir im Moment nicht. Die Arbeit, die wir hier erledigen wollten, ist anders als die an den Rennwochenenden. Wir haben das noch nicht ins Auge gefasst.»