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Giovanna Amati: «Die Männer fühlen sich überlegen»

Von Petra Wiesmayer
Giovanna Amatis Auflug in die Formel 1 dauerte nur drei Rennen

Giovanna Amatis Auflug in die Formel 1 dauerte nur drei Rennen

Ex-Brabham-Pilotin Giovanna Amati weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer man es als Frau hat, in der Formel 1 anerkannt zu werden.

Bernie Ecclestone will eine Frau, die Formel 1 fährt. Susie Wolff setzt alles daran, diesen Platz einzunehmen. Red-Bull-Nachwuchshoffnung Beitske Visser träumt schon von einem Sieg in der Königsklasse. Es gäbe also einige, die Ecclestones Traum gerne in Erfüllung gehen lassen würden, ob daraus etwas wird, steht aber in den Sternen. Noch viel mehr sogar, ob sie dann auch den gewünschten Erfolg hätten.

Eine, die diesen Traum ebenfalls seit Kindesbeinen hatte, ist Giovanna Amati. Sie war die bisher letzte Frau, die ein Formel-1-Cockpit ergattern konnte, aber sehr schnell feststellen musste, dass das Leben in der Männerdomäne einem Haifischbecken glich.

Schon ihr erster Tag sei absolut schrecklich gewesen, erinnert sich die Römerin. «Ich hatte keine einzige Testfahrt und nicht einmal der Sitz war auf mich angepasst. Ich wurde einfach zum Qualifying rausgeschickt, und das Ergebnis ist ja bekannt. Die Presse zerriss sich über mich das Maul», sagt sie. «Da war keine Rede davon, dass ich für das schlechteste Team fuhr mit einem völlig unterlegenen Motor und einem Auto, dass einfach nicht fuhr. Das war schon sehr frustrierend und erniedrigend.»

Dabei war die heute 50-Jährige nicht von ungefähr in die Formel 1 gekommen und hatte in den kleineren Klassen, wie der Italienischen Formel 3, durchaus Erfolge vorzuweisen und war auch nach ihrem Ausflug in die Formel 1 bei Sportwagenrennen wieder ganz vorne mit dabei.

Die männlichen Kollegen hätten sie aber komplett ignoriert, sagt sie weiter. «Der einzige, der zu mir gekommen ist und gesagt hat ‹Willkommen in der Formel1› war Ayrton Senna. Alle anderen hatten nur was zu meckern. Gegipfelt hat das alles in Jean Alesi, der gesagt hat, ‹ah, die Formel1 ist nicht mehr die Formel1, wenn jetzt auch schon Frauen da fahren.› Andere haben recht unflätige Kommentare gemacht. Als ich mich dann auch nicht qualifizieren konnte, war's das. ‹Klar, eine Frau. Wir haben es ja schon immer gesagt› und dergleichen.»

Sind Rennfahrer also besondere Machos? In anderen Sportarten, insbesondere denen mit nur einem PS, haben Männer keine Probleme damit, gegen Frauen anzutreten, oder sogar von ihnen besiegt zu werden. «Beim Reiten haben sich die Leute schon seit Jahrhunderten daran gewöhnt. Frauen auf Pferden gibt es schon seit vielen Jahrhunderten, daher stören sie nicht», meint Giovanna Amati.

Das Auto gäbe es eben noch nicht so lange, «daher müssen sich die Männer wohl noch daran gewöhnen. Daher fühlen sich bei einem Sport, wo die Wettbewerbe gemeinsam stattfinden, die Machos, ich spreche nicht von Männern, die Machos, wahrscheinlich in ihrem Ich angegriffen. Sie sind geschockt, sie sind echt kindlich. Leider sind einige Männer immer noch so.»

Nicht nur bei Rennfahrern, insbesondere bei Männern Marke Otto Normalverbraucher herrscht noch immer die Meinung vor, dass Frauen sowieso die schlechteren Autofahrer seien und sie daher im Rennsport nichts zu suchen hätten. «In der Tat war es wirklich extrem schwer», bestätigt die damalige Brabham-Pilotin. «Das Debüt und das Zusammenleben in den paar Monaten in der Formel1 waren für mich mehr als schwierig. Als sie mich durch Damon Hill ersetzt haben, weil das Team Finanzprobleme hatte und Damon Hill ihnen die Revision der Motoren gratis verschaffen konnte, habe ich mich sehr gut gefühlt.»

Sie sei richtig erleichtert gewesen, als sie erfahren habe, dass Hill ihren Platz einnehmen würde. «Ich war sehr zufrieden. Sollte er doch dieses Auto, diese Gurke von einem Auto, das nicht fuhr, fahren, dann würden mir die Kritiker nicht mehr auf die Nerven gehen. Es gibt so viele andere schöne Dinge im Rennsport zu tun, es gibt nicht nur die Formel1. Ich war sehr glücklich und habe mich viel besser gefühlt. Es gab zu viele Spannungen.»

Bis die Herren der Schöpfung Frauen als gleichwertig akzeptieren, und das nicht nur im Rennsport, kann aber noch eine ganze Weile vergehen. «Ich glaube, dass zum Beispiel auch Anwältinnen, Politikerinnen dasselbe Problem haben. Die Männer fühlen sich überlegen. Ich weiß nicht, wer ihnen das in den Kopf gesetzt hat. Ich glaube, wir müssen die Einstellung unserer Söhne ändern. Die Frauen müssen die Mentalität ihrer Söhne schon von klein auf ändern, dass sie auch Frauen eine Chance geben.»

Daher gelte nicht nur im Sport, aber da ganz besonders, dass eine Frau immer viel mehr tun und besser sein müsse als ein Mann, um es zu etwas bringen zu können, phliosophiert Giovanna. «Ich kann sagen, dass im Sport sicher eine Frau mehr trainieren muss als ein Mann, um die gleichen Resultate zu erreichen. Man braucht eine gehörige Portion psychische Kraft und eine beachtliche physische Resistenz. Daher muss eine Frau viel mehr und viel besser trainieren. Wenn eine Frau im Leben das gleiche tun will wie ein Mann, muss sie es mehr als doppelt besser machen.» Gott sei Dank sei das aber nicht so furchtbar schwer, grinst sie.

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