Gary Anderson: «Wieso wird Hülkenberg gestraft?»
Einer der Aufreger des GP-Wochenendes von Südkorea: die leidige Gewichtsfrage. SPEEDWEEK.com-Leser wissen: Es hat nicht erst mit Nico Hülkenberg begonnen. Seit einigen Wochen wird McLaren unterstellt, einige Techniker wollten den Deutschen deshalb nicht verpflichtet, weil er grösser und schwerer sei als ein Sergio Pérez.
Gegenwärtig beträgt das Mindestgewicht eines Rennwagens samt Fahrer 642 Kilogramm. Aufgrund der neuen Antriebseinheiten 2014 (V6-Turbomotor mit Mehrfach-Energierückgewinnung) wird diese Zahl auf 690 angehoben. Weil jedoch genau diese neuen Aggregate schwerer sind, suchen die Rennställe noch immer tendenziell nach kleineren und leichteren Fahrern – das gibt den Technikern die Möglichkeit, den Wagen mit Ballast besser ausbalancieren zu können. Es gibt sogar Ingenieure, die glauben: einige Teams werden es schwierig finden, überhaupt aufs Mindestgewicht zu kommen. Da spart man natürlich lieber beim Fahrer.
Nun erhebt auch Gary Anderson seine Stimme. Der Technikexperte der BBC und frühere Technikchef der Rennställe Jordan, Stewart Grand Prix und Jaguar ist entrüstet: «Das ist einfach nur lächerlich, selbst wenn Hülkenberg vielleicht froh ist, wenn ihn McLaren nicht will – wenn ich daran denke, wo die im Moment herumfahren. Ja, ein Fahrer, der etwas mehr wiegt als ein Federgewicht ist von Nachteil. Aber gewiss nicht so von Nachteil wie im Kartsport oder in der Formel 3. Um sich da durchzubeissen, müssen sich die grossen und schweren Fahrer gewaltig strecken. Ich höre, Hülkenberg ist auf gutem Weg zu einem Lotus-Vertrag, und darüber würde ich mich sehr freuen. Denn wie dumm ist ein Sport, in dem einem Talent wie Nico Hülkenberg Wege verbaut werden wegen seines Gewichts?»
«Wenn das Reglement die Rennställe dazu zwingt, nur noch kleiner gewachsene und damit leichtere Piloten zu verpflichten, dann gehört so ein Reglemen geändert und basta. Wenn ich jedenfalls die Wahl hätte zwischen einem kleineren, aber mittelmässigen Piloten oder einem grösseren, aber talentierteren, dann muss ich doch nicht zwei Mal überlegen, was ich täte. Das Plus an Gewicht lässt sich irgendwo wieder wettmachen, ein Manko an Speed aber nicht.»