Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Gary Anderson: «Ferrari seit drei Jahren Mittelmass»

Von Rob La Salle
Der BBC-Technikexperte geht mit dem berühmsten Rennstall der Welt scharf ins Gericht: «Ich frage mich ab und an, ob sich die Italiener nicht selber belügen.»

Fernando Alonso ist auf dem Papier Sebastian Vettels aussichtsreichster WM-Verfolger. Wobei das Wort aussichtsreich vielleicht hier nicht ganz zutreffend ist: Der Spanier liegt um 77 Punkte hinten, und in der Form von Südkorea hinkt das stolze Pferd von Ferrari dem roten Bullen um Meilen hinterher. Gary Anderson, der frühere Technikchef von Jordan, Stewart Grand Prix und Jaguar, geht mit dem berühmtesten Rennstall der Welt gnadenlos ins Gericht.

Gary Anderson in seiner Kolumne bei den Kollegen der BBC: «Gut, Alonso hat noch eine mathematische Chance auf den Titel, aber im Grunde ist das WM-Rennen gelaufen. Im Idealfall holt Vettel den Titel schon am kommenden Wochenende in Japan, realistisch passiert der Titelgewinn in Indien, mit etwas Pech wird’s Abu Dhabi.»

«Fernando Alonso hatte als Ziel für den Südkorea-GP vorgegeben, vor Vettel ins Ziel zu kommen. Aber dazu war einfach das Auto nicht schnell genug. Fernando war auch öfter als für ihn üblich neben der Bahn, das zeigt mir, wie sehr sich Alonso strecken musste.»

«Dass Ferrari im Qualifying nicht glänzt – wüssten Sie auswendig, wann ein Ferrari letztmals auf Pole stand? – das wussten wir schon. Aber normalerweise machte das der bärenstarke Alonso im Rennen wett. Siehe seine zweiten Ränge in Belgien, Italien und Singapur. Doch auch davon war Ferrari in Südkorea weit entfernt. Da musste man sich nicht nur von Lotus und Mercedes, sondern auch vom Sauber Nico Hülkenbergs auf der Nase herumtanzen lassen. Übrigens: Die Antwort auf die Pole-Frage lautet – Hockenheim 2012.»

«Ich muss leider nüchtern festhalten: seit drei jahren schafft es Ferrari nicht, sein Auto auf dem Niveau der besten Teams weiter zu entwickeln. Genau genommen ist Ferrari drei Jahre lang Mittelmass gewesen. Nur dank Alonso konnte man sich Titelchancen ausrechnen. Wenn man sich in Italien nun sagt, nächstes Jahr wird ja alles anders, dann frage ich mich, ob man sich da nicht selber ein wenig belügt. Wenn man es drei Jahre lang nicht schaffte, das beste Auto zu bauen, warum sollte das 2014 passieren?»

«Ferrari ist vor allem in Bezug auf jenen Kniff im Hintertreffen, den Red Bull Racing meisterlich anwendet – die Abgase zur Produktion von Abtrieb zu nutzen. Kein Rennstall schafft es derart, die Strömung genau dorthin zu zwingen, wo sie am effizientesten wirkt. Es ist durchaus kein Zufall, dass jene Teams mit einer ähnlichen Philosophie in diesem Punkt in Südkorea so stark waren – Red Bull Racing, Lotus und Sauber.»

«Der Kniff wird 2014 nutzlos sein: die Abgase weren über ein weit oben platziertes Rohr ins Freie blasen. Das sollte für Ferrari kein Grund zur Erleichterung sein: Wer im gegenwärtigen Reglement einen so wichtigen Designpunkt nicht verstanden hat, wird auch aus dem künftigen Regelwerk nicht das Beste herausholen können.»

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