Jules Bianchi: «Eines Tages im Ferrari fahren»
Jules Bianchi ist bereit: «Ich habe mit Marussia zwei GP-Distanzen im McLaren-Simulator absolviert»
In Südkorea musste Jules Bianchi erstmals mit dem letzten Startplatz Vorlieb nehmen, nachdem der Marussia-Pilot eine Strafversetzung um drei Startplätze kassiert hatte, weil er Force-India-Fahrer Paul di Resta im Qualifying im Weg gewesen war.
Weil der 24-Jährige aus Nizza am vergangenen Rennwochenende seine zweite und dritte Verwarnung und damit eine Strafversetzung um zehn Starplätze kassiert hatte, muss er auch bei seiner Premiere auf dem Suzuka Circuit vom letzten Startplatz los. Vor dem 15. Grand Prix seiner Formel-1-Karriere stand Bianchi SPEEDWEEK.COM Rede und Antwort.
Jules Bianchi, welche besonderen Talente würdest Du als Teamchef über Dich selbst hervorheben?
Schwer zu sagen... Ich schätze, ich würde meinen Speed im Qualifying und meine Konstanz im Rennen herausstreichen.
Inwiefern kann man im langsamen Marussia-Renner seine Fahrkünste verbessern?
Ich verbessere mich stetig. Es ist immer noch sehr schnell und wir müssen den gleichen Fahrstil pflegen wie alle anderen. Man kann etwa bei den längeren Trainings-Fahrten versuchen, den Reifenabbau zu optimieren. Es ist auch eine gute Erfahrung, am Ende des Feldes zu fahren.
Welches ist das grösste Handicap von Marussia in diesem Jahr?
Wir haben wohl weniger am Auto gearbeitet als unser Hauptgegner Caterham. Trotzdem war die Arbeit nicht schlecht und wenn wir die richtige Fahrzeug-Abstimmung finden, dann fährt es sich auch ganz okay.
Ist Caterham-Fahrer Charles Pic dein grösster Gegner?
Nicht nur, denn auch meinen Teamkollegen gilt es zu schlagen. Insgesamt sind wir zu weit vom Mittelfeld entfernt. An der Spitze ist der Konkurrenzkampf natürlich härter, weil die Top-Teams viel schneller entwickeln.
Der provisorische Rennkalender für 2014 sieht 22 Grands Prix vor. Was denkst Du darüber?
Das ist kein Problem für mich. Für das Team ist es aber komplizierter, vor allem für die Mechaniker. Viele von ihnen haben Familien, und dann ist ein so umfangreiches Reise-Programm natürlich nicht einfach.
In welchem Bereich hast Du Dich seit Deinem Karriere-Start am stärksten verbessert?
Ich bin vor allem selbstbewusster geworden. Ich weiss jetzt, dass ich mich auf der Strecke verbessern kann. Und das ist gut so.
Auf der Strecke oder ganz allgemein?
Ich fühle mich wohl im Team und das wirkt sich positiv auf meinen Fahrstil aus. Ich fühle mich selbstbewusster, mit diesem Team im Rücken.
Was ist wichtiger für Dich: Gute Zweikämpfe oder eine Zielankunft?
Ich versuche natürlich, beides zugleich hinzubekommen: Das Rennen zu beenden und am Limit zu fahren.
Wie lautet das Ziel für Die restlichen fünf Rennen der Saison? Dein Bestes Resultat ist ein beachtlicher 13. Rang...
Es braucht schon ein verrücktes Rennen, um ein so gutes Ergebnis einzufahren.
Wie lautet die Zielvorgabe für den 15. Grand Prix in Suzuka?
Ich kenne die Strecke noch nicht, deshalb ist es schwer, Voraussagen zu machen. Ich werde mein Bestes geben, aber mit der Strafversetzung in der Startaufstellung wird es schwierig, ein gutes Resultat herauszufahren.
Wie oft hast Du den Suzuka-GP im Simulator bestritten?
Ich habe mit Marussia zwei GP-Distanzen absolviert und ich glaube, im letzten Jahr mit Force India auch ein paar Runden gedreht. Insgesamt waren es etwa 100 Runden. Meine Bestzeit habe ich nicht im Kopf, aber ich weiss, welcher Abschnitt mir am Besten gefallen hat. Der erste Sektor ist sehr interessant und sicher auch nicht einfach zu fahren. Es ist schwierig, die Ideallinie zu finden. Ich sitze vor jedem Rennen im McLaren-Simulator – der übrigens einer der Besten ist – und nutze die Informationen, die sich daraus ergeben, um meinen Fahrstil auf der Strecke zu verbessern. Für den Japan-GP hatte ich einen halben Tag Zeit, da am Nachmittag die Probefahrten für das Rennen in Südkorea auf dem Programm standen.
Vor einer Woche hat Marussia in Mokpo Deine Vertragsverlängerung verkündet. Welches Ziel hast Du Dir für die nächste Saison?
Das ist schwer zu sagen – ganz allgemein will ich mich verbessern und noch besser in Form sein als in diesem Jahr. Ein Startplatz in der Mitte des Feldes und die ersten Punkte stehen auch ganz weit oben auf unserer Liste.
Wo musst Du Dich noch verbessern?
Wir starteten mit einem besseren Auto als Caterham in die Saison, doch wir konnten uns nicht weiter verbessern. Das wollen wir besser machen – wir wollen das Auto das ganze Jahr über weiterentwickeln.
Wie gross ist die Herausforderung, dann erstmals mit dem Ferrari-Motor im Heck zu starten?
Das wird sicher schwierig, mit all’ den neuen Regeln und den 1,6-Liter-V6-Turbo-Antriebseinheiten. Die Umstellung ist eine Herausforderung, aber ich hoffe, dass der neue Motor die Dinge vereinfacht.
Was weisst du schon über den neuen Ferrari-Motor?
Noch gar nichts.
Du wurdest in diesem Jahr oft überrundet...
Das habe ich oft erlebt und deshalb auch trainiert, den Weg frei zu machen. Daran gewöhnt man sich. Man verliert dabei natürlich viel Zeit, etwa zwölf Sekunden pro Runde. Zudem ist es hinterher schwierig, die Reifen wieder auf Betriebstemperatur zu bringen. Es ist eine harte, aber auch gute Schule...
Bleibst Du Teil des Nachwuchsprogramms Ferrari Driver Academy?
Natürlich und ich hoffe, dass ich eines Tages gut genug bin, um in einem Ferrari Grands Prix zu bestreiten.