Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Lotus: Kovalainen für Valsecchi, Ersatzpilot verhöhnt

Von Mathias Brunner
Davide Valsecchi: F1-Experte für die italienische Sky ja, Rennfahren nein

Davide Valsecchi: F1-Experte für die italienische Sky ja, Rennfahren nein

Statt Kimi Räikkönen wird Heikki Kovalainen für Lotus fahren, nicht Davide Valsecchi: Ist der Posten des Test- und Ersatzfahrers in der Formel 1 eine Karrierensackgasse?

Der frühere Formel-1-Fahrer Taki Inoue aus Japan bringt es auf den Punkt. Der Japaner twittert: «Was ist unterm Strich genau die Rolle des Reservefahrers in der Formel 1? Einfach ein wenig um die Welt reisen und Teamkleidung tragen?» Inoue spielt auf die Situation bei Lotus an: Für Kimi Räikkönen (der sich einer Rückenoperation unterzieht und nicht mehr fahren wird) steigt keiner der offiziellen Lotus-Test- und Ersatzfahrer ein (nicht Davide Valsecchi, nicht Jérôme d’Ambrosio, nicht Nicolas Prost), sondern Caterham-Edelreservist Heikki Kovalainen!

Das erinnert stark an Ferrari 1999, die nach dem Beinbruch von Michael Schumacher in Silverstone nicht Testfahrer Luca Badoer beförderten, sondern Mika Salo engagierten.

Badoer wiederum kam zehn Jahre später zum Einsatz, dieses Mal für den verletzten Felipe Massa, zog sich dabei aber im Sommer 2009 so jämmerlich aus der Affäre, dass er durch Giancarlo Fisichella ersetzt wurde (dem es kaum besser erging).

Die Wahrheit ist: Nur wenige der von den Rennställen für 2013 als Test- und Ersatzpiloten genannten Fahrer haben echte Chancen, auch wirklich einen Grand Prix zu bestreiten, sollte einer der Stammfahrer unpässlich sein.

Reservisten: Wer hat Chancen, wer ist Notnagel oder Geldesel?

Davide Valsecchi ist nicht der Einzige, der sich verschaukelt vorkommen muss. Wer unter den Formel-1-Reservisten hätte echte Chancen, Grands Prix zu fahren? Wir schreiten rasch durchs GP-Feld und stossen auf Erstaunliches.

Reservefahrer für Red Bull Racing (und Toro Rosso) ist eigentlich Sébastien Buemi. Seit der Westschweizer bei Toro Rosso als Rennfahrer aussortiert wurde, leistet er im Simulator wertvolle Arbeit. Wenn heute jedoch Vettel oder Webber nicht einsatzfähig wären, dann würde Daniel Ricciardo in aller Wahrscheinlichkeit zum Hauptteam Red Bull Racing gezogen (er fährt 2014 sowieso dort), während der junge Russe Daniil Kvyat in den Toro Rosso klettern würde (er fährt 2014 sowieso dort).

McLaren setzt bei Tests regelmässig die beiden Briten Gary Paffett und Oliver Turvey ein, doch beiden fehlte Monoposto-Erfahrung, um WM-Läufe zu bestreiten. Ihnen würde blühen, was Badoer und Fisichella passierte – sie würden untergehen.

Bei Ferrari hat Pedro de la Rosa am meisten Erfahrung, er würde wohl für Alonso oder Massa einspringen. Dem jungen Davide Rigon mangelt es an Formel-1-Routine, Marc Gené ist zu alt, Kamui Kobayashi hat bei einer Demofahrt in Moskau einen Ferrari in die Leitschienen gesetzt, was in der Regel als wenig karriereförderlich gilt.

Mercedes hat offiziell keinen Ersatzmann genannt. Bei den Silberpfeilen heisst es, man würde sich erst dann um diese Frage kümmern, wenn sie akut würde. Wahrscheinlichster Ersatzmann für Lewis Hamilton und Nico Rosberg: GP2-Fahrer Sam Bird, der wie Buemi regelmässig im Teamsimulator sitzt. Im Simulator testet auch Robert Kubica, doch der Pole könnte nicht Rennen fahren – zu wenig Beweglichkeit im rechten Handgelenk und im rechten Ellbogen, die beim schweren Rallyeunfall anfangs 2011 übel zugerichtet wurden.

Force India besitzt einen dritten Fahrer, der Talent und Speed besässe, um sofort einzuspringen – James Calado.

Bei allem Respekt für Susie Wolff für ihre Testzeiten mit Williams im vergangenen Juli beim Nachwuchsfahrertest von Silverstone: Es ist schwerlich vorstellbar, dass sie für Valtteri Bottas oder Pastor Maldonado zum Einsatz käme. Da bietet der junge Brasilianer Felipe Nasr mehr Potenzial.

Seit Sauber den Holländer Robin Frijns entlassen hat, sind die Schweizer ohne dritten Mann. Als Nico Hülkenberg in Arabien krank und ein Einsatz im ersten Training in Gefahr war, wurde klar – der Reservemann hiesse Pedro de la Rosa, der 2010 und 2011 für die Hinwiler Grands Prix fuhr.

Caterham ist in einer noch besseren Lage als Force India: Mit dem GP2-Fahrer Alexander Rossi (hier in Texas am Freitag im Einsatz) steht ein junger Mann bereit, der sofort einspringen könnte. Heikki Kovalainen wird Lotus fahren, für 2014 will der Finne einen permanenten Sitz bei Caterham.

Bei Marussia ist der Venezolaner Rodolfo Gonzalez bislang als Freitag-Testfahrer so langsam gewesen, dass die Briten mit russischen Besitzern dankbar sein müssen, wenn Jules Bianchi und Max Chilton fit sind.

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