Sebastian Vettel: «Und dann wurde es chaotisch ...»
Vettel verliert beim Start Rang 1 an Nico Rosberg
Wie in Austin wurde es ziemlich emotional am Funk: «Danke, Jungs, ich liebe euch alle!» sagte Sieger Sebastian Vettel mit brechender Stimme und fügte hinzu: «Erinnert euch immer an diese Momente, vielleicht kommen sie nie wieder ...»
Vettel hat in der Saison 2013 nur in einem Rennen nicht geführt (in Monaco), er hat rund 450 von den letzten 500 Runden des zweiten WM-Saisonteils geführt, er hat neun Grands Prix in Serie gewonnen, was noch kein Formel-1-Fahrer geschafft hat, er schaffte dreizehn Siege in der gleichen Saison (keiner hat mehr, nur Schumi hat gleich viel).
«Der Speed und die Konstanz in der zweiten Saisonhälfte sind – pardon für meine Wortwahl – pervers gewesen», sagt Vettel. «Ich weiss gar nicht mehr, was ich über die letzten Rennen sagen soll. Der Wagen wurde von Rennen zu Rennen immer besser.»
«Ich wüsste nicht, wie ich die Saison hätte besser abschliessen können – was für eine zweite Saisonhälfte, was für ein Jahr! Ich muss zugeben, dass mir meist die Worte fehlen, um unseren Erfolg angemessen zu beschreiben. Ich glaube auch nach wie vor, dass ich selber das nicht richtig einordnen kann. Das muss alles etwas mehr sacken. Ich bin einfach nur glücklich und stolz, dass ich Teil dieses Teams sein darf. Ich weiss, ich habe das schon einmal gesagt, aber es ist mir ganz wichtig, also wiederhole ich es gerne noch einmal – eine solche Serie kommt nicht einfach so von selber zustande. Da steckt unheimlich viel Plackerei von ganz vielen ganz besonderen Menschen dahinter.»
Gruss an Mark Webber
Natürlich wird Vettel auch auf Mark Webber und seinen letzten Grand Prix angesprochen. Vettel sagt: «Ich weiss, dass wir nicht immer die beste Beziehung hatten, und es ist kein Geheimnis, dass wir keine Freunde geworden sind. Aber die meiste Zeit über war unser Verhältnis von Respekt geprägt. Wir haben uns beide immer zu besseren Leistungen angestachelt, und davon konnte vor allem das Team profitieren. Ich darf wohl behaupten, dass wir eines der erfolgreichsten Fahrerduos in der Formel 1 gewesen sind, und vor diesem Hintergrund bedaure ich es, dass er aufhört. Ich wünsche ihm für die Zukunft alles nur erdenklich Gute.»
Grund für das Boxenstopp-Chaos
Eine Kaffeefahrt zum Sieg war Brasilien nicht, auch wenn es für einige so ausgesehen haben mag. Sebastian präzisiert: «Mein Start beispielsweise war nicht der Hammer, die Räder drehten zu stark durch, Nico konnte sofort vorbei und Fernando war auch unangenehm nahe. Ich sparte mir dann eine Prise KERS, um Rosberg noch in der ersten Runde zu kassieren und wieder vorne zu sein. Von da an liefe es eigentlich recht gut, ich konnte einen Abstand herausfahren. Dann kam der zweite Boxenstopp und der war reichlich chaotisch ...»
Der Grund dafür ist dieser: Red Bull Racing glaubte nach dem Unfall von Bottas und Hamilton an eine Safety-Car-Phase, daher wurden beide Fahrer zur Box gerufen.
Sebastian erzählt weiter: «Der Ruf kam ziemlich spät, erst in Kurve 12. Natürlich dachte ich daran – hoffentlich ist alles parat. Und dann fehlte wie vor einem Jahr hier der rechte Vorderreifen! Ich musste warten, hinter wir wartete Mark ebenfalls, Chaos. Nachher half es auch nicht, dass wir mitten im Verkehr wieder rauskamen, und zum Schluss fing es an zu nieseln. Du weisst hier nie, ob es gleich tüchtig schütten oder so weiternieseln wird. Ich sah die Wolken kommen und wusste – wenn die sich öffnen, dann kann das Rennen einen ganz anderen Ausgang nehmen.»
Wie sich herausstellte, blieb es aber beim Niesel. Und die Räder waren deshalb nicht bereit, weil man eigentlich Mark Webber zuerst abfertigen wollte, diese Pirelli (in grauen Decken) lagen zunächst parat, dann mussten in aller Eile die Reifen von Seb (in blau gekennzeichneten Heizdecken) geholt werden.
Auf eine gewisse Weise ist das bei der Perfektion von Red Bull Racing tröstlich: Auch beim Dauer-Weltmeister läuft nicht immer alles perfekt.
Schlusswort von Sebastian Vettel: «Eine unfassbare Saison. Jetzt freue ich mich auf einige Wochen Ruhe. Dann beginnt in der Formel 1 mit den Turbos eine neue Ära. Und selbst wenn wir alle eine lange Saison in den Knochen haben und müde sind – darauf freue ich mich sehr.»