Norbert Haug: «Kein Deutschland-GP ist bedenklich»
Norbert Haug vor zwei Jahren am Nürburgring
Zum ersten Mal seit 1960 gibt es in diesem Jahr keinen Grand Prix von Deutschland. Nach monatelangem Ringen sagten die Betreiber des Hockenheimrings vergangene Woche, dass sie nicht Gastgeber spielen würden. Der Nürburgring, der 2015 turnusmäßig an der Reihe gewesen wäre, scheidet aus, da sich die neuen Besitzer nicht mit Promoter Bernie Ecclestone einig werden konnten. Der Brite gab zu, dass Geld das Problem sei, sah allerdings keines in einer Streichung des Traditionsrennens aus dem Kalender.
Norbert Haug, der ehemalige Mercedes-Motorsportchef, kann diese Entwicklung nicht verstehen. «Das sendet nicht das richtige Signal für das Autoland Deutschland», sagte Haug im SWR. «Deutschland ist die Formel-1-Nation überhaupt, und ausgerechnet da gibt es kein Rennen. Das ist bedenklich.»
Deutschland hat mit Sebastian Vettel nicht nur den viermaligen Weltmeister im Feld, Mercedes ist amtierender Weltmeister und mit Nico Rosberg und Nico Hülkenberg gibt es auch zwei weitere Piloten. Haug will aber nicht die ganze Schuld den Organisatoren in die Schuhe schieben, sondern vielmehr der Formel 1 als Ganzes.
«Der Fußball macht das wunderbar. Die Stadien sind voll - der Motorsport muss sich was einfallen lassen, um die Kunden zu befriedigen.»
Damit bläst Haug in dasselbe Horn wie der stellvertretende Force-India-Teamchef Bob Fernley. Der meinte am Wochenende ebenfalls, die Formel 1 müsse sich etwas einfallen lassen, «um sicherzugehen, dass sie die Wünsche der Fans, der Teams, der TV-Sender, der Medien und der gesamten Gruppe berücksichtigt», mahnte er gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. «Ich glaube nicht, dass wir momentan einen guten Job machen.»
Sepang-Chef Razlan Razali führte den Zustand von Manor als mahnendes Beispiel für den Zustand der Königsklasse an. Das Team konnte in Malaysia nur ein Auto einsetzen, in Melbourne standen die beiden Boliden das gesamte Wochenende nur in der Garage. «Ich finde, das macht den Sport komplett lächerlich», schimpfte Razali.