2016: Reifenreglement unklar, wovor Pirelli Angst hat
Was wird Pirelli für die Saison 2016 vorbereiten?
Der Plan war von Force India angeschubst worden: Pirelli sollte nicht mehr lediglich zwei Trockenreifenmischungen zu einem Grand Prix bringen – hier in Kanada beispielsweise superweich und weich. Vielmehr sollte es vier, möglicherweise sogar sechs verschiedene Mischungen geben, und die Rennställe würden dann frei wählen können. Robert Fernley, der stellvertretende Teamchef von Force India: «Das würde in Sachen Strategie ganz neue Perspektiven eröffnen. Es wäre auch eine Chance, mit einer wagemutigen Vorgehensweise ein überraschendes Ergebnis zu erreichen.»
Nach einer Sitzung hier in Kanada steht es in den Sternen, ob das Reglement geändert wird. Denn die Teams sind sich – wieder einmal – nicht einig über die Umsetzung. In der Arbeitsgruppe Sport, mit den Team-Managern aller Rennställe, sind verschiedene Möglichkeiten erörtert worden. Zur Wahl standen unter anderen: Kein Start mehr auf dem Reifentyp, der im Abschlusstraining verwendet wurde (wie es heute der Fall ist); drei Mischungen pro Wochenende; freie Mischungswahl; sechs Reifenmischungen für die ganze Saison; ein Joker-System, das einem vier bis fünf Mal pro Saison freie Reifenwahl lässt.
Bei allen Vorschlägen bleibt ein Einwand von Pirelli bestehen: Die Änderung im Reglement darf nicht zu Lasten der Sicherheit gehen. Pirelli würde es zwar begrüssen, wenn die Rennställe durch eine kühne Taktik für ungewöhnliche Rennen sorgen, aber den Mailändern graust die Vorstellung, wie Bilder von zerfledderten Reifen um die Welt gehen oder es zu Unfällen wegen zerschlissener Walzen kommt.
Pirelli hat auch Bedenken wegen der Logistik. Um verschieden Reifentypen bereit zu stellen, brauchen die italienischen Spezialisten mehr Vorlaufzeit. Pirelli pocht dabei einmal mehr darauf, dass man mehr testen müsse. Gegenwärtig ist die Testarbeit mit den Rennställen stark eingeschränkt.
Geht uns in Sachen Reifen die Zeit aus? Wird sich also für 2016 überhaupt nichts ändern? Lotus-Chefingenieur Alan Permane ist nicht dieser Ansicht: «Wir sind alle der Überzeugung, dass sich hier etwas ändern muss. Wir brauchen aber gemeinsam mehr Zeit, um die ganzen Details auf die Reihe zu bekommen.»