Ferrari und Haas F1: FIA-Regeln missachtet?
Haas F1-Teamchef Günther Steiner: «Wir bauen immer noch unser eigenes Chassis und auch die ganze Aerodynamik kommt von uns»
Schon im Mai hatte die Zusammenarbeit zwischen Ferrari und Formel-1-Neueinsteiger Haas F1 für Wirbel gesorgt. Die Konkurrenz vermutete hinter der Nutzung des Ferrari-Windkanals durch Haas F1 einen Regelbruch. Um die Anschuldigungen zu überprüfen schickte der Automobilweltverband FIA Aerodynamik-Experte Marcin Budkowski nach Maranello.
Die Prüfung ergab: Bei der Scuderia wird trotz Haas-Schützenhilfe nicht getrickst. Das Verhältnis zwischen dem ältesten Formel-1-Rennstall der Welt und dem Neueinsteiger für 2016 sei eine aussergewöhnliche Kooperation, welche die Regeln aber nicht verletze.
Nun beschwert sich die Konkurrenz wieder – und zwar, weil Ferrari Techniker an die Truppe des kalifornischen Unternehmers Gene Haas ausgeliehen haben soll – was nach geltenden Regeln nicht erlaubt ist. Offenbar sollen am 31. Oktober 70 Haas-Mitarbeiter entlassen werden, die ab 1. November wieder auf der Ferrari-Gehaltsliste stehen sollen. Wie die Kollegen von f1-insider.com berichten, sollen diese Mitarbeiter unter dem Tarnnamen Dallara das Haas-Auto für die Saison 2016 entwickelt haben.
Die Verantwortlichen von Haas F1 machen kein Geheimnis daraus, dass die Zusammenarbeit mit Ferrari so eng wie möglich läuft. «Von den Teams, die in den letzten zehn Jahren in die Formel 1 gekommen sind, ist nur ein einziges übrig geblieben. Deshalb haben wir alles sehr genau durchdacht und sind auf einige ziemlich ungewöhnliche Ideen gekommen», erklärte etwa Haas-F1-Teamchef Günther Steiner gegenüber formula1.com.
«Man kann nicht noch einmal den gleichen Weg gehen, wenn die Vergangenheit gezeigt hat, dass dieser Weg zu nichts führt», betonte der Südtiroler, und bestätigte, dass man nicht nur beim Motor, sondern auf so vielen Gebieten wie möglich eine enge Kooperation zu Maranello pflege. Auf die Frage, ob Haas im Grunde ein B-Team von Ferrari sei, erklärte er: «Es ist schwer zu sagen, zu welchem Anteil das Auto gleich ist, aber es geht in diese Richtung.»
Steiner beeilte sich aber auch klarzustellen: «Versteht mich nicht falsch, wir bauen immer noch unser eigenes Chassis und auch die ganze Aerodynamik kommt von uns. Ich verstehe, dass reine Kundenautos gefährlich sind, weil dadurch die Situation entstehen könnte, dass man zu viele gleiche Autos in der Startaufstellung stehen hat. Jeder will natürlich das beste Auto einsetzen. Aber wenn mann die Aerodynamik-Entwicklung unabhängig vorantreibt, ist das für mich derzeit ein guter Kompromiss.»