Neue Quali in Melbourne: Abgenickt, nicht eingeführt?
Abschlusstraining in Australien: Zwei bleiben übrig
In Genf hat eine Sitzung des so genannten Motorsport-Weltrats stattgefunden, jenes Gremiums des Autoverbands FIA, das Änderungen im technischen und sportlichen Reglement abnickt oder ablehnt. In der Regel wird abgenickt, so wie auch beim neuen Quali-Prozedere. Die neue Form des Abschlusstrainings hat im Rahmen der Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ähnlich viel zu reden gegeben wie der Kopfschutz «Halo». Beides wird in Fan-Foren mit Leidenschaft diskutiert und kommentiert.
Die Einführung dieses Systems ist eine hochnotpeinliche Zangengeburt. Denn die meisten Fahrer sagen: «Wieso überhaupt ein neues Abschlusstraining, was war falsch an dem alten?»
Hintergrund: Auf diese Weise soll das Training spannender gestaltet werden, die Fans sollen mehr Aktion auf der Bahn erleben. Im Eliminationsverfahren kann man es sich selten leisten, unbekümmert an der Box zu stehen. Williams-Technikchef Pat Symonds: «Die neue Quali könnte die Reihenfolge schon ein wenig durcheinander würfeln. Weil die Teams Fehler machen werden.»
Nach der Ankündigung der FIA, dass es eine neue Qualifikation geben würde, meldete sich zunächst Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zu Wort: Vielleicht müsse man damit bis zum Spanien-GP warten, die entsprechende Software der Zeitnahme werde wohl nicht fertig.
Dann spendierte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne seinen Senf. Er gab zum Besten: «Ich bin nicht sicher, ob die Vorschläge von Bernie Ecclestone für Ferrari akzeptabel sind.»
Leider hatte der Spitzenmanager dabei vergessen, dass sein Teamchef Maurizio Arrivabene bei der Sitzung der Formel-1-Kommission (23. Februar) für die Einführung der neuen Qualifikation gestimmt hat. Und dass Marchionne kein Mitspracherecht beim FIA-Weltrat geniesst.
Die Fahrer reagierten genervt, weil kein Mensch sie nach ihrer Meinung gefragt hatte. Force-India-Pilot Sergio Pérez: «Wir sind mit den Änderung nicht einverstanden. Das neue System scheint für Insider und Fans gleichermassen verwirrend zu sein. Wir fanden, das Abschlusstraining ist nichts, was in der Formel 1 geändert gehört.»
Mercedes-Star Nico Rosberg: «Ich bin Änderungen gegenüber immer offen und finde es auch gut, wenn etwas in Frage gestellt wird. Aber die Art und Weise, wie das neue Quali-Prozedere bislang eingeführt worden ist, finde ich wenig professionell.»
Nun hat der FIA-Weltrat also beschlossen: Die neue Quali kommt. Und zwar schon ab Australien. Es gibt aber ein Hintertürchen.
Denn im Text des Autoverbands steht zu lesen: «Der Motorsport-Weltrat hat das neue Qualifikationsformat gutgeheissen, dessen Prinzip von der Formel-1-Kommission einstimmig angenommen worden war. Das neue System soll zum ersten GP-Wochenende der Formel-1-WM 2016 eingeführt werden.»
Haben Sie es bemerkt: Es heisst «soll». Und das wiederum unterstellt, dass bei diesem peinlichen Hin und Her das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Reaktion von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gegenüber dem Nachrichtenportal von «Forbes»: «Wir haben das System so angenommen wie wir darüber abgestimmt hatten. Zunächst wurde mir gesagt, es sei vielleicht schwierig, die passende Software zu schreiben, aber das hat sich erledigt.»
«Ich mag dieses neue Quali eigentlich nicht, aber es ist wichtig, dass wir etwas machen, selbst wenn das bedeutet, dass wir etwas einführen, das mir gegen den Strich geht. Es könnte der Show helfen, wenn wir ein paar Leute rauskegeln. Zwei Autos am Schluss gegeneinander, das klingt doch spannend.»
Und das hier soll also spannend werden: Das neue Format wird so aussehen, dass im 16-minütigen Q1 nach sieben Minuten der langsamste Fahrer ausscheidet, danach alle 90 Sekunden ein weiterer, bis insgesamt sieben Piloten raus sind. 15 Fahrer rücken vor ins Quali 2.
Q2 verläuft ähnlich (erster Fahrer nach sechs Minuten raus, sieben Fahrer scheiden aus, acht Piloten kommen eine Runde weiter), Q3 ebenfalls (erster Fahrer nach fünf Minuten raus). In den letzten 90 Sekunden blieben schliesslich zwei Fahrer übrig, sie machen die Pole unter sich aus.
Ob das alles der grosse Knaller ist, werden wir am 19. März erfahren, beim Abschlusstraining zum Grossen Preis von Australien in Melbourne.
Der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle meint: «Gebt dem neuen Format eine Chance. Nach einigen Abschlusstrainings fällen wir unser Urteil. Im schlimmsten Fall können wir immer noch zum bewährten System zurückkehren.»
Zweiter Wintertest Barcelona, die Bestzeiten
1. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF16-H, 1:22,765 (Do) U
2. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF16-H, 1:22,852 (Fr) S
3. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:23,022 (Di) W
4. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:23,134 (Fr) U
5. Felipe Massa (BR), Williams FW38-Mercedes, 1:23,193 (Do) W
6. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW38-Mercedes, 1:23,229 (Di) U
7. Nico Hülkenberg (D), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,251 (Do) U
8. Max Verstappen (NL), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:23,382 (Do) U
9. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:23,622 (Mi) W
10. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,721 (Fr) S
11. Kevin Magnussen (DK), Renault RS16, 1:23,933 (Mi) S
12. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:24,427 (Fr) W
13. Jenson Button (GB), McLaren MP4-31-Honda, 1:24,714 (Fr) U
14. Fernando Alonso (E), McLaren MP4-31-Honda, 1:24,735 (Di) W
15. Felipe Nasr (BR), Sauber C35-Ferrari, 1:24,760 (Do) W
16. Jolyon Palmer (GB), Renault RS16, 1:24,859 (Fr) S
17. Pascal Wehrlein (D), Manor MRT05-Mercedes, 1:24,913 (Do) U
18. Marcus Ericsson (S), Sauber C35-Ferrari, 1:25,031 (Fr) W
19. Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:25,049 (Di) W
20. Romain Grosjean (F), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,255 (Fr) W
21. Esteban Gutiérrez (MEX), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,422 (Fr) S
22. Rio Haryanto (RI), Manor MRT05-Mercedes, 1:25,899 (Fr) U
Barcelona-Testzeiten, 8. Tag (Freitag, 4. März)
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF16-H, 1:22,852 (133) S
2. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:23,134 (117) U
3. Felipe Massa (BR), Williams FW38-Mercedes, 1:23,644 (122) S
4. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,721 (60) S
5. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:24,133 (69) M
6. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:24,427 (120) W
7. Jenson Button (GB), McLaren MP4-31-Honda, 1:24,714 (108) U
8. Jolyon Palmer (GB), Renault RS16, 1:24,859 (81) S
9. Marcus Ericsson (S), Sauber C35-Ferrari, 1:25,031 (127) W
10. Romain Grosjean (F), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,255 (66) W
11. Esteban Gutiérrez (MEX), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,422 (18) S
12. Rio Haryanto (RI), Manor MRT05-Mercedes, 1:25,899 (53) U
13. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:27,451 (60) M
Barcelona-Testzeiten, 7. Tag (Donnerstag, 3. März)
1. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF16-H, 1:22,765 (136) U
2. Felipe Massa (BR), Williams FW38-Mercedes, 1:23,193 (119) W
3. Nico Hülkenberg (D), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,251 (137) U
4. Max Verstappen (NL), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:23,382 (159) U
5. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:24,126 (81) M
6. Felipe Nasr (BR), Sauber C35-Ferrari, 1:24,760 (116) W
7. Fernando Alonso (E), McLaren MP4-31-Honda, 1:24,870 (118) S
8. Pascal Wehrlein (D), Manor MRT05-Mercedes, 1:24,913 (48) U
9. Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:25,141 (121) W
10. Jolyon Palmer (GB), Renault RS16, 1:26,224 (98) W
11. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:26,488 (63) M
12. Romain Grosjean (F), Haas VF-16-Ferrari, 1:27,196 (77) W
Barcelona-Testzeiten, 6. Tag (Mittwoch, 2. März)
1. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW38-Mercedes, 1:23,261 (108) S
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:23,622 (73) W
3. Kevin Magnussen (DK), Renault RS16, 1:23,933 (126) S
4. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF16-H, 1:24,611 (151) M
5. Jenson Button (GB), McLaren MP4-31-Honda, 1:25,183 (121) W
6. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:25,235 (135) M
7. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:25,300 (166) M
8. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:26,036 (128) M
9. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:26,298 (91) M
10. Pascal Wehrlein (D), Manor MRT05-Mercedes, 1:27,064 (79) W
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C35-Ferrari, 1:27,487 (55) M
12. Esteban Gutiérrez (MEX), Haas VF-16-Ferrari, ohne Zeit (1)
Barcelona-Testzeiten, 5. Tag (Dienstag, 1. März)
1. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:23,022 (82 Runden) W
2. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW38-Mercedes, 1:23,229 (123) U
3. Fernando Alonso (E), McLaren MP4-31-Honda, 1:24,735 (93) W
4. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF16-H, 1:24,836 (72) M
5. Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:25,049 (69) W
6. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:25,051 (90) M
7. Max Verstappen (NL), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:25,176 (144) W
8. Nico Hülkenberg (D), Force India VJM09-Mercedes, 1:25,336 (121) W
9. Felipe Nasr (BR), Sauber C35-Ferrari, 1:25,493 (103) W
10. Kevin Magnussen (DK), Renault RS16, 1:25,760 (119) W
11. Esteban Gutiérrez (MEX), Haas VF-16-Ferrari, 1:26,661 (23) M
12. Rio Haryanto (RI), Manor MRT05-Mercedes, 1:29,593 (45) W
U = ultraweiche Reifen, S = superweich, W = weich, M = mittelhart
Erster Wintertest Barcelona, die Bestzeiten
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF16-H, 1:22,810 (Di) U
2. Nico Hülkenberg (D), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,110 (Mi) S
3. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF16-H, 1:23,477 (Do) U
4. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:23,525 (Di) U
5. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,650 (Di) S
6. Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:24,293 (Do) U
7. Alfonso Celis (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:24,840 (Do) S
8. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:24,867 (Di) M
9. Marcus Ericsson (S), Sauber C34-Ferrari, 1:25,237 (Di) W
10. Kevin Magnussen (DK), Renault RS16, 1:25,263 (Do) W
11. Max Verstappen (NL), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:25,393 (Do) M
12. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:25,409 (Mo) M
13. Esteban Gutiérrez (MEX), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,524 (Di) W
14. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW38-Mercedes, 1:25,648 (Di) W
15. Romain Grosjean (F), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,874 (Mi) W
16. Pascal Wehrlein (D), Manor MRT05-Mercedes, 1:25,925 (Di) W
17. Felipe Nasr (BR), Sauber C34-Ferrari, 1:26,053 (Do) W
18. Fernando Alonso (E), McLaren MP4-31-Honda, 1:26,082 (Di) W
19. Jolyon Palmer (GB), Renault RS16, 1:26,189 (Di) W
20. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:26,239 (Mi) M
21. Felipe Massa (BR), Williams FW38-Mercedes, 1:26,483 (Do) W
22. Jenson Button (GB), McLaren MP4-31-Honda, 1:26,860 (Mo) W
23. Rio Haryanto (RI), Manor MRT05-Mercedes, 1:28,266 (Do) W
U = ultraweiche Reifen, S = superweich, W = weich, M = mittelhart