Formel-1-Zukunft: Rennen in Afrika, Asien und Amerika
Martin Sorrell will die Formel 1 wieder in Indien fahren sehen
Marketing-Guru Sir Martin orrell macht sich als Vorstandsmitglied der Formula One Group natürlich auch Gedanken über die Zukunft der Königsklasse. Der Werbe-Profi und Kopf des PR-Riesen WPP ist überzeugt: Die WM wird in Zukunft mehr Läufe in den USA sowie in Südamerika, Asien, dem nahen Osten und Afrika austragen.
Im Interview mit den Kollegen von formula1.com erklärt er: «Theoretisch – und auch logisch – betrachtet, müsste man in den USA einen Ostküsten-GP und einen Westküsten-GP austragen. Und ich finde auch, dass wir ein Strassenrennen in Detroit veranstalten müssen, denn das ist immer noch die Motor-Hauptstadt der USA. Wir könnten vier Wochen in Amerika bleiben und in dieser Zeit zwei oder drei Rennen veranstalten – zwei auf jeden Fall.»
Der 71-jährige Unternehmer aus London weiss: «Wenn man als Land global wahrgenommen werden will, bleiben einem nicht viele Sportveranstaltungen, die auch einen weltumspannenden Charakter haben. Man hat die Olympischen Spiele, die Fussball-WM und die Formel-1-Rennen. Die ersten beiden Optionen hat man aber nur alle vier Jahre, und sie finden auch nicht über das ganze Jahr verteilt statt.»
Sorrell erklärt auch: «Ohne ins Detail gehen zu wollen, glaube ich, dass wir als Formel 1 in Asien, Lateinamerika, Afrika und dem mittleren Osten präsenter sein sollen. Das ist es, was unsere Kunden interessiert.» Auf Nachfrage betont er, dass die GP-Stars weiterhin in Shanghai unterwegs sein sollten und auch das Rennen in Indien wieder in den WM-Kalender zurückkehren muss. «Warum nicht auch in Indonesien? Bezogen auf die Bevölkerung wird dieses Land in 25 Jahren nach Indien und China die dritt-bevölkerungsreichste Region der Welt sein.»
Der langjährige Formel-1-Liebhaber, der 1968 für Jackie Stewart arbeitete, geht sogar noch weiter und schlägt vor: «Man kann dann auch über Vietnam und zu einem gewissen Zeitpunkt auch über Nigeria nachdenken. Und dann gibt es noch viele Möglichkeiten in Südamerika: Argentinien, Kolumbien, Peru. Wahrscheinlich werden nicht alle diese Länder einen Grand Prix veranstalten, aber sie ziehen es definitiv in Erwägung.»
Das Argument vieler Fans, die Formel 1 sollte sich lieber auf ihre Wurzeln in Europa besinnen als in motorsport-fernen Gesellschaften vor leeren Rängen aufzutreten, lässt Sorrell nicht gelten: «Das sehe ich ganz anders. Einige europäische Märkte müssen derzeit grosse Herausforderungen meistern. Und wir müssen dahin gehen, wo das Wachstum ist. Das gilt sowohl für mein Business als auch für die Formel 1. Wenn ich mich an 2005 zurückerinnere, dann machten jene Märkte, die wir als schnell wachsend bezeichnen, wahrscheinlich zehn Prozent unseres Geschäfts aus. Heute sind es schon 31 Prozent.»