Hammer-Programm: So geht Audi das Saisonfinale an
Seit dem ersten Rennen im September 2014 ist das Team Audi Sport ABT Schaeffler in der Formel E am Start und hat neben Fahrer- und Teamtiteln sowie mehr als 40 Pokalen schon viel erlebt.
Aber sechs Rennen in neun Tagen am selben Ort – das hat es im internationalen Motorsport noch nie gegeben. Vom 5. bis 13. August wird es Realität: Mit drei sogenannten Double-Headern beendet die Elektrorennserie ihre sechste Saison, die wegen der Pandemie nach dem fünften Saisonlauf Ende Februar in Marrakesch unterbrochen werden musste.
«Normalerweise haben wir sechs Rennen in vier Monaten – jetzt fahren wie sie in neun Tagen. Das bedeutet eine Menge emotionaler, mentaler und körperlicher Herausforderungen», sagt Teamchef Allan McNish. «Es ist eine große Aufgabe, aber auch eine tolle Chance: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Reihenfolge in der Meisterschaft am Ende ganz anders aussieht als jetzt. Dieses Sixpack in Berlin erinnert mich ein bisschen an den Neustart nach einer Gelbphase im letzten Rennen der Saison, wenn nur noch wenige Runden zu fahren sind.»
In der Tabelle liegt Lucas di Grassi – Champion der dritten Saison und mit 31 Pokalen erfolgreichster Pilot der Serie – auf Rang fünf. An der Seite des Brasilianers gibt der zweimalige DTM-Champion René Rast sein Debüt im Team Audi Sport ABT Schaeffler. «Lucas liegt 29 Punkte zurück in der Fahrerwertung. Er liebt die Strecke und hat dort mit Audi in der Vergangenheit große Erfolge gefeiert», sagt McNish. «Das bedeutet nicht, dass es einfach so weitergeht. Aber man kommt natürlich mit einem ganz anderen Gefühl nach Berlin. Für René wird es natürlich eine schwierige Aufgabe. Wir werden alles tun, um ihn optimal zu unterstützen, damit er so schnell wie möglich ins Spiel kommt.»
Um die Formel E zurück auf die Strecke zu bringen, haben die Organisatoren ein knapp 80-seitiges Hygienekonzept ausgearbeitet, das mit den örtlichen Behörden abgestimmt ist und genaue Vorgaben zum Schutz der Gesundheit aller Akteure enthält. Allan McNish lobt die Anstrengungen hinter den Kulissen: «Die Restriktionen wegen der Pandemie spielen eine große Rolle.
Natürlich lässt sich die erforderliche Distanz in einem geordneten Büroalltag leichter gewährleisten als in einem Fahrerlager. Die Formel E hat einen tollen Job mit ihrem Hygienekonzept gemacht, das es uns ermöglicht, endlich wieder Rennen zu fahren.»
Ein wesentlicher Punkt der Restriktionen: Es gilt ein Maximum von 1.000 Menschen auf dem Veranstaltungsgelände – normalerweise sind es fast fünfmal so viele. Das bedeutet: natürlich keine Zuschauer, aber auch keine Medien, keine VIP- und Sponsorengäste, weniger Personal bei Dienstleistern, Streckenbauern, Formel E und der FIA. Auch die Teams sind betroffen.
«Wir sind limitiert auf 19 Personen plus unsere beiden Fahrer», erklärt Allan McNish. «Das bedeutet, dass jeder von uns mehrere Aufgaben übernehmen muss. Das gilt für unsere Ingenieure, die sich die Arbeit anders aufteilen, genauso wie für mich: Ich bin verantwortlich für PR und Marketing, unterstütze unseren Teammanager bei den FIA-Dokumenten und kümmere mich um einige weitere Dinge, die sonst von anderen Teammitgliedern erledigt werden.»
Die Mannschaft in Tempelhof, wo die drei Double-Header jeweils auf einer anderen Streckenvariante ausgetragen werden, kann sich auf Unterstützung aus Neuburg verlassen, wo das Hauptquartier von Audi Sport beheimatet ist: Zusammen mit Audi Motorsportchef Dieter Gass und Formel-E-Projektleiter Tristan Summerscale begleitet ein Ingenieursteam jeden Meter von Lucas di Grassi und René Rast in Berlin.
«Unsere sogenannte Mission Control in Neuburg bekommt für Berlin eine noch größere Bedeutung als bei anderen Rennen», sagt Allan McNish. «Die Ingenieure dort analysieren ganz genau alle Daten, die sie von der Strecke erhalten, und unterstützen bei allen Entscheidungen. Und das nicht nur für unser Werksteam, sondern auch für unser Kundenteam Envision Virgin Racing.»
Teamwork ist in Berlin wichtiger denn je. Allan McNish: «Die Schlüssel zum Erfolg sind eine bestmögliche Vorbereitung und volle Konzentration – egal, was passiert. Natürlich betrachten wir jedes Rennen einzeln, aber wir müssen auch den gesamten Zeitraum im Blick behalten: Wenn andere müde werden, mental oder körperlich, dann wollen wir umso stärker sein.»