MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Formel-E-Restart: Stress für Vielbeschäftigte

Von Gerhard Kuntschik
Die Formel E fährt in Berlin

Die Formel E fährt in Berlin

Als Journalisten Ende Februar beim fünften Saisonrennen angesichts wachsender Corona-Sorgen spekulierten, die Rennen in Rom, Paris usw. könnten schwerst gefährdet sein, wurden sie von der Pressestelle noch gemaßregelt.

Doch die Bedenken waren nicht unangebracht, auch die Formel E wurde nach Marrakesch unterbrochen. Nun wird ab Mittwoch die Saison fortgesetzt – und kurioserweise nach fünf Monaten Lockdown mit sechs Rennen innerhalb von neun Tagen (!) an einem einzigen Schauplatz beendet, der coronamäßig gut abschirmbar ist: auf dem alten Flughafengelände in Berlin-Tempelhof.

Denn die Elektroserie ist mit ihrem bisher erfolgreichen Konzept, zu den Fans in die Zentren großer Städte zu kommen, in Zeiten der Pandemie am schwierigsten wiederzubeleben.

Rennen in Stadtzentren sind derzeit kaum möglich, so war Tempelhof wohl die einzige Möglichkeit. Wie die Formel 1 etc. ohne Zuschauer, ohne Medien (die daheim in einem „virtuellen Media Center“ mit Infos beliefert werden). Um die „Blase“, in die sich Organisation und die zwölf Teams begeben (müssen), möglichst einfach zu halten, wird die Saison im Akkord beendet. Die Rennen finden am 5., 6., 8., 9., 12. und 13. August statt, jeweils mit Qualifying und Super Pole am Nachmittag (14.15 Uhr) und dem Rennen abends (19.00).

Um keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen, wird das Streckenlayout mehrmals verändert. Eintönigkeit im sportlichen Sinn gab es in der Formel E im Gegensatz zur Mercedes-Dominanz der Formel 1 auch in dieser Saison keine: Fünf verschiedene Sieger aus vier Teams wurden bisher gefeiert.

Beim Doubleheader in Ad Diriyah (Saudi-Arabien) triumphierten die Briten Sam Bird aus dem Audi-Kundenteam Envision Virgin bzw. Alex Sims von Andretti-BMW, in Santiago schlug die Stunde des Deutsch-Österreichers Max Günther (Andretti-BMW), in Mexiko war der Neuseeländer Mitch Evans (Panasonic Jaguar) an der Reihe und in Marrakesch der frühere Red-Bull-Junior Antonio Felix da Costa (POR) aus dem Weltmeisterteam DS Techeetah.

Die Folge in der WM-Fahrerwertung: Leader da Costa (67 Punkte) trennen vom Sechsten Stoffel Vandoorne (Mercedes, 38) nur 29 Punkte, dazwischen haben sich Evans (56), Sims (46), Günther (44) und Lucas di Grassi (Audi, 38) platziert.

Da es in der Formel E zusätzlich zum F1-Punkteschema samt einem Zähler für die schnellste Rennrunde auch drei für die Pole position gibt, sind in Berlin maximal 174 Zähler zu holen. In der Teamwertung haben sich DS Techeetah (98) und BMW-Andretti (90) etwas von Jaguar (66) und Nissan e-DAMS (56) abgesetzt.

Das Fahrerfeld wird in Berlin etwas verändert auftreten. Bei Audi beginnt der amtierende DTM-Champion René Rast, am vergangenen Wochenende Fünfter und Erster im Saisonstart der Tourenwagen in Spa, seine Stresstage als Nachfolger des wegen seines E-Sports-Lapsus gefeuerten Daniel Abt.

Der Allgäuer fährt aber trotzdem weiter in der Formel E, weil er bei Nio den Chinesen Ma Qinghua ersetzt, der keine Einreisemöglichkeit nach Deutschland hatte. Im amerikanisch-chinesischen Geox-Dragon-Team von Jay Penske ersetzt Sergio Sette Camara (BRA) den ausgestiegenen Brendon Hartley: Ein neuer Red-Bull-Junior folgt sozusagen einem Ex-Junior. Der Brite Alex Lynn kommt bei Mahindra zum FE-Comeback, weil dort Pascal Wehrlein das Handtuch geworfen hatte. Die Doppelbelastung mit DTM und Formel E müssen neben Rast auch sein DTM-Titelrivale Nico Müller, der in der Formel E bei Geox Dragon unter Vertrag steht, und Robin Frijns bei Envision Virgin bewältigen.

Stress wird es auch für jene Piloten geben, die neben der Formel E auch in der Langstrecken-WM (WEC) Verträge haben: Denn die Wiederaufnahme der Saison geht vom 13. bis 15. 8. in Spa in Szene, wobei sich das letzte Rennen in Berlin und das freie Training in den Ardennen überschneiden.

Dies betrifft FE-Spitzenreiter da Costa (im WEC bei Jota im LMP2), den Champion in beiden Kategorien Sébastien Buemi (im WEC im Werks-Toyota), Lynn (im WEC im Werks-Aston Martin) und Calado (im WEC im AF Corse-Ferrari). Letzterer dürfte im FE-Jaguar in den letzten beiden Berlin-Rennen durch Tom Blomqvist (SWE/GBR) ersetzt werden.


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