Schleiz-Unfälle und die Lehren für die IDM-Zukunft
In der Seng wird 2023 nachgebessert
Der eine oder andere Ausrutscher ist bei jedem IDM-Wochenende fällig. In der Regel gehen diese Abflüge glimpflich aus. Beim IDM-Ausflug nach Schleiz gab es mit Thomas Gradinger (Brustwirbel), Toni Finsterbusch (u.a. Becken) und Jan Mohr (Brust- und Rückenwirbel) drei Schwerverletzte. Alle drei Patienten sind inzwischen wieder in ihrer Heimat und werden dort weiterbehandelt. Die Genesung wird Wochen, wenn nicht sogar Monate in Anspruch nehmen. Umstände, die auch Renndirektor Stefan Beck und seine Mannschaft nicht kaltlassen. Beck spricht im SPEEDWEEK.com-Interview über das Schleiz-Wochenende und die Konsequenzen.
SPEEDWEEK.com: Habt ihr das Alles nach dem Schleiz-Wochenende nochmal analysiert? Du, die Rennleitung, der Promoter und gab es noch neue Erkenntnisse?
Stefan Beck: «Ich bin mit der Motor Presse Stuttgart und dem Serienmanagement im ständigen Austausch zu allen sportlichen Belangen. Auch mit den lokalen Rennleitungen und sportlichen Ausrichtern findet ein permanenter Austausch im Vorfeld und während des Events statt, nach dem Wochenende bleibt man natürlich auch zu speziellen Ereignissen in Kontakt. Wir haben dieses Jahr gemeinsam einige Verbesserungen in Schleiz im Vorfeld umsetzen können. In Kurve 1 wurden zusätzliche Protective Devices an der Streckenbegrenzung installiert, die Auslaufzone in der Stadtkurve wurde massiv verlängert und gibt mehr Raum für eventuelle Bremsdefekte, zudem haben wir in Kurve 15 (Einfahrt Querspange) eine Sicherheitsbarriere installiert, die einen Sturz quer durch das Kiesbett auf den gegenüberliegenden Teil der Strecke verhindert. Ich war zu diesen Themen, sowie auch zur Erstellung der Long Lap Penalty – Route im engen Kontakt mit Toni Finsterbusch, der als Fahrersprecher einen extrem guten Job macht. Er hat mich im Vorfeld und während der Veranstaltung stark unterstützt und wir haben in allen Belangen einen guten Konsens gefunden. Ich wünsche an dieser Stelle Toni, Jan und Tom schnelle Genesung und hoffe, sie bald im Fahrerlager wiederzusehen.»
Es gab den Sturz von Thomas Gradinger und die Seng-Nummer mit Toni Finsterbusch und Jan Mohr. Wie hast Du das alles erlebt?
«Glücklicherweise verfügt Schleiz mittlerweile über eine recht gute Kameraüberwachung, so dass wir in der Race Control direkt die Situationen sehen und bewerten konnten. In solchen Fällen springt dann sofort die Rettungskette an, diese Prozesse sind auf allen Rennstrecken grundsätzlich gleich. Die Sportwarte der Streckensicherung übernehmen die Erstbeurteilung der Lage, die benötigten medizinischen Fahrzeuge werden zum Unfallort entsendet, ein Rädchen greift ins andere. Hier kennt jeder seine Rolle und arbeitet seinen Einsatzbereich professionell ab. Bei den beiden Unfällen bin ich selbst rausgefahren und habe die Sicherheitseinrichtungen überprüft. Daher kam am Sonntag auch der leichte Verzug nach dem Rennen 1 der IDM Superbike zustande, die Sicherheitseinrichtungen mussten mit Hilfe der Schleizer Feuerwehr rasch und professionell repariert werden.»
In einem späteren Interview meintest du, dass im kommenden Jahr unter anderem in der Seng mehr für die Sicherheit getan werden muss. Was genau meinst du damit und womit kann man da im kommenden Jahr rechnen?
«Wir werden im nächsten Jahr auf jeden Fall in der Seng zusätzliche Sicherheitseinrichtungen installieren. Im Herbst werden wir hierzu konkrete Gespräche führen und uns zu den Details abstimmen. Es gibt mittlerweile eine recht große Vielfalt von Protectice Devices, die alle verschiedene Eigenschaften haben. Wir schauen uns daher genau an, an welcher Stelle in der Seng-Kurve wir welche Einrichtungen vorsehen können.»
Schleiz überzeugt immer auch durch den Zuspruch der Fans. Wie schätzt du allgemein die Sicherheitslage der Strecke ein, bei immer stärker werdenden Motorrädern?
«Wir werden aus Schleiz im aktuellen Layout keine MotoGP-Rennstrecke machen können. Dennoch wurden in den letzten Jahren viele Stellen im Bereich Sicherheit verbessert und der MSC Schleizer Dreieck e.V. arbeitet in Abstimmung mit dem Streckenbetreiber weiter an einer positiven Entwicklung – die man auch optisch wahrnehmen kann. Ich sehe aktuell keinen Grund, in Schleiz keine IDM zu fahren.»