Jan Mohr: Mit verschraubten Wirbeln auf der Heimreise
Jan Mohr (re.) wird von seinem Vater heimgebracht
«Mir geht es sehr gut», versichert Jan Mohr gegenüber SPEEDWEEK.com. Nach dem Crash am Schleizer Dreieck hatte der Österreicher seinen Aufenthalt unfreiwillig verlängert und war per Hubschrauber in der Klinik von Zwickau gelandet. Eine Woche war strenges Liegen Pflicht. «Ich habe nur die Decke gesehen», so Mohr. Die ersten beiden Tage war Bruder Ken an seiner Seite, jetzt kam Papa Mohr nach Sachsen gereist und fährt heute mit seinem Junior Richtung heimisches Vorarlberg.
«Ich weiß noch alles», erklärt Mohr, der in der IDM für das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW unterwegs ist, nach den Vorfällen in Schleiz gefragt. Erst hatte es im ersten Rennen so ausgesehen, als wäre Julian Puffe bei der Jagd nach Markus Reiterberger und Florian Alt davongefahren. Doch Mohr und Finsterbusch schafften es, die Lücke von knapp drei Sekunden zu Puffe wieder zuzufahren
Nach zahlreichen Geplänkeln in der vorletzten Runde ging es in der letzten Runde zwischen dem Trio um den letzten Platz auf dem Podest. Puffe, Finsterbusch, Mohr die Reihenfolge. «Ich war direkt an Tonis Hinterrad», beschreibt Mohr die Geschehnisse. «Ich hatte meinen Angriff auf Toni für die Hair-Pin oder die letzte Schikane geplant und wollte in der Seng natürlich so nah dran sein wie möglich. Dann ging es in den Rechtsknick, wo man lediglich ein wenig vom Gas geht und dann umlegt. Toni war dann etwas langsamer als sonst und ich hatte einen guten Schwung. Ich musste aufmachen, sonst wäre ich in ihn reingefahren.»
Anschließend nahm das Schicksal seinen Lauf. Laut Mohr richtete er sein Motorrad auf und ging auf dem Weg geradeaus links an Finsterbusch vorbei. Dabei verhakten sich kurz die Lenker der beiden BMW-Piloten. Das Ganze im sechsten Gang bei etwa 250 km/h. «Ich hatte dann am Lenker einen heftigen Zappler», erzählt Mohr weiter. «Ich bin dann links ins Gras und konnte nicht wirklich was tun. Von das aus ging es wieder ungebremst auf die Strecke und da war gleich Toni vor mir. Ich bin dann über die Scheibe drüber.» Finsterbusch entschied sich zum Absprung und zog sich beim Aufprall unter anderem einen Beckenbruch zu.
«Ich habe mich dann überschlagen», schildert Mohr. «Beim Aufkommen auf dem Boden habe ich gleich gemerkt, dass das wehgetan hat. Ich war noch verdammt schnell und habe gebetet, dass die Bande nicht so schnell näherkommt.» Als Mohr endlich zum Liegen kam, war dem Österreicher erst einmal die Luft weggeblieben. «Dann habe ich Luft geschnappt und erst mal Blut gespuckt. Dass was mit meinem Rücken ist, war klar. Beine und Hände konnte ich bewegen. Dann sah ich Toni ein Stück weiter liegen und er hat sich nicht mehr bewegt.»
Inzwischen sind beide Piloten operiert und auf dem Weg der Besserung. Mohr war vergangenen Donnerstag in Zwickau unterm Messer. «Ein Brustwirbel war gebrochen, zwei andere angebrochen», zählt Mohr auf. «Das wurde jetzt mit 12 Schrauben und sechs Stäben stabilisiert. Das wird alles wieder, aber eine genaue Prognose ist schwierig. Aber ich gehe kein gesundheitliches Risiko ein, indem ich zu früh aufs Motorrad steige.»
Der Weg soll also zurück aufs Motorrad gehen? «Ja», so Mohr. «Am ersten Tag nach dem Unfall habe ich versucht, nicht drüber nachzudenken. Danach kam schon mal kurz die Sinnfrage. Doch letztes Wochenende war mein Bruder auf dem Red Bull Ring zum Trainieren und wir haben abends immer telefoniert. Da war dann die Gänsehaut wieder und ich wusste, da will ich wieder hin.»