IDM-Parallelslalom von Lennard und Smilla Göttlich
Machen nur bedingt gemeinsame Sache: Lennard und Smilla Göttlich (v.li,)
Lennard Göttlich ist seit 2011 im Motorsport aktiv und durchlief zunächst die altersgerechten Nachwuchsklassen ADAC Pocket und Mini Bike Cup. Von da aus ging es 2018 in den ADAC Junior Cup. Da dieser Cup Ende 2019 eingestellt wurde und der Northern Talent Cup an dessen Stelle trat, stieg der Lausitzer mit seiner vorhandenen 390er-KTM in die IDM Supersport 300 ein, doch nach nur einer Saison (2020) hatte er von Solo-Motorrädern genug und wechselte zu den Sidecars.
Das kam nicht von ungefähr, wozu der 19-jährige Lausitzer am Rande des letzten IDM-Laufes in Most gegenüber SPEEDWEEK.com noch einmal erklärte: «Ich war ja durch meinen Opa (Uwe Göttlich) immer bei den Seitenwagen im Fahrerlager dabei und habe immer gesagt, ich will kein Valentino Rossi, sondern Gespann-Fahrer werden. Das hat mir nur nie jemand geglaubt, doch nun ist das so.»
Wegen seines noch zu geringen Alters durfte er schließlich per Ausnahmegenehmigung in der International Sidecar Trophy von Eckart Rösinger fahren und wurde zusammen mit dem erfahrenen Beifahrer Uwe Neubert als Bonovo action Junior-Team Meister der 600er-Klasse. Ein Jahr später ging es für ihn, wiederum per Ausnahegenehmigung, weil es nie vorher einen ähnlichen Fall gab, in die IDM Sidecar.
Seine sechs Jahre jüngere Schwester Smilla hat bis einschließlich des Saisonbeginns 2024 die gleichen Stationen durchlaufen wie Lennard, sprich Pocket Bike und später Mini Bike. Auch sie war für ihren bis dato letzten Karriereschritt zu jung und musste sich für ihren Einstieg in den richtigen Motorrad-Rennsport auf großen Strecken noch etwas gedulden. Nachdem sie am 11. Mai diesen Jahres schließlich 13 wurde, durfte sie auch beim KTM Junior Cup mitmachen und gewann sensationell gleich ihr erstes Rennen im Rahmen der IDM in Oschersleben. Diese Leistung bestätigte sie danach mit zwei dritten Plätzen in Oschersleben sowie in Most.
Am Einführungslehrgang des KTM Junior Cup vor Saisonbeginn durfte sie schon mitfahren und danach war Oschersleben tatsächlich ihr erst zweites Mal auf einem (großen) Motorrad und einer großen Rennstrecke. «Vorgenommen hatte ich mir den Sieg nach dem Einführungslehrgang und dem Training in Oschersleben (Startplatz 4, Anm. d. A.) schon, aber ich hatte nicht gedacht, dass ich es auch umsetzen kann. Das Rennen hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Ich war schon ein bisschen überrascht, aber das war schon extrem toll», meinte sie zu ihrem kurzen Blick zurück in die jüngere Vergangenheit.
Nun fahren also Lennard und Smilla Göttlich im Rahmen der IDM Rennen, werden aber, zumindest wie es derzeit aussieht, wohl nie in die Situation kommen, direkt gegeneinander zu fahren. Auch miteinander wird es das wohl vorderhand nicht so schnell geben, wozu Lennard scherzt: «Nein, weil Lucas (Krieg, sein Stammbeifahrer) dann ganz furchtbar weinen würde, wenn ich ihn rausschmeißen würde.»
Konkret meint er dazu, dass die Sympathie für den Sport bei Smilla eine andere sei. «Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Motorrad zu fahren und wir sind sechs Jahre auseinander. Dadurch ist Smilla durch meine Anfänge fast nur bei den Solo-Motorrädern aufgewachsen und hat nicht den Bezug zu den Sidecars wie ich. Jetzt bin ich im vierten Jahr bei den Sidecars und sie bekommt das natürlich auch mit, wie das ist. Sie würde sicherlich auch mal zum Spaß eine Runde mitfahren, aber ich glaube nicht, dass sie da generell Bock draufhat.»
«Auf gar keinen Fall, werde ich Seitenwagen fahren», bestätigt Smilla wie aus der Pistole geschossen und ergänzt dazu: «Mal eine Runde mitfahren eventuell, aber mein Ziel ist die Moto3- und Moto2-WM und dann die MotoGP. Wenn das alles nicht klappt, könnte auch die Frauen-WM eine Alternative sein.»
In diesem Jahr sehen die Terminkalender der Sidecar-WM/-IDM und des KTM Junior Cup keine Überschneidungen mehr vor, sodass sich für die Familie Göttlich die Hektik mit dem Bestücken von zwei Rennklassen mit zwei Kindern nicht wiederholt, was in Most der Fall war. «Ich war ja bei Smillas erstem Rennen und gleich ihrem ersten Sieg als Betreuer mit dabei. Auch in Most half ich bei ihr mit, wenn unsere Sessions nicht direkt aufeinanderfolgten und habe da zum Beispiel die Boxentafel gemacht», nennt Lennard ein Beispiel, wie das familiäre Zusammenwirken klappt.