IDM 2017: Offene Fragen und seltsame Machenschaften
In welchen Klassen die Internationale Deutsche Motorrad-Meisterschaft IDM im Jahr 2017 bestritten wird, ist sogar zwei Monate vor dem geplanten Auftakt ein heiß diskutiertes Thema.
Viele Teams und Fahrer wünschten sich die neue Supersport-300-Klasse für die IDM, aber lange Zeit sah es nicht nach deren Zustandekommen aus, obwohl diese Kategorie von einigen Herstellern stark gepusht wird.
Widerstand kam aber vom DMSB und ADAC, der das in der SSP-300-Weltmeisterschaft gültige Mindestalter von 15 Jahren nicht dulden wollte, um seinen durch falsche Motorradwahl ins Abseits geratenen ADAC Junior-Cup nicht zu gefährden. Der ADAC hätte das Mindestalter am liebsten auf 18 Jahre festgeschrieben!
Dabei fahren sogar im Red Bull Rookies-Cup im Rahmen der Europa-GP-Events Fahrer zwischen 13 und 17 Jahren – mit echten Moto3-KTM-Rennmaschinen mit 55 PS.
Immerhin ein Lichtblick: Jetzt ist zu hören, die Einführung der neuen IDM SSP 300 könnte noch klappen. Aber nur, wenn die Niederländer mit ihrer Serie zu vier IDM-Rennen mit 20 Fahrern erscheinen. So eine Kooperation gab es schon zu IDM-Moto3-Zeiten, zum Beispiel 2013.
Bei den zwei Rennen, bei denen die tüchtigen Niederländer fehlen, die eine bessere Landesmeisterschaft zustandebringen als der DMSB, müssen zumindest sechs Fahrer am Start stehen, damit IDM-Punkte vergeben werden können.
Ob sich in den wenigen Wochen noch genügend Teams und Fahrer einschreiben, steht auf einem anderen Blatt. Die meisten interessierten deutschen Teams haben sich inzwischen anderweitig orientiert. Wegen der hohen Einschreibe- und Nenngebühren wandern sowieso jedes Jahr viele Lizenznehmer von der IDM zum «Racing for Fun» ab, wo auf die Bedürfnisse der Teilnehmer professinell Rücksicht genommen wird – wie man es von einem privaten Dienstleistungsunternehmen erwartet.
Dieser Aderlass setzt sich seit Jahren fort, der DMSB schaut begeistert zu.
Wenn der Industrieverband Motorrad (IVM) jetzt gemeinsam mit dem Motorrad Action Team die IDM 2017 veranstaltet, können sich die feinen Herrschaften vom DMSB und vor allem vom ADAC ins Fäustchen lachen. Sie haben bekommen, was sie sich gewünscht haben. Wenn auch auf Kosten und auf dem Rücken des Sports.
Die erfahrene Techniker-Mannschaft von Emil Braun wurde in der IDM abserviert, die DEKRA wird neu als Technische Abnahme ins Spiel gebracht.
Welche fachlichen Gründe zu dieser Maßnahme geführt haben, bleibt allen Beteiligten schleierhaft. Nicht vergessen: Bert Poensgen, der seit mehr als 30 Jahren beruflich mit der IDM zu tun hat, die meiste Zeit als erfolgreicher Suzuki-Verkaufsleiter und Motorsportchef, sprach im Zusammenhang mit DMSB und ADAC von «mafiösen Strukturen».
«Wenn schriftlich gemachte Zusagen im Herbst mit einem Federwisch weggewischt werden», meinte der Serien-Promoter 2016 in Richtung DMSB, «wie soll man da noch planen? Mit solchen Leuten braucht man ja in Zukunft nicht mehr zu diskutieren.»
Eine der gestrichenen Ideen war die angedachte Superstock 300- Klasse. Der Serien-Promoter wollte die Klasse ab 16 Jahren oder noch jünger öffnen, um potenziellen Nachwuchspiloten eine Plattform zu bieten.
Der bei den Fahrern beliebte, aber bei den Obrigkeiten in Ungnade gefallene Sportfunktionär Rüdiger Merdes wurde seiner Ämter enthoben, er war wohl zu fachkundig. Seine Aufgabe wird jetzt in wechselnder Besetzung von anderen Personen erledigt, über deren Fachkenntnis sich trefflich streiten lässt.
Den IDM-Promoter MotorEvents hat man nach vier von fünf vereinbarten Jahren auch frühzeitig zur Strecke gebracht.
Der IVM wirkt auf sich alleine gestellt. Vom DMSB ist wenig zu sehen, vom ADAC genau gar nichts, zumindest nichts Konstruktives. Erbärmlich: Der ADAC Junior Cup, der früher zu Zweitakt-Aprilia-125-Zeiten GP-Fahrer in Serie (sogar Tom Lüthi und Randy Krummenacher) hervorbrachte, sieht mit Ach und Krach noch zehn deutsche Teilnehmer am Start.
Über den Northern Europe Cup (NEC) breiten wir am besten den Mantel des Schweigens. Da ist aus deutscher Sicht kein einziges Talent dabei, das nach der Saison 2016 irgendwohin aufgestiegen ist. Gesamtsieger Dirk Geiger startet bei Kiefer Racing dort 2017 gleich noch einmal. Denn für die Moto3-WM hat er das Mindestalter von 16 Jahren nicht erreicht.
Seltsam: Der DMSB hat Kündigung von IDM-Promoter Motor Events wurde nie wirklich angenommen. Der DMSB hat dann im September eine eigene Kündigung rausgeschickt. Diese wurde von MotorEvents nie angenommen. Ein Kasperltheater.
Droht dem DMSB jetzt der nächste Rechtsstreit? Denn eigentlich hat Motor Events noch einen Vertrag für die IDM-Saison 2017.
Der provisorische IDM-Terminkalender 2017
12.05. – 14.05. Nürburgring
06.07. – 9.07. Zolder
28.07. – 30.07. Schleizer Dreieck
11.08. – 13.08. Assen/NL
18.08. – 20.08 EurospeedwayLausitzring* (nur IDM Superbike)
01.09. – 03.09. Oschersleben
29.09. – 01.10. Hockenheimring (Saisonfinale)
* = Termin noch nicht bestätigt.