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Giuseppetti gegen Hertrampf: Das Ende vor Gericht

Von Esther Babel
Fast sieben Jahre ist der Unfall des ehemaligen IDM-Piloten Dario Giuseppetti mit der Ducati von Denis Hetrampf bereits her. Jetzt endete der Fall vor dem Amtsgericht. Die Klage wurde abgewiesen.

Die Testfahrten im spanischen Almeria im Frühjahr 2013 sollten für Dario Giuseppetti mit der Ducati von Teambesitzer Denis Hertrampf der Auftakt zu einer erfolgversprechenden IDM Superbike-Saison werden. Der letzte Turn sollte im Nachhinein betrachtet dann allerdings das Ende seiner aktiven Laufbahn markieren.
Sechs Jahre später ging der Rechtstreit zwischen Giuseppetti und Hertrampf vor dem Amtsgericht Lingen, einem Nachbarort von Hertrampfs Firmenzentrale in Nordhorn, nun zu Ende.

Die Vergangenheit

Dario Giuseppetti war bei Frühjahrstests 2013 gestürzt, knallte dabei mit seinem Rücken unsanft in die Reifenstapel und fand sich im Krankenhaus wieder. «Ich hatte in den ersten Runden keinen vernünftigen Bremsdruck und rollte wieder in die Box», schilderte der Patient damals eine Woche nach dem Abflug. «Nach dem Unfall hatte ich erst mal keine Erinnerung daran, dass ich überhaupt nochmals rausgefahren bin. Aber inzwischen weiss ich, dass ich nach dem Rausfahren bei der Bremse quasi ins Leere gegriffen habe. Mein letzter Gedanke war bei etwa 160 Stundenkilometer: ‹Du musst abspringen›. Das habe ich dann auch getan.»

Drei Lendenwirbel und ein Brustwirbel waren hinüber. Eine schwere Zeit folgte, an die sich der heute 34-Jährige nicht sonderlich gerne zurückerinnert. Nur knapp schrammte er an einem Leben im Rollstuhl vorbei und die Rekonvaleszenz zog sich über Monate hin. Auch finanziell kam der Berliner an seine Grenzen.

Wenige Monate nach dem Unfall kam es zur Trennung zwischen Fahrer und Teamchef. Nicht nur ein Vertrag sondern auch eine Freundschaft war dahin.

Denis Hertrampf und Dario Giuseppetti waren seit dem Jahr 2008 in der IDM Superbike unterwegs gewesen und setzten dabei stets auf die Marke Ducati. Die Beschreibung der Geschehnisse in Almeria sahen Giuseppetti und Hertrampf im SPEEDWEEK.com-Interview zumindest damals ähnlich.

Dario Giuseppetti war bis einschliesslich 2011 mit der Ducati 1098 R ausgerückt. Im Jahr 2012 stieg man auf die Ducati 1199 Panigale um. Auf der Ducati Panigale konnte man die Räder der 1098 R benutzen, was auch im Vorjahr schon öfters gemacht worden war. Voraussetzung war, dass der dafür von Ducati Corse gelieferte Transformations-Kit mit den entsprechenden Distanzhülsen montiert wird. Beim Test in Almeria kam es zu dem entscheidenden Montagefehler. Denn mit der falschen Hülse, so wie beim Test in Almeria geschehen, hat die 1098 R-Felge auf der Panigale etwas Spiel, das Rad beginnt auf der Achse zu wandern.

Wenn das passiert, drückt die Bremsscheibe die Beläge auseinander, vor allem bei schnellen Richtungswechseln. Und genau das ist bei Dario Giuseppetti in Almeria geschehen. Nach einem Boxenstopp und einer Überprüfung der Bremse, Giuseppetti hatte mangelnden Bremsdruck beklagt, ging es für den Ducati-Piloten wieder auf die Strecke. Der Fehler war beim stehenden Motorrad nicht entdeckt worden. Der Rest ist bekannt.

Die Gegenwart

Giuseppetti, der einen Großteil des Jahres inzwischen in Spanien als Instruktor und als Coach in seiner Rennfahrerschule verbringt, machte sich dieser Tage von Alicante auf und landete nach einem Abstecher in Berlin, vor dem Amtsgericht Lingen. Schon nach seinem Unfall hatte sich Giuseppetti von einem Rechtsbeistand beraten lassen.

Die Verhandlung dauerte vergangene Wochen nur wenige Minuten. Nach jahrelangem hin und her wurde die Klage nun abgewiesen. Seiner Enttäuschung ließ der ehemalige IDM-Pilot freien Lauf. «Dieser Crash passierte durch ein Fremdverschulden vom Team», schreibt er in den sozialen Medien in Richtung Hertrampf. «Reue, keine Spur. Verantwortung, keine Spur. Für seine Taten geradestehen, niemals. Ganz großes Kino da vor Gericht. Ich hoffe, Du bist stolz auf Dich und Deine herausragenden Leistungen in den letzten Jahren.»

«Denis hat sich auch auf keinen Vergleich eingelassen», berichtet Giuseppetti. «Er sieht sich nicht in der Verantwortung. Das wäre mein Wunsch gewesen. Dass er zu seiner Verantwortung steht. Ich habe ihm bis zu dem Unfall fünf Jahre meines Lebens geopfert und nach außen nie etwas Schlechtes verlauten lassen. Auch wenn es technisch nicht rund lief. Und er hat im Gegenzug jahrelang mit meiner Gesundheit gespielt. Ich bin überzeugt, dass er ohne mich und meinen Einsatz nicht dahingekommen wäre, wo er jetzt ist.»

«Ich hatte damals keinen Arbeitsvertrag bei ihm», so der Berliner, «und war dadurch auch nicht richtig versichert. Auf den gesamten Krankenhauskosten bin ich alleine sitzengeblieben. Recht und Gerechtigkeit sind eben zwei paar Dinge und ich hatte jetzt nicht die Kohle für einen Superanwalt. Einen vorgeschlagenen Vergleich hat Denis abgelehnt. Ich muss noch auf die Begründung des Gerichts warten, aber es heißt, dass ich keinen Schadensersatzanspruch habe, weil kein Vorsatz erkennbar war.»

Denis Hertrampf seinerseits bedauert, dass sein ehemaliger Fahrer das schon vor Jahren im Raum stehende Vergleichsangebot nie angenommen hat. «Dazu kam es im Vorfeld nicht», bestätigt er am Telefon. «Eine Urteilsbegründung liegt noch nicht vor. Ich möchte mich ansonsten nicht weiter dazu äußern.»

Die Zukunft

Dario Giuseppetti ist wieder auf die Rennstrecke zurückgekehrt. Allerdings nicht mehr im Rennmodus. Die Brüche sind verheilt, doch ein neuerlicher Sturz wäre für seine Gesundheit nicht unbedingt förderlich. «Mir geht es wieder gut», schließt er dieses Kapitel ab.

Auch beruflich hat er seinen Weg gefunden. Motorrad inklusive.
In Spanien betreibt er seine Moto-Race-Academay, bei Hafeneger-Renntrainings ist er als Instruktor buchbar und sein neuester Deal ist der Vertrag mit Yamaha Deutschland. Im Rahmen des bLU cRU Projekts wird er als Coach dabei sein und sich in der Nachwuchsarbeit widmen.

Denis Hertrampf hat seine Firma in Nordhorn inzwischen stark erweitert und wird sich auch in der IDM Superbike mit dem Team HPC Power Suzuki erneut engagieren. Der junge Österreicher Kevin Sieder hat seinen Vertrag bereits erneuert, mit weiteren Fahrern steht Hertrampf in Verhandlung.

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