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IDM-Misere: Jetzt übt auch der DMV unverhohlen Kritik

Von Günther Wiesinger
1000 km Hockenheim 2014: Yamaha-Teamchef Michael Galinski mit Rüdiger Merdes und Jörg Teuchert

1000 km Hockenheim 2014: Yamaha-Teamchef Michael Galinski mit Rüdiger Merdes und Jörg Teuchert

Der Niedergang der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft IDM geht auf die Kappe von DMSB und ADAC. Der Trägerverband DMV spart nicht mit Kritik.

Auch der DSMB-Trägerverband DMV macht sich Sorgen um den Weiterbestand der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft (IDM).

«Die Vorzeigeserie der Motorradabteilung des Deutschen Motorsport Bundes (DMSB), die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM Superbike) steckt in einer tiefen Krise», schreibt der DMV heute in einer Mitteilung. «Obwohl die Serie in den vergangenen beiden Jahren von einem privaten Promoter (der Firma MotoEvents) vermarktet wird, häuft sich Kritik von verschiedenen Seiten am Serienausschreiber DMSB. «Seit längerer Zeit konnten keine TV-Übertragungen gesichert werden», wundern sich die DMV-Funktionäre. «Sponsoren zogen sich zurück, das Zuschaueraufkommen ist deutlich rückläufig und vor allem die Zahl der Fahrer, die sich für die IDM einschreiben, nimmt in beängstigendem Maße ab.»

Als «negativen Höhepunkt» bezeichnet der DMV die Suspendierung von Spitzenfunktionär Rüdiger Merdes als «IDM Chief Steward» vor einer Woche.

«Auf der Suche nach den Verantwortlichen für den Niedergang der einst blühenden Serie haben die DMSB-Verantwortlichen am vergangenen Freitag den langjährigen IDM-Sportkommissar Rüdiger Merdes suspendiert, der auch Mitglied der FIM Strassenrennsport-Kommission CCR ist», wundert man sich beim DMV über die umstrittenen Machenschaften von DMSB und ADAC.

Der DMV weiter: «Durch die Entwicklung der IDM und anderer Motorradserien sowie durch die fehlenden Erfolge der deutschen Sportler ist der DMSB bezüglich seiner Motorsport-Aktivitäten in die Kritik geraten.»

Der DMV ist gemeinsam mit dem ADAC Trägerverband des DMSB und im Besitz der Motorradsport-Mitgliedschaft im Weltverband. Die DMV-Repräsentanten stellten heute klar, dass sie dem DMSB und dem DMSB-Trägerverband ADAC helfen wollen, «die Situation zu entspannen und die IDM-Serie wieder auf die Erfolgsspur zurückzuführen». Der DMV will auch die Sachkenntnis seiner Sportwarte und Experten im Motorrad-Strassenrennsport einbringen, um gemeinschaftliche Anstrengungen zu optimieren.

Hans Robert Kreutz, für den DMV im DMSB-Präsidium: «Es war bekannt, dass der DMSB mit der Entwicklung der IDM nicht zufrieden ist. Die Entscheidung, Rüdiger Merdes rauszuwerfen, war sicher hart. Jetzt liegt es an seinen Nachfolgern und an den Verbänden, schnell ein neues Konzept vorzulegen.»

Dr. Gunther David, DMV-Sportpräsident: «Der BMC Hockenheim, unser größter Club, veranstaltet den IDM Endlauf vom 25. ?bis 27. September. Das wäre eine gute Gelegenheit für alle Beteiligten, die Szene zu durchleuchten und für 2016 ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, um an die früheren Erfolge wieder anschließen zu können. In dem Konzept kann die DMV Rundstrecken Challenge (DRC,) die derzeit vom DMV organisiert wird, eine wichtige Rolle übernehmen.»

Wilhelm A.Weidlich, DMV-Präsident?, wirkt enttäuscht. «Wir haben vor 18 Jahren unsere Rechte in den DMSB eingebracht in der Hoffnung, dass durch die Zusammenlegung von OMK mit der ONS speziell auch dem Motorradsport Vorteile erwachsen. Und wir wissen, dass wir auch selbst in der Verantwortung stehen, diese Vorteile für die Sportler und Veranstalter zu erreichen. Dabei müssen wir darauf achten, eine klare Grenze zu den Interessen der diversen Agenturen zu ziehen. Der Motorradsport folgt eigenen Gesetzen, insbesondere die öffentliche Wahrnehmung und die Vermarktungsmöglichkeiten betreffend», gibt Weidlich zu bedenken, der den DMV vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet hat.

Jörg Bensemann, Präsident des BMC Hockenheim (Veranstalter des IDM Superbike-Finales 2015): «Man sollte es dem Hauptamt nicht zu leicht machen, seine eigenen Ideen durchzusetzen, von daher ist ein starkes Ehrenamt wichtig. Für mich als IDM-Veranstalter ist natürlich auch wichtig, wie es mit der Serie weitergehen wird. Wird die IDM unter einem ausländischen Dachverband antreten? Oder wird es gar nach tschechischem Vorbild einen zweiten, vielleicht sogar von der FIM sanktionierten Dachverband in Deutschland geben? Im Moment ist unklar, wie es in Hockenheim weitergehen wird. Was sich der Hockenheimring auf jeden Fall nicht leisten kann, ist eine wilde IDM, wie sie wohl von einigen Fahrervertretern gewünscht wird.»

In den vergangenen acht Tagen ist jedenfalls der Ruf nach einem eigenen Motorradsportverband abseits des DMSB immer lauter geworden.

Aber die in der Kritk ste?henden Funktionäre von DMSB und ADAC stecken den Kopf in den Sand. A?ber so können die dringenden Problem nicht gelöst werden.

Auch wenn sich der DMSB darauf verlässt, sich im Faulbett eines Monopols suhlen zu können: Wenn die Anzahl der Lizenznehmer ständig sinkt und sich die Zweiradfahrer abspalten, können die bewährten Stegreif-Komödianten des DMSB die Halbwertszeit ihres Verbands an den Fingern einer Hand abzählen.

In der Privatwirtschaft würde so ein selbstherrliches Gebaren keinen Tag geduldet.

Aber bei den Sportverbänden liegen bekanntlich Legislative und Exekutive in einer Hand. 

Das hat sogar bei der FIFA eine Weile prächtig funktioniert. 

Bis zur Revolution. ?Was die «Ethik»-Kommission der FIFA unter den Tisch gekehrt hat, wurde von kritischen Medien wieder hervorgekehrt.

Ich fürchte, die DMSB-Funktionäre ?hinken ein paar Jahre hinter den Kollegen von der FIFA her. Begriffe wie «Ethik» spielen in Frankfurt im Umgang mit verdienten Funktionären wie Merdes eine nebensächliche Rolle. Merdes wurde in einem Willkürakt einfach abserviert, weil er unbequem war. Ob seine Nachfolger qualifiziert sind, interessiert in diesem Intrigantenstadl niemanden.

Es geht um Macht, um Rechthaberei, ums Vertuschen von Ahnungslosigkeit, das Ausnützen von ehrenamtlichen Funktionären gehört zum Tagesgeschäft, es geht um die Erniedrigung von langjährigen Geschäftspartnern wie IDM-Promoter MotoEvents und andere Ungereimtheiten.

Nur nicht um den Sport.

Das «S» im Begriff DMSB sollten wir fortan getrost weglassen.

Aber was soll so ein Verband schon zustandebringen? Welcher beruflich erfolgreiche, tatendurstige und ehrgeizige Mensch, der seine sechs Sinne beisammen hat, setzt sich freiwillig hauptberuflich in einen Dachverband?

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