IDM 300: Nick Fischer will in Papas Fußstapfen treten
Fischer und Fischer am Sachsenring
Obwohl Nick Fischer als Sohn des Ex-500er-Europa- und zweifachen Deutschen Meisters Manfred Fischer frühzeitig Benzin schnupperte, ist er in seiner Kindheit nie Pocket- oder Mini-Bike gefahren. Seine erste Rennstreckenerfahrung sammelte er im Alter von 17 Jahren ausgerechnet in der Classic-Szene. Auf einer antiquierten 400er Honda NC30 (VFR 400 R) Baujahr 1990, der zu heiß gewaschenen Miniaturausgabe des legendären Honda-RC30-Superbikes, rückte er im Rahmen der Klassik Trophy aus. Davor fuhr er nur hobbymäßig etwas Motocross. Als Schrauber beim Papa leckte er dann endgültig Blut.
2019 wollte er im Yamaha R3 bLU cRU Cup fahren, doch da dieser mangels Teilnehmer nicht zustande kam, ging er in der IDM Supersport 300 an den Start. Sieben Mal fuhr er mit dem leistungsmäßig im Hintertreffen befindlichen Bike in die Punkte. Sein bestes Ergebnis war dabei ein zwölfter Platz im ersten Lauf in Assen. Die Saison beendete er auf dem 21. Rang. Außer dem Hubraumnachteil, den die Yamaha mit 321 ccm gegenüber der Kawasaki Ninja 400 (399 ccm) und der KTM RC 390 (373 ccm) hat, ist er mit 1,82 m ziemlich groß geraten. Mit den daran geknüpften 64 kg ist er auch etwas schwerer als seine Kontrahenten. Aus finanziellen Gründen blieb aber erst einmal nur die kleinste IDM-Klasse. Die 600er-Klasse wäre nun eigentlich der logische nächste Schritt gewesen, doch zum einen war die 300er-Kategorie für den IDM-Einstieg und zum Lernen genau richtig, zum anderen fehlt es dem angehenden Studenten für Wirtschaftsingenieurwesen auch aktuell an Kohle. Dazu wirft Papa Manfred Fischer ein: «Er hat noch zwei Geschwister, da muss ich bei der Verteilung fair bleiben.»
«Es ist ja auch nicht so, dass es mit der 300er keinen Spaß macht», stellt der Filius wiederum klar. Und weiter: «Das wird aber sicherlich der nächste Schritt sein müssen, doch in diesem Jahr haben wir uns noch einmal für die IDM Supersport 300 entschieden. Ich muss zunächst in meinen Ergebnissen noch stabiler werden. In diesem Jahr möchte ich regelmäßig in die Punkte fahren und auch am Ende einen Platz unter den Top 15 belegen.»
Nachdem es anfangs für ihn ein Probieren und Spaß war, nimmt er die Sache mittlerweile richtig ernst. Er will sehr wohl in dem Sport noch weiterkommen und trainiert hart dafür. Dieses Jahr war er bisher zwei Mal zwei Tage in Oschersleben und einen in Hockenheim. «Leider bisher immer nur bei Rennstreckentrainings mit größeren Motorrädern, aber Hobby-Fahrern zusammen auf der Strecke. Mit einer 300er ist das wirklich schwierig. Auf den Geraden fahren sie dir weg und in den Kurven stehen sie im Weg rum. Geplant ist noch einmal in Assen zu fahren, aber das wird bestimmt ähnlich werden. Auch Lausitzring wäre vorm Saisonbeginn noch einmal schön. Dort war ich noch gar nicht. Vielleicht ergibt sich aber auch noch ein richtiger Testtag mit Fahrern mit gleichen Waffen.»
Dieser Tage stand der für ihn ebenfalls neue Sachsenring auf dem Programm, auf den die IDM in diesem Jahr nach ihrem letzten Auftritt 2013 zurückkehrt. Zufällig hat Manfred Fischer vor ziemlich genau 30 Jahren dort auf dem alten Kurs das Superbike-Rennen gewonnen. Bei dieser Gelegenheit fuhren beide den noch vorhandenen Teil des alten WM-Kurses ab. Was für Manfred Erinnerung pur war, ließ Nick die Haare zu Berge stehen. «Mein Vater hat zwar immer mal wieder davon erzählt, doch wenn man die Häuserschluchten und die nahen Waldstücke live sieht, ist das noch einmal was anderes. Es war für mich nicht richtig vorstellbar, dass man auf solchen Strecken Rennen gefahren ist. Das ist völlig krank, einfach wahnsinnig. Das hätte ich gern mal gesehen», brachte er anschließend seine Hochachtung zum Ausdruck.
Bei der IDM 2020 wird Nick Fischer wieder mit der Startnummer 19 zu sehen sein, der Lieblingsstartnummer seines Vaters. «Ebenfalls die 19 zu nehmen, war für mich eine Ehrensache», erklärt er zu diesem Thema.