Harte WM-Bandagen im IDM 300-Titelkampf
Enge IDM-Kiste
Abergläubische zucken beim Blick auf die Renndistanz der IDM Supersport 300 am kommenden Wochenende auf dem Hockenheimring eventuell zusammen. Denn die beiden Läufe, einer am Samstag, der zweite und letzte in der IDM-Saison 2022 am Sonntag, gehen jeweils über 13 Runden.
Aktuell liegt der Österreicher Leo Rammerstorfer vom Team Freudenberg KTM Paligo Racing in der Gesamtwertung vorne. Sieben Punkte dahinter hat sich Marvin Siebdrath vom Team Füsport-RT Motorsports by SKM-Kawasaki in Stellung gebracht. Für beide wäre es der erste Titel in ihrer noch jungen Karriere. Der Adrenalin-Pegel hatte im Titelkampf schon ungeahnte Höhen erreicht, als die KTM-Fahrer Scott Deroue und Walid Khan beim zweiten IDM-Rennen auf dem Red Bull Ring erst strafversetzt wurden, um dann nach einem Protest durch das Freudenberg-Team und der Sichtung des Video-Materials sowie Zeugenbefragung von der IDM-Renndirektion wieder rehabilitiert wurden. Damit war dann einmal Siebdrath neuer Tabellen-Spitzenreiter und ein paar Stunden nach dem neuen Ergebnis nicht mehr, sondern KTM-Fahrer Rammerstorfer.
Das Kawasaki-Team hatte kurz vor dem vorletzten Rennen auf die Schnelle und regelkonform noch ihren WM-Piloten Dirk Geiger in die IDM Supersport 300 angemeldet, der damit seit dem Rennen auf dem Red Bull Ring punktberechtigt ist. Für sich selbst kann Geiger in der Tabelle nichts mehr holen. Aber der KTM-Konkurrenz Punkte wegnehmen ist durchaus angesagt. Vorher war Geiger in der IDM nur mit einer Wildcard dabei und erhielt dafür keine Punkte. Das KTM-Team hatte ihren WM-Piloten Lennox Lehmann, der IDM-Meister aus dem Vorjahr, von Anfang an in der Meisterschaft angemeldet, obwohl von vorneherein klar war, dass der Sachse wegen seiner WM-Verpflichtung in Hockenheim nicht fahren kann.
Zeitgleich zum IDM-Finale läuft in Barcelona der nächste WM-Lauf. Kein Problem für das Kawasaki-Team. Dirk Geiger, der beim WM-Lauf in Magny Cours einen überzeugenden dritten Platz abgeliefert hatte, wird nun doch in Hockenheim fahren. Dafür muss er auf den WM-Start verzichten. Vertreten wird er durch den ungarischen IDM-Piloten Mate Szamado.
Die Meinungen der Teamchefs
«Eine ganz heiße Sache ist der Titelkampf in der IDM Supersport 300«», ist sich Rob Vennegoor, der mit dem Deutschen Frank Krekeler das Team Füsport Kawasaki sowohl in der kleinsten Klasse der IDM, als auch in der WM Supersport 300 ein Team an den Start schickt, bewusst. «Die Nachwuchsklasse ist ein fliegendes Klassenzimmer, in dem es beim Erreichen der Ziellinie regelmäßig um Tausendstelsekunden geht. Leo Rammerstorfer vom Team Freudenberg KTM-Paligo Racing oder Marvin Siebdrath vom Team Füsport-RT Motorsports by SKM-Kawasaki? Der Kampf um die IDM-Krone ist noch völlig offen und die Anwärter trennen lediglich sieben Meisterschaftspunkte. Während Siebdrath auf der Kawasaki Ninja 400 alleine klarkommen muss, hat Rammerstorfer auf der KTM RC 390 R Unterstützung von seinen Teamkollegen Walid Khan und Scott Deroue, die auf den Positionen vier und fünf in der Tabelle stehen und eine wichtige Rolle spielen. Dirk Geiger wird somit auf seine Kawasaki Ninja 400 Marvin Siebdrath unterstützen, so wie Leo KTM-Unterstützung hat.»
«Als erstes will ich sagen, dass ich Entscheidungen anderer Teams und Teamchefs nicht kommentieren», antwortet Carsten Freudenberg nach seiner Meinung gefragt. «Wir konzentrieren uns auf uns und ich denke, damit sind wir die letzten Jahre immer am besten gefahren. Für uns hat Leo die Erwartungen in diesem Jahr bereits übererfüllt. Wir hatten gedacht, dass er konstant Top-Fünf fährt, Podiumsplätze waren natürlich anvisiert. Dass er bis zum Schluss um die Meisterschaft mitfährt, ist viel mehr als wir erwartet haben. Es ist erst seine zweite Saison, die er überhaupt bestreitet. Im Gegenzug dazu weiß man, wie lange Marvin schon auf dem Motorrad sitzt. Er ist schon in Spanien gefahren und jetzt auch schon mehrere Jahre Supersport 300. Fakt ist, dass Leo bis hierhin einen Super-Job gemacht hat. Er hat von unserer Seite auch keinerlei Druck. Wir gehen das Wochenende ganz normal an. Natürlich sind unsere Jungs motiviert und wir als Team auch. Ich möchte betonen, dass uns in diesem Jahr der Gewinn der Markenmeisterschaft viel wichtiger war.»
«Mit der KTM war es in der Vergangenheit stellenweise ein wenig schwierig», fügt Freudenberg noch an. «Wir wollten unbedingt allen zeigen, wozu die KTM in der Lage ist und gemeinsam haben wir das in diesem Jahr bewiesen. Insgesamt haben wir neun von 12 möglichen Siegen eingefahren und den Markenmeistertitel schon vorzeitig am Red Bull Ring gesichert. Von daher sieht man, wie erfolgreich wir bis jetzt waren. Alles, was jetzt noch in Hockenheim kommt, ist eine Zugabe. Wenn es klappt, ist es schön, und wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter.»
Punktestand der IDM Supersport 300 bei 12 von 14 Rennen
1. Leo Rammerstorfer 191
2. Marvin Siebdrath 184
3. Lennox Lehmann 155
4. Walid Khan-Soppe 153
5. Scott Deroue 133
6. Mate Szamado 113
7. Thom Molenaar 103
8. Troy Beinlich 91
9. Jorke Erwig 84
10. Oliver Svendsen 69
11. Sven Doornenbal 62
12. Ferre Fleerackers 60
13. Bryan Cohen 48
14. Max Zachmann 48
15. Nick Roelfsema 33