Audi bestimmt ersten Trainingstag
Auch ein Audi R18 ist mal auf Abwegen
Was sich beim Le Mans Vortest schon leicht angedeutet hatte, setzt sich auch in Spa-Francorchamps fort: Vom subjektiven Eindruck her, wird Audi dieses Jahr wohl ähnlich schnell unterwegs sein, als Rivale Peugeot. Zwar gab es am Freitag nur zwei einstündige Sitzungen, was bei drei Fahrern auf einem Auto sehr wenig Zeit darstellt, aber die vor knapp zwei Wochen begonnene Tendenz wirkt sich zu vertiefen. Über den ganzen Trainingstag zeigten sich die Ingolstädter immer einen Tick schneller als die Gallier. Insbesondere in schnellen Kurven präsentiert sich der Audi sehr stark. Auch beim Überholen im dichten Verkehr tut sich der R18 TDI mindestens gleich leicht wie sein Kontrahent.
Die schnellste Zeit auf der Uhr schaffte am Ende des Tages letztendlich André Lotterer mit einer 2:03.124 min. Der Audi-Werksfahrer wuchs in Belgien auf und hat somit auch eine sehr emotionale Bindung zu der Strecke in den Ardennen. Hinter Lotterer konnte Dindo Capello mit einer Zeit von 2:03.844 min aus der Vormittagssession sein Können aufzeigen. Romain Dumas drittschnellste Tageszeit rundete das positive Audi-Ergebnis ab.
Von Seiten Peugeots gibt man zu, sich schwerer zu tun das Auto schnell zu bekommen, als dies beim Vorgängermodell 908 Hdi FAP der Fall war. Sébastien Bourdais Zeit von 2:04.217 min liegt jedoch auch nicht besonders weit von den Audi entfernt. Was die Zeiten Wert sind bleibt weiterhin jedoch sehr zu analysieren.
«Die Abstimmung ist hier vom Grunde ähnlich zu der von Le Mans, deswegen bringt uns das Rennen hier auf jeden Fall sehr viel in Bezug auf Juni.», beschrieb Bourdais das Wochenende kurz. Auf der letzten Rille wird sicherlich nicht gefahren werden. Keiner möchte noch ein komplett neues Fahrzeug aufbauen müssen. Eine Kollision von Pedro Lamy (Peugeot) im Streckenabschnitt Stavelot mit Mike Newton im RML Honda liess den Tag jedoch recht unglücklich enden. Newton wurde vom Streckenarzt sofort ins Medical Center gebracht. Am Abend wurde dann aber Entwarnung gegeben. Dem Fahrer ginge es soweit gut.
Insgesamt ereigneten sich den ganzen Tag über viele Zwischenfälle auf der Strecke. Benoît Tréluyer sorge schon am Vormittag für eine Trainingsunterbrechung und somit für leichte Aufregung im Audi-Lager. Beim Überholen eines GT-Fahrzeugs drehte sich der Franzose von der Strecke und rutschte dabei in die Reifenstapel. Nach kurzer Bergung konnte er mit einem leicht beschädigten Boliden aber aus eigener Kraft in die Box zurück fahren.
Am Nachmittag musste dann Jean-Christophe Boullions Rebellion Lola-Toyota in der weltbekannten «Eau Rouge» Kurve geborgen werden. Das Team gab sich zur Unfallursache äusserst bedeckt, versicherte nur, dass kein Fahrfehler zugrunde lag.
Hinter den Werkswagen stand bei Oreca der Tag im Zeichen des Aussortierens verschiedener Aerodynamik-Konfigurationen. Insgesamt hatte man hierfür vier verschiedene Fronthauben zur Verfügung. Im Gegensatz zu den anderen Dieseln steht im Team das eigentliche Rennen in Spa in der Priorität höher, als die Vorbereitung auf Le Mans. Zum einen gründet dies aus der Führung der Mannschaft in der Teamwertung des ILMC, zum anderen muss man mit dem Vorjahresauto sicherlich weniger Daten sammeln, als die Werksteams.
Als schnellster Benziner hinter den Phalanx der Diesel präsentierte sich der ASM-Zytek. Olivier Plas Zeit von 2:07.543 min lag dennoch fast 4,5 Sekunden hinter Lotterers Runde. Vor allem beim Topspeed erkennt man hier eine Zweiklassengesellschaft. Der R18 TDI und der 908 geben sich untereinander fast nichts, liegen aber über 15 km/h vor allen anderen Fahrzeugen.
Die LMP2-Klasse ging nicht gerade unerwartet an den Greaves Zytek. Seitdem der Wagen als unter der Kostenobergrenze fahrend gilt, funktioniert er immer besser. Tom Kimnber-Smith benötigte 2:10.565 min für die Runde. Ihm folgte Jonny Kane (Strakka Racing) mit einer 2:11.332 min. Der Honda LMP2-Motor läuft hier Spa auf jeden Fall recht konkurrenzfähig. Nachdem man vor dem Le Mans Testtag einen grösseren Luftmengenbegrenzer erhalten hatte, dort aber noch mit einer anderen Aerodynamik am Start stand, konnte man hier nun die Leistungssteigerungen besser beurteilen.
In der GT-Pro-Klasse konnte Gianmaria Bruni (AF Corse Ferrari) die schnellste Runde drehen. Hier scheint der Ferrari F458 Italia langsam aber sicher sein wahres Potential wecken zu können.
Die beste Runde bei den GT-AM-Teams vollbrachte mit Adam Christodoulou im F430 von CRS Racing ebenfalls ein Ferrari.