Wie kann das sein? Touratech meldet Insolvenz an
Mit prallvollen Auftragsbüchern trotzdem baden gegangen: Zubehör-Hersteller Touratech
Angesichts der massenhaft verkauften Adventure-Bikes, deren Gewicht in der Regel durch angeschraubtes Zubehör von Touratech weiter erhöht wurde, fragt man sich leicht ungläubig: Wie kann ein am Markt so erfolgreiches Unternehmen zahlungsunfähig werden?
Gegründet wurde Touratech 1990 von Herbert Schwarz und Jochen Schanz. Das erste Produkt waren Alukoffern für Motorrad-Vagabunden, es folgte der elektronische Tripmaster IMO. Lange her. Der aktuelle Touratech-Katalog ist so dick wie einst ein Telefonbuch und umfasst neben jedem erdenklichen Motorradzubehör für alle gängigen Modelle auch Bekleidung und Outdoorausrüstung. In den vergangenen Jahren expandierte das Unternehmen in rasantem Tempo, unter anderem auch als Zulieferer der Motorradindustrie. Für BMW führte Touratech auch Entwicklungsarbeiten aus. Erst im vergangenen Jahr wurden 10 Mio Euro in ein neues Logistikzentrum investiert und die Produktionsfläche auf 4000 qm erweitert, denn die Nachfrage nach Touratech-Produkten boomte. 80 Prozent der Produktion ging in den Export.
Die Erweiterung sei zu spät umgesetzt worden, schreibt Insolvenzverwalter Dirk Pehl. Schwierigkeiten mit der Technik des neuen Gebäudes sollen zu weiteren Produktionsverzögerungen geführt haben, sodass es zu einem Liquiditätsengpass und schließlich zur Insolvenz kam. Touratech beschäftigt 400 Mitarbeiter und ist am Standort in Niedereschach im Schwarzwald der größte Arbeitgeber.
Für die Kunden ändere sich nichts, beteuert Touratech-Marketingchef Alex Schönborn, der Geschäftsbetrieb laufe unverändert weiter. Löhne und Gehälter seien bezahlt. Nun muss Touratech restrukturiert und auf eine gesunde finanzielle Basis gestellt werden.