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MV Agusta F4 Claudio: Die Schönste

Von Rolf Lüthi
MV Agusta legt mal wieder eine Sonderserie auf – diesmal eine F4 zu Ehren des verstorbenen Claudio Castiglioni, der 1997 MV Agusta wiederbelebte. Es soll das schönste Motorrad der Welt sein.

Wer dabei war, vergisst den magischen Moment sein Leben lang nicht mehr: Ein Sportmotorrad mit 750 ccm sollte anno 1997 an der Motorradmesse Mailand präsentiert werden, finanziert von Cagiva-Eigner Claudio Castiglioni, designt von Bimota-Mitgründer Massimo Tamburini, benannt nach der legendären, untergegangenen Motorradmarke MV Agusta.

Nach endlosen Reden wurde mit einem Ruck das verhüllende Tuch von diesem Motorrad gerissen – und für eine magische halbe Sekunde war es still im Raum. Dann brach ein beispielloser Tumult los. Vor uns stand das schönste Motorrad der Welt, die MV Agusta F4.

Mehr als 20 Jahre ist das her, seither gab es Liquiditätsengpässe, heftige Motorschäden und Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen und Neumotorrädern, doch MV Agusta baut weiterhin die schönsten Motorräder der Welt.

Und nun die MV Agusta F4 Claudio. Basis ist das Spitzenmodell F4 RC, das Basismotorrad für die Superbike-WM mit Kurzhub-Reihenvierzylinder. Der Motor ist veredelt mit Titanpleueln und einer leichteren Kurbelwelle, das Drehzahllimit auf 14.200/min angehoben. Die Titanventile sind radial angeordnet, es gibt variable Ansaugtrichter, zwei Einspritzdüsen pro Zylinder, Ein- und Auslasskanäle sind feinbearbeitet, die Stösseltassen DLC-beschichtet und die Kolben speziell für das Claudio-Sondermodell hergestellt. Strassenlegal leistet dieser Motor 205 PS, mit dem Rennstrecken-Set-up (Racing-Auspuff und passende ECU) gibt’s 212 PS bei 13.450/min und 115 Nm bei 9.300/min.

Die F4 Claudio ist ausgerüstet mit einer Slipperkupplung von STM und einem Sechsgang-Kassettengetriebe mit CLC-beschichteten Schaltgabeln. Es gibt vier Motormodi, welche Motorcharakteristik und Motorbremswirkung variieren, eine achtstufige Traktionskontrolle und einen bidirektionalen Qiuckshifter. Das Cockpit-Display ist kombiniert mit Data Recording und integriertem GPS, was es erlaubt, das Verhalten des Motorrads auf jedem Streckenabschnitt zu analysieren.

Leichtbau ist auf die Spitze getrieben. Alle Verschalungsteile und auch die Räder sind aus Karbon. Titan wurde verwendet am Racing-Auspuff, ebenso sind viele Bolzen und Schrauben aus Titan. Für die Bremsen kam nur Brembos derzeitiges Spitzenprodukt, die Stilema-Vierkolbenzange, in Frage. Die Bremsscheiben aus Stahl sind am Aluträger mit T-förmigen Floatern befestigt, welche die Scheibe schwimmend halten und die Wärme besser ableiten als konventionelle Floater.

Die Federelemente sind das Beste aus dem Hause Öhlins: Titannitrit-beschichtete NIX 30-Gabel mit 43 mm Durchmesser und TTX36 Federbein, beide selbstverständlich umfangreich einstellbar. Die MV Agusta F4 Claudio wiegt strassenlegal trocken 183 kg, in Rennstrecken-Konfiguration 175 kg. Zum Preis und der geplanten Stückzahl schweigt sich MV aus.

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