Zen-Motorrad kommt ins Museum
Transportvehikel zu den Grundlagen des technischen Verständnisses: Pirsigs Honda CB77 Super Hawk von 1966
«Zen oder die Kunst, ein Motorrad zu warten» ist weder ein Werkstatthandbuch noch ein Reisebericht. Vielmehr geht es in dem (in Deutsch) 436 Seiten starken Wälzer um unser Verhältnis zu Technik und Mechanik zu einer Zeit, als die Überlegungen hinter einer Konstruktion noch nachvollziehbar waren und man somit auch Qualität erkennen oder Fehlfunktionen ergründen konnte.
Diese Zeit ist mit der Verbreitung der Elektronik zwar teilweise vorbei, Pirsigs Werk bleibt wegen der philosophischen Grundlagenforschung zur Interaktion Mensch-Technik trotzdem aktuell.
Pirsig entwickelt seine Betrachtungen vor dem Hintergrund einer zweimonatigen Motorradtour in den Westen der USA, die er 1968 mit seinem 11-jährigen Sohn Chris auf dem Beifahrersitz und dem befreundeten Ehepaar John und Sylvia unternimmt. Im Buch kommt zwar vor, welche Maschine John und Sylvia fahren – eine BMW R60/2 – das eigene Motorrad spezifiziert Pirsig nie näher.
Pirsig starb 2017 mit 88 Jahren, nun hat Pirsigs Witwe Wendy das Motorrad, mit dem jene Tour unternommen wurde, der Motorradsammlung des Smithsonian Museum of American History in Washington DC übergeben, zusammen mit weiteren Gegenständen, die auf jener Tour benutzt wurden. Das Motorrad ist eine Honda CB77 Super Hawk.
Ein Strassenmotorrad mit einem Reihenzweizylindermotor mit 305 ccm, gebaut von 1961 bis `68. Die Honda lief mehr als 160 km/h, Pirsig war also ein Ton-up Boy. Die Honda CB77 hatte nicht wie frühere Motorräder dieser Marke einen Rahmen aus Pressstahl, sondern einen Rohrrahmen. Obwohl die Fahrleistungen ausreichten, um mit den damals führenden britischen Maschinen mitzuhalten (die doppelt so viel Hubraum hatten), war die Honda CB77 ungleich zuverlässiger und öldicht obendrein.
Nachdem 121 Verlage das Manuskript abgelehnt hatten, wurde «Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten» in 27 Sprachen übersetzt, fünf Millionen Bücher wurden verkauft.