GasGas 400 Adventure: Leichtes Rallye-Motorrad
Die Marke GasGas, die 2020 von KTM-Mutter Pierer Mobility übernommen wurde, ist bislang zuallererst für eigene Trial-, Motocross- und Enduro-Modelle bekannt. Doch bereits kurz nach dem vollständigen Kauf der Anteile kündigte Konzernchef Stefan Pierer in einem Interview an, dass er das Angebot der katalanischen Marke auch auf Straßenmodelle ausweiten will. Diese sollen vor allem im Einstiegsbereich von 125 bis 390 Kubik angesiedelt sein. Nun konnten wir frühe Prototypen eines ersten eigenständigen Modells auf Testfahrt in Spanien und Österreich erwischen.
Dabei handelt es sich offenbar um eine kleine Reiseenduro auf Basis des neuen Einzylindermotors, der in kaum veränderter Form auch in der nächsten Husqvarna Vitpilen 401, KTM 390 Duke und weiteren Konzernmodellen zum Einsatz kommen wird.
Am meisten ins Auge sticht jedoch das Konzept des Modells. Während beispielsweise die BMW G310 GS oder die Konzernschwester KTM 390 Adventure zwar robust, aber klar straßentauglich daher kommen, gibt sich die GasGas unverholen offroad-tauglich, auch wenn sie von ihren Fahrern vor allem auf befestigten Wegen bewegt werden dürfte.
Die GasGas 400 Adventure soll auch ernsthaft in unbefestigtem Geläuf bewegt werden: Dafür sprechen das in dieser Klasse sonst selten anzutreffende 21-Zoll-Vorderrad, die grobstollige Metzeler-Bereifung, die USD-Gabel und die extrem robust gehaltene Hinterradschwinge.
Das Styling, das auch bei diesem frühen Prototypen zumindest in Ansätzen bereits erkennbar ist, soll wohl an das Rallyemotorrad erinnern, mit dem GasGas bei der Dakar-Rallye antritt. Auch die größere Yamaha Ténéré 700 verfolgt optisch ein ähnliches Rezept, die GasGas übersetzt dies in eine kleinere Klasse. Modernes Rallye-Design, das bedeutet vor allem eine steil aufragende Front mit recht hoher Frontscheibe, was einen für diese Klasse guten Windschutz bewirkt.
Die GasGas 400 Adventure dürfte die Blaupause für die neue GasGas-Designlinie darstellen, womit weitere künftige Modelle sich an ihr orientieren werden. Die Sitzbank scheint auf beiden Prototypen noch von der ES 700 übernommen und könnte bis zur Serienreife noch einer komfortableren Konstruktion weichen.
Den Antrieb besorgt der neue Einzylindermotor aus dem Konzernbaukasten, der einmal mehr knapp unter 400 ccm Hubraum haben und mit über 40 PS für diese Klasse recht leistungsstark sein dürfte. Dieser wird etwa später auch in einer Husqvarna Norden 401 verbaut werden, die jedoch etwas mehr auf Reisekomfort als die auf Off-Road-Tauglichkeit ausgelegte GasGas bieten wird, um eine andere Kundschaft anzusprechen.
Der Name der GasGas ist im Moment noch ebenso ein Geheimnis wie die genaue Bezeichnung. ES 400 ist dabei ein möglicher Name. Ausgehend vom Entwicklungsstand des Prototypen scheint ein Produktionsstart im Laufe des Jahres 2024 möglich. Gleichzeitig dürfte mit einer kleinen Supermoto und einer Enduro zu rechnen sein, die ebenfalls bereits bei Testfahrten gesehen wurden.
Die einzig offene Frage ist somit die nach dem Produktionsort. Da das komplett neu errichtete GasGas-Werk nahe Barcelona lediglich für die Produktion von Trial-Maschinen gedacht ist, dürfte die 400er wohl mit ihren Husqvarna- und KTM-Schwestermodellen bei Kooperationspartner Bajaj im indischen Pune vom Band laufen. Keine schlechten Voraussetzungen für ein günstiges Einsteigerbike.