Dominique Aegerter: 2020 MotoE-Weltcup bei Intact
Domi Aegerter mit Crew-Chief Mauro Noccioli
Das Forward Team hat gegenüber Dominique Aegerter in den letzten Wochen nicht mit offenen Karten gespielt. Die Teamführung wollte ihm weismachen, man habe einen jungen Fahrer samt Mitgift aus der Italienischen Meisterschaft im Auge, der ihm seinen Platz im MV-Agusta-Team streitig mache. Erst aus den Medien erfuhr der 29-jährige Schweizer, dass es sich um den 32-jährigen Haudegen Simone Corsi handelt, der in diesem Jahr auf der Kalex des Tascaracing-Teams nur 10 Punkte eingesammelt hat und deshalb nach dem deutschen WM-Lauf entlassen wurde. In der Italienischen Meisterschaft war Corsi seit fast 15 Jahren nicht aktiv. «So geht’s halt zu in diesem Business», seufzte Aegerter im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
In der Moto2-WM sind alle Plätze besetzt, als Testfahrer hat Aegerter bisher kein konkretes Angebot auf dem Tisch. Deshalb wird er «sehr wahrscheinlich» 2020 im MotoE-Weltcup landen, der mit den Energica-Corsa-Einheitsmotorrädern ausgetragen wird. Sechs Rennen sind 2020 geplant. «Neben der MotoE könnte ich noch als Testfahrer agieren», meint der Rohrbacher. «Aber ich warte da noch auf einen unterschriftsreifen Vertrag.»
Fakt ist: Aegerter hat zehn Jahre in der Moto2-Klasse verbracht. Nach dem ersten Jahr mit seinem neuen Manager Oliver Imfeld, der aus der Musikbranche kommt, bleibt nur die MotoE als Trostpreis, in der sich arbeitslose und abgetakelte GP-Fahrer von Canepa über Di Meglio bis zu Gibernau tummeln. Als durchschlagender Erfolg lässt sich dieser Abstieg und Abschied aus der Weltmeisterschaft beim besten Willen nicht bezeichnen.
Aegerter will zwar auch als Ersatzfahrer für andere Teams zur Verfügung stehen – wie es Pasini und Folger 2019 vorexerziert haben. «Die sechs Rennen in der MotoE muss ich fahren. Aber ich dürfte in der Moto2 einspringen, wenn ein Stammfahrer bei einem anderen Team verletzt ausfällt», schilderte der Sachsenring-GP-Sieger von 2014 und zweifache Moto2-WM-Fünfte.
Aegerter macht auch kein Geheimnis daraus, welche der drei MotoE-Angebote er aller Voraussicht nach annehmen wird. Er wird beim Dynavolt Intact GP-Team den Platz von Landsmann Jesko Raffin übernehmen, der Fixstarter beim NTS RW Racing Team wird. Beim NTS-Team hatte sich Aegerter vor einem Jahr gehörig verpokert, deshalb blieb nur noch Forward als Ausweg, der sich jedoch bald als Sackgasse entpuppte.
«Die Chance, dass ich 2020 einen Stammplatz bekomme, weil ein Fahrer nicht konkurrenzfähig ist oder sich jemand verletzt, ist sehr gering. Und dann weiß ich nie, ob man nicht lieber einen jungen Italiener, Spanier, Thailänder oder Malaysier nimmt», ist sich Domi bewusst.
Wie 2018 bei Kiefer in der Moto2 wird Aegerter also auch in der nächsten Saison für einen deutschen Rennstall fahren. «Das ist die beste Lösung, ein deutsches Team, das teilweise auch Schweizer Sponsoren hat. Außerdem muss ich für die MotoE kein Geld mitbringen», sagt Aegerter. «Klar hoffe ich, dass sich von den zwei Stammfahren Tom Lüthi und Marcel Schrötter keiner verletzt. Aber wenn dieser Fall eintritt, könnte ich dann als Moto2-Ersatzfahrer einspringen. Nur an Wochenenden mit MotoE-Rennen geht es nicht.»
Stand MotoE-Weltcup 2019 nach 4 von 6 Rennen
1. Matteo Ferrari 72
2. Hector Garzo 53
3. Bradley Smith 48
4. Mike di Meglio 47
5. Xavier Siméon 45
6. Niccolò Canepa 36
7. Jesko Raffin 32
8. Niki Tuuli 26
9. Mattia Casadei 24
10. Sete Gibernau 24
11. Alex De Angelis 23
12. Nico Terol 23
13. Maria Herrera 21
14. Eric Granado 21
15. Lorenzo Savadori 20.