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Domi Aegerter/Tom Lüthi: Wieso nicht endlich MotoGP?

Kolumne von Günther Wiesinger
Die Schweizer Dominique Aegerter und Tom Lüthi zögern mit dem Aufstieg in die MotoGP-Klasse. Fehlt es an Mut? Worauf warten sie?

Dominique Aegerter hat sich bereits entschieden. «Die MotoGP-WM kommt zu früh für mich», sagte der 23jährige Schweizer – und entschied sich für eine weitere Moto2-Saison bei Technomag-CarXpert.

Das ist eine verständliche Entscheidung.Teilweise zumindest.

Denn in der MotoGP-WM wäre Aegerter 2015 irgendwo zwischen Platz 10 und 15 herumgegondelt, in der Moto2 kann der WM-Vierte und Sachsenring-Sieger nächstes Jahr um den Titel fighten.

Es wird in diesem Zusammenhang auch immer viel über das Medieninteresse in der Schweiz gesprochen, das sich momentan in erster Linie um die Moto2 dreht.

Das ist ein Punkt, den auch Thomas Lüthi bei seiner Entscheidung für oder gegen den MotoGP-Umstieg stark im Auge behält.

Nur: Die Schweizer Medien haben sich einst in erster Linie um die 125er gekümmert, als Lüthi, Aegerter und Krummenacher dort fuhren, jetzt sind sie diesem Trip in die Moto2 gefolgt.

Und die kleine Schar der Schweizer GP-Berichterstatter würde Aegerter und Co. aller Voraussicht nach auch in die Königsklasse begleiten.

Denn eines ist klar: Die Königsklasse muss das Ziel jedes ehrgeizigen und begabten Rennfahrers sein. Dort spielt die Musik. Die Moto2 ist nur die Gehschule, der Wartesaal. Und der Hinterhof der ewigen Mitläufer.

Wenn heute schon der 18-jährige Maverick Vinales (bei Suzuki) aufsteigt, der auch nicht mehr Moto2-Siegr als Aegerter errungen hat, dazu der 19-jährige Moto3-WM-Leader Jack Miller ohne Zwischenstation in der Moto2, dann können Aegerter und Lüthi (er ist 27 Jahre alt) nicht ewig warten.

Klar: Früher sind Fahrer wie Angel Nieto und Jorge Martinez ihre ganze Karriere hindurch in den Klassen 50, 80 oder 125 ccm hängen geblieben. Auch der fünffache Weltmeister Toni Mang machte nur vereinzelte Abstecher in die 500er-WM. Und Max Biaggi gewann vier 250-ccm-WM-Titel, ehe er sich 1998 in die 500er-WM wagte.

Aber heute ist das anders.

Heute wird keine Zeit mehr vergeudet.

Casey Stoner fackelte nicht lange, er gewann weder einen 125er-WM-Titel noch eine 250er-Krone, dafür wurde er 2007 und 2011 MotoGP-Weltmeister und konnte es sich dann leisten, eine Honda-Jahresgage für 2013 in der Höhe von 11 Millionen Dollar abzulehnen.

Aegerter, Lüthi und Co. müssen sich fragen, ob sie lieber Vierter und Sechster in der Moto2-WM werden oder ihr Können eines Tages – am besten möglichst bald – in der Formel 1 des Zweiradsports unter Beweis stellen wollen.

Tom Lüthi pendelt in der Mittelgewichtsklasse (250 ccm/Moto2) seit 2007 auf den Gesamträngen 4 bis 11.

Er war seit seinem 125-ccm-Titelgewinn 2005 immer wieder bei MotoGP-Teams im Gespräch. Bei Tech3-Yamaha, Suzuki, Ilmor, Marc VDS und so weiter. Jetzt bei Drive-M7-Aspar-Team, wo er eine Open-Class-Honda fahren könnte.

«Die MotoGP-Geschichte bei Aspar sieht nicht einfach aus», sagt Tom Lüthi. «Es ist für 2015 noch alles offen.»

«Tom hat den sanftesten Fahrstil von allen Moto2-Piloten. Er würde grossartig in die MotoGP-WM passen», ist Stefan Bradl überzeugt, der 2012 mit 21 Jahren in die Königsklasse aufstieg und sich nur zwei Jahre in der Moto2-Kategorie aufhielt.

Er fuhr dort 2010 auf Suter, gewann ein Rennen, für 2011 wechselte er auf Kalex – und wurde Weltmeister.

Das Risiko lohnte sich. Aegerter (er fährt seine fünfte Moto2-Saison, bisher ein Sieg) und Lüthi verharren seit Jahren auf den Suter-Bikes. Swissness, Made in Switzerland, das sind die Argumente.

Aber Suter hat 2014 erst ein Rennen gewonnen, Kalex zehn. Unter den Top-Ten der aktuellen WM befinden sich sechs Kalex-Fahrer, drei Suter.

Ich fürchte, mit Suter wird man sich auch 2015 als Titelkandidat schwer tun.

Und für 2016 stehen dann womöglich bereits Folger, Salom, Rins, Alex Márquez und so weiter auf den Wunschlisten der MotoGP-Teamchefs.

Da mit Suzuki und Aprilia zwei Werke in die MotoGP-WM zurückkehren, ist die Nachfrage nach vielversprechenden Fahrern für 2015 gestiegen. Sie ist grösser als je zuvor.

Ein bisschen «Swissness» würde der MotoGP-WM nicht schaden.

Aegerter und Lüthi sind gut genug für die erste Liga.

Fehlt es an Courage? Sind sie falsch beraten?

Sind sie lieber ein grosser Fisch in einem kleinen Teich als ein kleiner Fisch in einem grossen Teich?

Gebt euch einen Ruck.

Mit 30 nimmt euch beim heutigen Jugendwahn keiner mehr.

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