Jonas Folger im Interview: Der Wechsel zu Intact GP
Jonas Folger ist unbestritten einer der besten Motorradpiloten, die Deutschland in den letzten Jahren hervorbrachte. Dies bewies der Bayer auch 2015 eindrucksvoll durch zwei Siege in Katar und Jerez. Nur die nötige Konstanz, um auf die Spitzenpositionen der Gesamtwertung vorzudringen, fehlt dem Bayern noch.
In der kommenden Saison wechselt der 22-jährige Folger vom AGR-Team des spanischen TV-Kochs Karlos Arguiñano in das deutsche Team Dynavolt Intact GP und wird der Teamkollege von Sandro Cortese, der aktuell WM-Rang 11 belegt. Anfang September unterschrieb der WM-Sechste einen Zwei-Jahres-Vertag mit Intact GP.
Seit 1996 gab es mit Ralf Waldmann und Jürgen Fuchs, damals bei HB Honda, kein deutsches Zwei-Mann-Team in der mittleren WM-Kategorie mehr. SPEEDWEEK.com sprach mit Jonas Folger über den Wechsel zu Intact GP, das AGR-Team, seine Ziele für die Saison 2016 und den Traum von der MotoGP-Klasse.
Jonas, du hattest Angebote von mehreren Moto2-Teams. Warum hast du dich zusammen mit deinem Manager Christian Llavero für Intact GP entschieden?
Als wir auch noch mit Marc VDS in Kontakt waren, habe ich über alle meine Optionen nachgedacht. Letztendlich habe ich für mich in Brünn entschieden, dass mein inneres Gefühl beim Intact-Team einfach besser ist. Ich bin in Brünn auch noch einmal Jürgen Lingg begegnet, wir machten ein bisschen Small Talk. Dann fiel die innere Entscheidung. Es hat von beiden Seiten her gepasst. Ich wusste, dass es an der Zeit war, mich zu entscheiden. Dann sagte ich zu Christian: ‹Ich bin mir nun sicher, dass das für mich das Beste ist. Fragen wir doch bei Intact nach, wie es derzeit aussieht.› Die Reaktion war sehr positiv. Im Endeffekt haben sich beide Seiten sehr gefreut, dass es funktioniert hat.
Warum kamen die Verhandlungen mit dem Marc VDS-Team zu keinem erfolgreichen Ergebnis?
Weil ich mich anders entschieden habe. Ich war in Brünn und sagte zu Christian: ‹So stelle ich mir das vor. So machen wir es jetzt. Probieren wir es mit Intact.›
Worin bestehen deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen dem AGR-Team und Intact GP?
Ich kann noch nicht viel dazu sagen, aber ich habe schon viel mit Jürgen Lingg und Stefan Keckeisen gesprochen. Mit ihnen kann ich Dinge viel besser besprechen. Ich fahre nun schon so lange in der Weltmeisterschaft, aber ich hatte noch nie ein deutsches Team. Ich glaube, es ist nun einfach an der Zeit nach den zwei Jahren bei AGR, wo ich aber immer sehr glücklich war. Doch die Erwartungen waren höher – vor allem was die Konstanz betrifft. Nun ist es an der Zeit herauszufinden, was wirklich möglich ist. Ich brauche dafür ein Team, das sehr gut aufgestellt ist und aus starken Teammitgliedern besteht.
Also wird die Kommunikation den größten Unterschied darstellen?
Ja, ich denke, dass dies die größte Veränderung sein wird. So kann ich mich besser ausdrücken und Gefühle besser übermitteln. Ich bin super glücklich, dass der Wechsel funktioniert hat. Natürlich liegt mein Fokus noch auf dieser Saison, aber es ist gut zu wissen, dass man abgesichert ist. Im Intact-Team gibt es viele Leute, die sehr viel Erfahrung haben.
Was fehlt dem AGR-Team im Vergleich zu den Teams an der WM-Spitze?
Ich weiß es nicht genau. Es sind immer Kleinigkeiten, die uns ein bisschen aus der Bahn werfen. Im Team bin ich super glücklich, alle sind wie beste Freunde. Doch für mich ist es nächstes Jahr an der Zeit, eine Veränderung herbeizuführen, um zu sehen, was in einer anderen Situation wirklich möglich ist.
Was ist mit dem Intact-Team dann 2016 möglich? Was hast du dir vorgenommen?
Das weiß ich noch nicht, das stellt sich im nächsten Jahr heraus. Das Ziel ist jedes Jahr gleich. Mein Ziel ist es immer, Rennen zu gewinnen. Das ist in diesem Jahr der Fall und wird es auch im nächsten Jahr sein.
Wenn man viele Rennen gewinnt, steht man am Ende auch sehr weit oben in der Gesamtwertung.
So ist es. [lacht]
Mit dir bekommt Sandro Cortese einen starken Teamkollegen. Könnt ihr euch gegenseitig anspornen oder droht ein erbitterter Konkurrenzkampf?
Nein, ich denke nicht. Sandro wird für mich wie jeder andere Teamkollege sein. Ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Verhältnis haben werden. Ein Teamkollege beeinflusst mich persönlich aber nicht besonders, das Verhältnis kann gut oder nicht so gut sein. Man kann zwar Daten austauschen, aber ich habe trotzdem meinen Chefmechaniker und meine Crew. Ich sehe Sandro als guten Teamkollegen. Wir haben schon ein paar Mal miteinander geplaudert und verstanden uns gut.
Wer wird 2016 dein Crewchief sein?
Das weiß ich noch nicht, das wird sich noch herausstellen.
Deine Schwäche ist noch immer die mangelnde Konstanz. Daran hast du versucht, im Winter und auch im Laufe der Saison vermehrt zu arbeiten. Du bist sicher konstanter als im letzten Jahr, aber es fehlt noch immer der letzte Schritt.
Ja, es ist sicher noch nicht perfekt. In den letzten beiden Rennen war ich aber sehr konstant. So will ich es nun weiter durchziehen und dieses Level halten. Das ist mein Ziel für den Rest der Saison. Ich will noch so viele Punkte wie möglich sammeln.
Sind gegen Zarco, Rins und Rabat in diesem Jahr noch Podestplätze oder Siege möglich?
Das weiß man nie. Manchmal klappt es, manchmal habe ich ein schwieriges Wochenende. Wichtig ist, dass ich konstant so weitermache. Dann wird sich zeigen, wie weit wir noch nach vorne kommen.
Du hast einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Intact. Doch wäre nicht eigentlich die MotoGP-Klasse für 2017 das erklärte Ziel?
Ja, es hängt davon ab, wie viele Rennen man gewinnt und welche Optionen man hat. Aber ich habe nun einen Vertrag über zwei Jahre mit Intact GP und konzentriere mich jetzt auf die Moto2-Klasse.
Ein Aufstieg mit dem Intact-Team in die MotoGP-Klasse steht aber nicht zur Debatte?
Darüber wurde bisher noch nicht gesprochen. Bis dahin hätten wir auch noch einiges vor uns. Wir haben uns erst einmal mehr über das nächste Jahr unterhalten. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Also bleibst du die nächsten beiden Jahre in der Moto2-Klasse?
Ja, wie es aussieht, wird das so sein. Ich habe einen Vertrag mit Intact, also wird es auch so passieren.