Teamchef Ajo: «Salom hatte eine unglaubliche Saison»
Luis Salom: In Brünn und Silverstone ging er an Krücken – und gewann trotzdem
Red-Bull-Moto3-Teambesitzer Aki Ajo kann noch nicht genau einschätzen, welcher seiner Piloten 2014 die besseren Chancen hat, den Weltmeistertitel nach Österreich zu holen. Und er geht mit SPEEDWEEK.com der Frage nach, wo Luis Salom in diesem Jahr gepatzt hat. Der Spanier erlitt bekanntlich in Indy einen Fersenbruch, gewann aber trotzdem danach in Brünn und Silverstone. Der Einbruch kam erst später.
Aki, wenn sich Firmenchef Stefan Pierer bei dir erkundigt, wer vom Duo Jack Miller und Danny Kent em ehesten für den Titel in Frage kommt: Wie lautet seine Antwort?
Hm; das wird interessant. In meiner Situation ist es so, dass ich hoffe, Jack Miller kann dank seiner Erfahrung auf der KTM um die Weltmeisterschaft kämpfen. Ich traue ihm das zu. Und gleichzeitig traue ich dem erfahrenen Danny Kent zu, mit der Husqvarna um die Meisterschaft zu fighten.
Ich denke, wir haben eine interessante Situation. Eine nette Kombination. Ich bin neugierig.
2014 hast du bessere Titelaussichten als in der vergangenen Saison. Das Ajo-Team hat bisher nur in geraden Jahren WM-Titel gewonnen. 2008 mit di Meglio, 2010 mit Márquez, 2012 mit Cortese.
Ja, ja. (Er lacht). Das ist wahr. Alle zwei Jahre. Also sind wir nächstes Jahr wieder an der Reihe.
Sprechen wir über Luis Salom. Er hat bei einigen Rennen in diesem Jahr alle überrascht. Es gab aber auch Enttäuschungen, nicht wahr? In Misano und Aragón ist er über vierte Ränge nicht hinaus gekommen. Er hat dadurch den Titelkampf um 21 Punkte verspielt.
Du legst den Finger in die richtige Wunde. Ich will nicht behaupten, Luis habe mich oft enttäuscht. Wenn ein Fahrer sieben Rennen gewinnt und nur bei fünf von 17 Rennen nicht auf das Podest kommt, darf man nicht von Enttäuschungen sprechen.
Aber du hast Recht, wenn du sagst, Luis habe mit der gebrochenen Ferse zweimal gewonnen und eine unglaubliche Leistung vollbracht.
Aber dann geriet er in ein kurzes Tief. Das passiert vielen Sportlern. Manchmal kriegst du bei einer Verletzung einen zusätzlichen Schuss Energie, noch mehr Adrenalin. Dann bist du noch besser als üblich, womöglich noch besser als ohne Verletzung.
Als Luis wieder ziemlich fit war, also in Misano und Aragón, fehlte ihm plötzlich etwas Energie. Ich will nicht sagen, wir haben in dieser Phase die WM verloren. Aber wir haben in dieser Phase einen grossen Teil des Punktevorsprungs eingebüsst. Und wir hatten deshalb in der entscheidenden Phase keinen Vorsprung mehr.
Dann kam der vorletzte Grand Prix in Japan. Dort hatte Luis Pech. Wirklich nur Pech. Er wurde zu Sturz gebracht und hatte dann beim Finale in Valencia riesigen Druck. Luis ist gestürzt. Das nehme ich ihm nicht übel. So etwas kann passieren, wenn du beim Finale um den Titel kämpfst. Er hat sein Bestes gegeben.
Salom kam als Vizeweltmeister zu dir – und verliess dich als WM-Dritter. Normal läuft es im Ajo-Team anders.
Ich muss sagen, dass ich sehr gerne mit Luis zusammengearbeitet habe. Er hat eine unglaubliche Performance gezeigt.
Aber natürlich muss man analysieren, was man besser machen hätte können. Vielleicht hat es Augenblicke gegeben, wo er etwas zu nervös war. Und dazu gab es nach der Verletzung Rennen, bei denen wir nicht das Maximum herausgeholt haben.
Du hast im März beim WM-Auftakt in Katar gesagt, du hast Luis finnisches Blut injiziert, damit er ruhiger wird. Hätte Salom weitere Infusionen gebraucht?
(Er lacht). Ich versuche immer, unseren Piloten mehr Ruhe beizubringen.
Aber wie gesagt – sieben GP-Siege. Luis hatte eine unglaubliche Saison. Und eine unglaublich harte Saison.