Philipp Öttl: «KTM hat mehr Potenzial als Honda!»
Die Vorherrschaft von KTM in der Moto3-Klasse wurde 2014 gebrochen. In dieser Saison ist der Kampf zwischen dem Honda-Imperium und den erfolgreichen Österreichern neu entbrannt. Philipp Öttl weiß, warum Honda noch einen Vorteil hat, aber er betont, dass ich das sehr bald ändern könnte.
Im Interview mit SPEEDWEEK.com sprach KTM-Werkspilot Öttl über seinen Aufwärtstrend, die Unterschiede zwischen Kalex-KTM und der Werks-KTM sowie die Gründe, warum Honda im Moment einen Vorteil zu haben scheint.
Philipp, wie fällt dein Resümee nach den ersten drei Saisonrennen in Katar, Austin und Argentinien aus?
In Katar lief es eigentlich sehr gut. Mein Speed war sehr gut, ich konnte vorne mithalten. Das war sehr ordentlich. Das Wochenende in Austin war schwierig, da wir im Zeittraining Probleme mit dem Schaltautomaten hatten. Das Rennen war dann jedoch sehr gut, da ich Punkte holen konnte, obwohl ich von Startplatz 32 losfuhr. In Argentinien lief es nicht schlecht, aber wir hatten in der ersten Runde Pech. Das Bike hat gut funktioniert, wir haben ein neues Gabel-Setting erhalten. Nun sind wir auf Jerez gut vorbereitet.
Nach den ersten drei Rennen ist im Vergleich zum letzten Jahr ein positiver Trend zu erkennen.
Ja, das denke ich auch. Diesen positiven Trend haben wir uns erhofft. Wir müssen diese Steigerung natürlich zeigen, denn es ist mein drittes WM-Jahr. Auf der anderen Seite war die letzte Saison sehr schwierig, daher war das keine Selbstverständlichkeit. Man muss beide Blickwinkel einnehmen.
Kannst du nach den ersten Rennen die genauen Unterschiede zwischen der letztjährigen Kalex-KTM und der diesjährigen Werks-KTM erklären?
Die Werks-KTM ist für mich einfacher zu fahren als die Kalex. Sie war nämlich ein sehr nervöses Motorrad, das schwierig abzustimmen war. Die KTM ist sehr stabil, was mir sehr gut gefällt, sie lässt sich schöner fahren. Sie ist auch viel kleiner als die Kalex-KTM. Das sind die größten Unterschiede.
Was hat sich bei der Arbeitsweise und bei der Stimmung im Team Schedl GP Racing im Vergleich zu 2014 verändert?
In der Arbeitsweise hat sich nichts verändert. Mein Team ist wie schon im letzten Jahr top. 2014 hat jedoch die Fahrer-Bike-Kombination meiner Meinung nach nicht gestimmt. Bei der Stimmung hat sich natürlich etwas getan, denn wir sind konkurrenzfähiger und haben in jedem Rennen Aussicht auf Punkte.
In der Saison 2015 gab Honda bisher den Ton an.
Das ist richtig. Sie haben extrem starke Fahrer wie Kent oder Vazquez. Sie haben aber auch den Vorteil, dass sie am Bike zwischen 2014 und 2015 nicht so viel verändert haben. KTM hat im Gegensatz dazu ein komplett neues Motorrad gebaut. Keine Schraube ist mehr wie im letzten Jahr, daher braucht es etwas Zeit, bis sie perfekt funktioniert. Ich denke, sie hat mehr Potenzial als die Honda. Wir KTM-Piloten müssen nur noch mehr über die neue Maschine herausfinden. Auch derzeit ist der Unterschied nicht groß, denn Oliveira kann auch mit Vazquez mithalten. Kent ist aber derzeit überlegen. Da passt die Kombination aus Fahrer und Bike perfekt.
Einige KTM-Piloten erklärten bereits, dass sie vor allem im Scheitelpunkt der Kurve gegenüber Honda verlieren und nicht so schnell ans Gas gehen können. Kannst du das bestätigen?
In Argentinien haben wir die Chattering-Probleme am Kurveneingang mit dem neuen Setting besser in den Griff bekommen. Wenn man am Kurveneingang Probleme hat, dann ist man natürlich nicht so schnell und muss am Ausgang mehr riskieren. Schon in Katar ist mir aufgefallen, dass die Beschleunigung der Honda sehr, sehr gut ist. Der Topspeed ist etwa gleich. Ich denke, dass KTM auf einem guten Weg ist. Sie geben alles. Beim Test nach dem Jerez-GP wird es sicher auch noch neue Dinge zum Ausprobieren geben. Dann wird auch ein Grund-Set-up feststehen, denn ein solches gibt es bei uns zwölf KTM-Fahrern noch nicht. Dann sollten mehr KTM-Piloten vorne mitmischen.
Pit Beier erklärte gegenüber SPEEDWEEK.com bereits, dass beim Jerez-Test ein neues Chassis zum Einsatz kommt. Wenn es sich als Fortschritt erweist, wird es ab dem Mugello-GP allen KTM-Fahrern zur Verfügung stehen.
KTM will um den WM-Titel kämpfen. Ich denke, das können sie auch. Sie setzen alles daran, an der Spitze zu bleiben. KTM ist eine Marke, die ihren Einsatz sicher in Erfolg umsetzen wird. Von Anfang der Saison an wusste KTM, dass Honda stark ist, sie haben schnell darauf reagiert. Bei KTM gibt es viele gute Fahrer, die treffendes Feedback geben und gute Leute, die das umsetzen. So kommen schnell Lösungen zustande.