MX-Rückblick 2015-1: Ken Roczen startet durch!
Ken Roczen übernahm im Januar 2015 die WM-Führung
2015 war ein verrücktes Motocross-Jahr. Wer sein Geld auf den späteren MXGP-Weltmeister Romain Febvre (Yamaha) gesetzt hätte, wäre ein reicher Mann geworden, denn den MXGP-Rookie hatte wirklich niemand auf dem Zettel.
Das zu Ende gehende Jahr war ein Jahr der Überraschungen - aber auch ein Jahr der Tragödien. Der deutsche MX-Star Max Nagl kam mit seinem neuen Arbeitsgerät, der Husqvarna, bestens zurecht, führte die WM lange an und hatte am Ende doch wieder das ihn verfolgende Pech.
Das deutsche Ausnahmetalent Ken Roczen erlebte in den USA nach seinem Wechsel von KTM zu Suzuki eine für seine Möglichkeiten durchwachsene Saison mit extremen Höhen und Tiefen. Aus schweizer Sicht gab es in der Saison 2015 einige faustdicke, positive Überraschungen.
All diese Themen werden wir innerhalb der letzten 12 Tage des Jahres chronologisch aufarbeiten: Jeder Tag wird einem Monat gewidmet sein.
Januar 2015:
Die Saison beginnt mit einem Paukenschlag! Ken Roczen gewinnt das Auftaktrennen der Supercross-WM in Anaheim souverän und der Deutsche holt für sein neues Team RCH-Suzuki den ersten Supercross-Sieg überhaupt.
In der WM, die in wenigen Wochen beginnt, richten sich alle Augen auf US-Superstar Ryan Villopoto, der zu diesem Zeitpunkt noch Vorsaisonrennen plant. Später sagt er sie ab. Ein fataler Fehler, wie sich zeigen wird.
Eli Tomac (Hoda) nimmt in der Supercross-WM an Fahrt auf und gewinnt das zweite WM-Rennen in Phoenix vor Roczen. Doch in der WM führt der Deutsche bereits mit 9 Punkten Vorsprung.
Der spätere slowenische MX2-Weltmeister Tim Gajser will sich der Herausforderung des KTM-Dominators Jeffrey Herlings stellen und trainiert im Winter härter und verbissener als je zuvor. Die Rechnung geht auf, allerdings nur, weil sich Herlings im Sommer erneut durch mehrere Crashes selbst aus dem WM-Kampf eliminieren wird.
Ken Roczen gewinnt den dritten Supercross-WM-Lauf (Anaheim-2) und baut seine Gesamtführung aus, während der spätere Champion Ryan Dungey bemerkt, dass er etwas tun muss, um den Anschluss nicht zu verlieren und den Thüringer aufzuhalten.
Das Suzuki-Werksteam bereitet sich in den USA auf die Saison 2015 vor.
Beim 4. Lauf zur Supercross-WM in Oakland dreht sich alles um Ken Roczen. Zuerst gibt Roczen völlig überraschend die Trennung von seinem Trainer-Guru Aldon Baker bekannt. Im Rennen schlägt der WM-Führende nach einem zu kurz angesetzten Triple am Gegenhang ein und landet hart mit dem Kopf auf dem Lenker. Benommen und angeschlagen rettet der Deutsche noch Rang 15 ins Ziel, doch die WM-Führung ist weg. In Oakland beginnt das Drama um Roczen, welches sich später in Atlanta weiter zuspitzen wird.
In Europa verkündet WM-Promoter Youthstream die «beste Saison der Geschichte». Eine Fehleinschätzung, denn die WM 2015 erreicht zwar Superlative, aber leider nur in Hinblick auf enorm viele Verletzungen, die den Ausgang beider WM-Klassen bestimmen wird. 2015 wird eine WM, die wegen ihrer enormen Kosten bei Überseerennen nicht einmal die Vergabe aller WM-Punkte ermöglicht, eine WM mit leeren Starterfeldern und besonders in Übersee mit teilweise ernüchternd geringen Zuschauerzahlen an der Strecke. Natürlich wird es 2015 auch Lichtblicke geben, wie die Rennen in Argentinien und Assen.
Aber davon ahnt im Januar 2015 noch niemand etwas.
Der einzige deutsche Überseestarter Max Nagl hat in der Winterpause den Wechsel von Honda zu Husqvarna vollzogen und erklärt selbstbewusst, dass er US-Superstar Villopoto für «nicht unschlagbar» hält. Eine präzise Einschätzung, denn Nagl wird sich von Anfang an vor dem US-Amerikaner platzieren und sogar die WM-Führung übernehmen - Ende Februar.