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Jorge Lorenzo: «Der erste Tag war ein Schock!»

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo: «Wir hatten keine Zeit, dieses Motorrad richtig abzustimmen»

Jorge Lorenzo: «Wir hatten keine Zeit, dieses Motorrad richtig abzustimmen»

Ducati-Neuzugang Jorge Lorenzo erlebte einen schwierigen Testauftakt in Sepang. Der fünffache Weltmeister gesteht: «Das Schlimmste war, dass ich jahrelang gewöhnt war, konkurrenzfähig und schnell zu sein.»

Jorge Lorenzo schaffte am dritten Testtag in Sepang/Malaysia den Sprung auf den zehnten Gesamtrang, mit Andrea Dovizioso (4.), Álvaro Bautista (7.) und Casey Stoner (8.) waren drei Ducati-Fahrer schneller.

Das tat aber der guten Laune von Lorenzo keinen Abbruch.

?«Ich muss beim nächsten Test noch ein bisschen aggressiver fahren mit diesem Motorrad», hat sich Jorge vorgenommen. «Statt das Gas fein zu dosieren wie bei der Yamaha, muss ich lernen, öfter Vollgas zu geben. Außerdem muss das Motorrad in manchen Bereichen besser werden, das wissen die Ingenieure. Aber wir haben auch viele Pluspunkte an diesem Motorrad.»

?«Der erste Tag war ein Schock, im ersten Schrecken dachte ich, das wird en hartes Stück Arbeit, bis ich mit diesem Bike zurecht komme, ich war nur an 17. Stelle, mit 1,6 Sekunden Rückstand... Wir haben uns am dritten Tag stark gesteigert. Das Erfreuliche ist: Wir sind noch weit von unserem Limit entfernt, aber wir sind bereits schnell. An dem Tag, an dem wir das Maximum aus dem Motorrad rausholen, werden wir sehr schnell sein. Zumindest ist es das, was ich erwarte.»

?Welchen Eindruck hat Jorge von Ducati Corse bisher?

«Einen sehr guten. Es ist ein sehr professionelles Team. Ich arbeite sehr gern mit meinem Crew-Chief Cristian Gabarrini zusammen. Testfahrer Michele Pirro gibt mir viele Ratschläge, um meinen Lernprozess zu beschleunigen, auch Casey. Und ich habe viel Freude mit diesem Motorrad. Du musst es ganz anders fahren, du slidest mehr, du freust dich an der Power. Das macht Spaß. Der Dienstag und Mittwoch waren ein Vergnügen.»

?Aber am Montag stand Lorenzo noch vor einem Rätsel. Die 1,6 Sekunden Rückstand waren ihm nicht geheuer. «Die Situation hier am Montag war ganz anders an den zwei Testtagen in Valencia. In Valencia gibt es weniger Haarnadeln, weniger harte Bremszonen. Dort war ich mit meiner normalen Fahrweise recht konkurrenzfähig. Hier musste ich meinen Fahrstil grob umstellen, um eine anständige Rundenzeit erzielen zu können.»

?Hat Jorge nach dem Montag eine schlaflose Nacht verbracht?

?«Nein, ich habe schon geschlafen. Aber vor dem Einschlafen ist mir sehr viel durch den Kopf gegangen, viel mehr als üblich. Das Schlimmste war, dass ich jahrelang gewöhnt war, fahrerisch immer konkurrenzfähig und schnell zu sein. Ich konnte mich nicht an eine Situation erinnern, in der ich an 17. Stelle lag mit einem so großen Rückstand. Ich musste danach meinen Fahrstil gravierend umstellen. Das passiert halt, wenn du das Team und das Fabrikat wechselst und dann auf einem so komplizierten Motorrad wie der Ducati sitzt.»

?«Ich habe auch das neue Motorrad probiert, aber wir hatten keine Zeit, dieses Motorrad richtig abzustimmen. Es schlummert also noch Potenzial in diesem Fahrzeug, das wir noch entdecken und ans Tageslicht bringen müssen. In Zukunft werden wir daraus Profit schlagen.»

?Lorenzo hat die neuen Vorderreifen von Michelin nicht getestet. «Dafür hatten wir keine Zeit.»?

Lorenzo brachte Wilco Zeelenberg nicht als Riding Coach zu Ducati mit, der Niederländer blieb lieber bei Yamaha und kümmert sich dort jetzt um Maverick Viñales.?

Lorenzo: «Wilco ist eine erstaunliche Person, er ist ein begnadeter Erklärer. Er kann alles sehr gut erklären. An meinenTitelgewinnen hat er seinen Anteil. Aber auch unser Testfahrer Michele Pirro macht sich in dieser Hinsicht sehr nützlich. Er hat jetzt nebenbei eine neue Zusatzaufgabe als ‚Track Analyst’. Er fährt schon lange Ducati, seit vier oder fünf Jahren. Er hat mir erzählt, dass er anfangs dort ein ähnliches Gefühl hatte wie ich. Er fährt wie ich gern mit viel Kurvenspeed. Er gab mir gute Ratschläge, auch für diese Strecke in Sepang. Ich bin sehr happy mit Michele. Ich denke, wir werden in Zukunft ein großartiges Team bilden.»?

Ist die Ducati gut genug für den Gewinn der Weltmeisterschaft? «In diesem Moment können wir einzelne Rennen gewinnen, selbst wenn uns keine Verbesserungen gelingen», meint der 29-jährige Mallorqiner. «Aber wir werden technische Fortschritte erzielen. Wir werden an diesem Motorrad ein paar Schwachstellen ausmerzen. Dann können wir vielleicht mehr Rennen für uns entscheiden. Und dann wird auch das Gesamtergebnis stimmen...»?

MotoGP-Test in Sepang, kombinierte Zeitenliste aller drei Tage:?

1. Maverick Viñales, Yamaha, 1:59,368 min?
2. Andrea Iannone, Suzuki, 1:59,452
3. Marc Márquez, Honda, 1:59,506?
4. Andrea Dovizioso, Ducati, 1:59,553
5. Dani Pedrosa, Honda, 1:59,578?
6. Valentino Rossi, Yamaha, 1:59,589?
7. Álvaro Bautista, Ducati, 1:59,628
8. Casey Stoner, Ducati, 1:59,639?
9. Cal Crutchlow, Honda, 1:59,728?
10. Jorge Lorenzo, Ducati, 1:59,766?
11. Johann Zarco, Yamaha, 1:59,772?
12. Alex Rins, Suzuki, 2:00,057?
13. Aleix Espargaró, Aprilia, 2:00,108?
14. Danilo Petrucci, Ducati, 2:00,310?
15. Jonas Folger, Yamaha, 2:00,312?
16. Héctor Barberá, Ducati, 2:00,352?
17. Jack Miller, Honda, 2:00,439?
18. Karel Abraham, Ducati, 2:00,445?
19. Scott Redding, Ducati, 2:00,645
20. Loris Baz, Ducati, 2:00,873
21. Pol Espargaró, KTM, 2:01,338?
22. Bradley Smith, KTM, 2:01,338?
23. Sam Lowes, Aprilia, 2:01,341?
24. Michele Pirro, Ducati, 2:01,382
25. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, 2:01,658
26. Takuya Tsuda, Suzuki, 2:01,812
27. Kouta Nozane, Yamaha, 2:02,187?
28. Tito Rabat, Honda, 2:02,189

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