Pol Espargaró (KTM): «In Katar waren wir noch Letzte»
Das Duell der Brüder: Aleix wurde Achter vor Pol Espargaró
Das Red Bull KTM-Werkzteam hatte sich in aller Stille vorgenommen, in der zweiten Saisonhälfte an den Top-Ten anzuklopfen, auch wenn dieses Ziel nach Rennen wie in Texas in weiter Ferne schien.
Doch beim Grand Prix Nr. 10 flitzte Pol Espargaró bei teilweise recht prekären Verhältnissen trotz eines Ausritts auf Platz 9 – vor Folger, Rins und Zarco.
Die Oberösterreicher haben jetzt in neun von zehn Rennen gepunktet und sich viel Respekt in der Szene verschafft, denn sie stellen Suzuki in den Schatten und sind Aprilia dicht auf den Fersen – als einziges echtes Neueinsteiger-Team.
Pol traf in Brünn nach 22 Rennrunden nur 0,2 Sekunden hinter seinem Bruder Aleix auf der Aprilia ein.
Der neunte Platz beim GP von Tschechien nimmt etwas Druck von den Schultern von Motorsport-Direktor Pit Beirer und Teammanager Mike Leitner, obwohl natürlich für den Heim-GP auf dem Red Bull Ring eine weitere Steigerung angestrebt wird, zumal dort neben Espargaró und Bradley Smith auch wieder Mika Kallio (wie in Sachsen) mit einer Wildcard eine dritte KTM RC16 einsetzen wird.
Und KTM ist mit dem Latein noch nicht am Ende. «Wir haben auf Anhieb eine recht schlagkräftige MotoGP-Mannschaft zusammengestellt», hält Pit Beirer fest. «Aber inzwischen haben wir ein paar Positionen entdeckt, auf denen wir uns für 2018 noch verstärken möchten.»
Was der KTM-Truppe besonders gut gefiel: Mit 30,7 Sekunden fiel der Rückstand auf Sieger Marc Márquez nach 22 Runden so gering wie nie zuvor aus.
«Bis zum Saisonende möchten wir in den Rennen maximal eine Sekunde pro Runde verlieren», erklärte Pit Beirer.
«Dieses Wochenende ist wirklich gut verlaufen. Wir waren in Brünn dichter an der Spitze dran als erwartet», freute sich Pol Espargaró, der in dieser Saison über sich hinauswächst und Smith klar im Griff hat. «Wir haben befürchtet, dass wir auf dieser Piste Mühe haben werden. Aber die KTM hat hier tadellos funktioniert. Wir haben am ganzen Wochenende nie mehr als eine Sekunde auf die Bestzeit verloren. Wir waren auch im Qualifying nahe daran, die besten Ergebnisse in diesem Jahr zu erreichen. Ich war auf einer heißen Runde, die mich ins Q2 befördert hätte, bin aber dann gestürzt...»
Doch Pol ließ sich nicht unterkriegen und startete vom 18. Startplatz eine sehenswerte Aufholjagd.
«Ich bin super happy. Denn eigentlich sind wir noch nicht bereit, um solche Positionen zu kämpfen», stellte der Moto2.Weltmeister von 2013 fest. «Wir haben gehofft, dass wir eines Tags in die Top-Ten fahren können... Aber wir müssen uns vor Augen halten, was wir heute zustande gebracht haben. Denn vor etwas mehr als vier Monaten sind wir in Katar von den letzten Plätzen ins Rennen gestartet. Und beim vierten Rennen in Le Mans sind wir beide schon aus den Top-Ten gestartet. Das hört sich blödsinnig und unglaublich an, aber ist es die Realität. Und man muss bedenken, dass ich in einer Kurve rausgetragen worden bin und ins Kiesbett fahren musste, da habe ich rund 6 Sekunden verloren. Wir hätten also vielleicht um Platz 6 fighten können... Auch beim Motorradwechsel haben wir etwas Zeit verloren. Aber das ist alles Teil unseres Lernprozesses. Ich denke, wir haben an diesem Wochenende einen Superjob gemacht, ich als Fahrer, das Team, die Ingenieure von KTM, alle. Das Motorrad war ausgezeichnet beim Bremsen, aber es fehlt noch etwas beim Turning, beim Einlenken. Aber unsere Basis wird immer besser.»
«Wir haben ein Aragón getestet, wir spüren die Unterschiede, das Bike wird immer konkurrenzfähiger. Mika Kallio hat hier schon getestet, und er hat befürchtet, dass wir auf dieser Piste ein bisschen schwach aussehen würden. Aber durch den Aragón-Test haben wir die KTM klar verbessert, das war hier deutlich zu sehen. Ich selber beherrsche das Motorrad auch von Grand Prix zu Grand Prix besser, ich lerne dazu. Ich bin sehr froh für das Team, denn sie geben nie auf, sie schuften unermüdlich, sie haben nie die Köpfe hängen lassen, als alles in bisschen düster ausgesehen hat... Sie haben immer das Licht am Ende des Tunnels gesehen.»