Jonas Folger: «Mein Bremsstil ist sehr kritisch»
Jonas Folger: «Ich konnte nicht wirklich schlafen und war eineinhalb Tage geschockt.»
Jonas Folger durfte zum MotoGP-Rennen in Silverstone nach einem heftigen Sturz im Warm-up, ausgelöst durch ein erneutes Bremsproblem, nicht antreten. Es war bereits das zweite Problem mit dem Bremssystem von Brembo für den Tech3-Yamaha-Piloten nach dem Österreich-GP.
«Ich fühle mich wieder gut, da ich mich zuhause erholen konnte. Bei der Physiotherapie wurde mein Nacken behandelt, der Rest war in Ordnung. Das Glück war bei diesem Sturz wirklich auf meiner Seite», ist Folger bewusst.
Was verursachte die Bremsprobleme? «Mein Stil beim Bremsen ist sehr kritisch, denn mein Bremshebel ist sehr nah am Lenker. Die Bremse war zu diesem Zeitpunkt neu: Scheibe und Sättel. Normalerweise geht man mit dem System zu Beginn sehr vorsichtig um. Es braucht fünf oder sechs Bremspunkte, bis die Temperatur stimmt. Doch als ich dort aus der Box fuhr, kam ich dann mit über 300 km/h am ersten Bremspunkt an. Darum leidet das Material schon, wenn du die Bremse zum ersten Mal berührst. Wenn du mit einer kalten Bremse von über 300 herunterbremst, dann löst sich die erste Schicht von der Bremsscheibe ab. Zudem ist mein Hebel so nah am Lenker. Darum hatte ich keine Bremswirkung, obwohl der Bremshebel schon den Lenker berührte. In diesem Moment hatte ich große Angst, deshalb habe ich die Bremse nicht ganz losgelassen, um die Bremsflüssigkeit wieder reinzulassen, bevor ich sie wieder zog. Ich war zu hektisch und ließ die Bremse nicht ganz los. So kam es zu diesem Ereignis in Silverstone», erklärte Folger. «Darum haben wir entschieden, die Position meines Bremshebels zu verändern, um mehr Raum zu haben. Zudem muss ich vorsichtiger sein, wenn das Bremssystem neu ist.»
«Bradley [Smith] folgte mir vor dem Sturz und sah Rauch. Dieser war das Resultat von einer kalten Bremsscheibe und kaltem Bremssattel. Es war einfach Pech. Nun haben wir es verstanden, ich kann mich besser an diese Situation anpassen», erklärte Folger. «Ich sprang bei mehr als 250 km/h ab. Es war ziemlich schnell. Darum hatte ich großes Glück, mich nicht schwer zu verletzen. Den Bremshebel habe ich schon immer so nah am Lenker. In Silverstone kam einfach alles zusammen. Normalerweise hat man drei oder vier Bremspunkte, an denen man leicht bremst und das System einfährt. Da ich in Silverstone aber mit 300 km/h zum ersten Mal die Bremse berührte und der Hebel so nah am Lenker war, verlief das einfach unglücklich.»
Teamchef Hervé Poncharal ärgerte sich in Silverstone, dass Folger von den Ärzten keine Starterlaubnis erhielt. Hättest du dich fit gefühlt für das Rennen? «Nein», stellte Folger klar. «So gerne ich Hervé mag, aber in dieser Situation war ich anderer Meinung. Natürlich will er, dass seine Fahrer antreten, aber er hat in diesem Moment nicht gewusst, wie ich mich fühle und was in mir vorgeht. Wenn die Bremse bei 300 km/h nicht funktioniert und du bei 250 km/h abspringst... Ich konnte nicht wirklich schlafen und war eineinhalb Tage geschockt. Nach so einem Sturz hätte ich nicht das Vertrauen gehabt, zwei oder drei Stunden später wieder auf das Motorrad zu steigen. Abgesehen davon, dass meine Kopfschmerzen und mein Zustand schlimmer wurden, als der Schock nachließ. Ich hatte einfach ein Schleudertrauma.»
Durch die Ausfälle in den letzten beiden Rennen fiel Folger auf WM-Rang 9 zurück. Im Kampf um den Titel «Rookie of the Year» liegt der Bayer nun ganze 32 Zähler hinter Johann Zarco.
Yamaha-Werkspilot Valentino Rossi kann nicht zum Misano-GP antreten. «Nein, mich hat keiner gefragt, ob ich seine Maschine fahren will», lachte Folger. «Natürlich hätte ich mich gefreut, aber ich habe gleich Hervé und meinen Manager gefragt, weil ich auch gehört habe, dass Zarco im Gespräch sei. Ich glaube aber, das waren nur Gerüchte. Soweit ich weiß, kommen wir auch für Aragón nicht in Frage. Rossi will selber fahren. Wenn er das nicht kann, werden sie wohl einen Japaner draufsetzen.»