Pit Beirer (KTM): «Fahrer müssen die Wahrheit sagen»
Bei Red Bull-KTM besteht nach den jüngsten Tests in Valencia und Jerez Handlungsbedarf, denn nicht nur der WM-Sechste Johann Zarco hatte Mühe mit der KTM RC16, auch die KTM-Neulinge Miguel Oliveira und Hafizh Syahrin taten sich mit der 1000-ccm-V4-Maschine aus Österreich schwer. Und selbst Pol Espargaró, der schon zwei KTM-Jahre hinter sich hat, kam in Jerez über Platz 17 nicht hinaus.
Pit Beirer, Motorsport-Direktor bei KTM, rechnet mit viel Arbeit für die Techniker bis zum nächsten IRTA-Test von 6. bis 8. Februar in Sepang/Malaysia. In dieser Woche werden Dani Pedrosa und Mika Kallio in Jerez erste Verbesserungen testen.
Inzwischen zeichnet sich ab, dass die unterschiedlichen Fahrer auch unterschiedliche Wünsche äussern – wie man es von Yamaha, Ducati und Honda kennt.
Pit, Rossis Riding-Coach Luca Cadalora sagte kürzlich zu mir, an der KTM stimme die Dynamik nicht, aber das würden Zarco und Pedrosa dank ihrer Erfahrung bald bemängeln und in Ordnung bringen.
Mit dieser Aussage von Cadalora kann ich nicht so viel anfangen. Denn Bike-Dynamik, das ist ein dehnbarer Begriff. da kannst du mit unseren Ingenieuren eine ganze Woche drüber diskutieren.
Aber klar, Cadalora ist ein Experte.
Aber wir haben Johann Zarco und Dani Pedrosa genau deswegen engagiert, weil sie draufsitzen und uns ganz klipp und klar die Wahrheit sagen sollen, was bei Johann schon passiert ist. Denn wir wollen uns ja verbessern.
Wir wollen nicht, dass uns die Fahrer mit ihrem Können retten mit einem Motorrad, das nicht perfekt ist, sondern wir wollen das Motorrad so gut wie möglich hinkriegen.
Ich möchte trotzdem daran erinnern, dass wir in Valencia im Qualifying vor vier Wochen mit Pol Espargaró auch mit Slicks Sechster waren.
Im Regen waren wir ziemlich hervorragend. Im trockenen Training haben wir mit unserem Motorrad, das auf unseren letzten technischen Stand war, im Qualifying nur 0,2 Sekunden verloren und sind auf Platz 6 gelandet.
Unsere Ausgangsbasis, mit der wir jetzt Rennen fahren würden, wenn wir heute über Nacht rausfahren müssten, ist nicht so schlecht.
Aber bei den Tests in Valencia und Jerez haben wir halt wieder neue, ganz grundlegende Sachen probiert, die uns nächstes Jahr helfen sollten.
Wenn wir diese Hausaufgaben nicht jetzt erledigen, sondern nur den Rundenzeiten hinterherhecheln, dann werden wir auf dem Stand bleiben, auf dem wir jetzt sind. Und das wollen wir nicht.
KTM wünscht sich ein Motorrad, mit dem alle Piloten schnell fahren können. Ducati hat das nach vielen Jahren geschafft, anfangs war nur Stoner schnell damit. Aber die Rookies bei KTM haben arge Mühe. Oliveira hat in der Moto2-WM in Valencia gewonnen. Beim Jerez-Test war er Letzter, 2,3 sec hinter Bagnaia, der mit der Ducati auf Platz 9 gelandet ist.
Ja, da haben wir sicher Nachholbedarf. Wir können noch nicht sagen: Wir haben so ein Baukastensystem, mit dem wir für alle Fahrer etwas hinstellen, was gleich mal total fahrbar ist. So weit sind wir anscheinend noch lange nicht. Wir sind noch sehr jung in diesem Projekt.
Wir haben uns bisher darauf fokussiert, dass wir ein Renngerät bauen. Und wenn alles läuft und wir einen Fahrer wie Pol finden, der fit ist und wir voll angreifen können, dann schaut es nicht so schlecht aus.
Aber dieses «einfache Schnellfahren», das scheint unser Motorrad momentan noch nicht zu können.
Ich schaue mir aber Lorenzo an, der hat bei Ducati auch gewisse Umstellungsschwierigkeiten gehabt.
Von einer Yamaha auf ein anderes Motorrad zu steige, das scheint ein relativ schwieriger Schritt zu sein. Daran werden wir arbeiten.
Rookie Oliveira meinte, die MotoGP-KTM sei vorne viel zu steif. Er macht sich Sorgen, weil er nur einen Ein-Jahres-Vertrag hat und schon im Frühjahr anständige Resultate braucht.
Ja, wenn die Fahrer die Probleme beim Namen nennen können, ist für uns nichts einfacher, als das Motorrad vorne ein bisschen weicher zu machen. Ich rede da nicht von der Federung, sondern von der Chassis-Steifigkeit.
Wir haben alles zur Kenntnis genommen, was die Jungs uns erzählt haben. Wir werden ihnen definitiv Lösungen anbieten.
Wir werden relativ schnell sein bei den Antworten auf die Wünsche, die die Jungs vorgebracht haben.
Wir haben uns zuletzt bei der Motorrad-Entwicklung sehr stark an Pol Espargaró orientiert. Wir haben jetzt von den drei neuen MotoGP-Fahrern Wünsche gekriegt, die Pol so nicht geäußert hat.
Deshalb sind wir froh über den zusätzlichen Input der neuen Fahrer. Das war ja auch ein Grund, warum wir nach zwei Jahren unbedingt ein Kundenteam haben wollten.
Kombinierte Zeitenliste Jerez-Test, 28./29. November 2018:
1. Takaaki Nakagami (J), Honda, 1:37,945 min
2. Danilo Petrucci (I), Ducati, 1:37,968
3. Marc Márquez (E), Honda, 1:37,970
4. Maverick Viñales (E), Yamaha, 1:38,066
5. Jorge Lorenzo (E), Honda, 1:38,105
6. Franco Morbidelli (I), Yamaha, 1:38,118
7. Andrea Dovizioso (I), Ducati, 1:38,185
8. Jack Miller (AUS), Ducati, 1:38,207
9. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 1:38,333
10. Alex Rins (E), Suzuki, 1:38,522
11. Valentino Rossi (I), Yamaha, 1:38,596
12. Fabio Quartararo (F), Yamaha, 1:38,761
13. Álvaro Bautista, (E), Ducati, 1:38,830
14. Tito Rabat (E), Ducati, 1:38,876
15. Joan Mir (E), Suzuki, 1:38,931
16. Andrea Iannone (I), Aprilia, 1:39,008
17. Pol Espargaró (E), KTM, 1:39,144
18. Karel Abraham (CZ), Ducati, 1:39,744
19. Johann Zarco (F), KTM, 1:39,864
20. Aleix Espargaró (E), Aprilia, 1:40,156
21. Bradley Smith (GB), Aprilia, 1:40,174
22. Sylvain Guintoli (F), Suzuki, 1:40,498
23. Hafizh Syahrin (MAL), KTM, 1:40,520
24. Miguel Oliveira (P), KTM, 1:40,577
25. Matteo Baiocco (I), Aprilia, 1:41,907
Kombinierte Zeitenliste Valencia, 20./21. November 2018
1. Maverick Viñales (E), Yamaha, 1:30,757 min
2. Andrea Dovizioso (I), Ducati, +0,133 sec
3. Marc Márquez (E), Honda, +0,154
4. Jack Miller (AUS), Ducati, +0,182
5. Danilo Petrucci (I), Ducati, +0,202
6. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +0,217
7. Alex Rins (E), Suzuki, +0,497
8. Takaaki Nakagami (J), Honda, +0,547
9. Valentino Rossi (I), Yamaha, +0,614
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +0,643
11. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,648
12. Jorge Lorenzo (E), Honda, +0,827
13. Pol Espargaró (E), KTM, +0,871
14. Joan Mir (E), Suzuki, +0,957
15. Tito Rabat (E), Ducati, +1,183
16. Stefan Bradl (D), Honda, +1,258
17. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +1,334
18. Andrea Iannone (I), Aprilia, +1,367
19. Michele Pirro (I), Ducati, +1,463
20. Jonas Folger (D), Yamaha, +1,508
21. Johann Zarco (F), KTM, +1,752
22. Karel Abraham (CZ), Ducati, +2,149
23. Hafizh Syahrin (MAL), KTM, +2,251
24. Bradley Smith (GB), Aprilia, +2,271
25. Miguel Oliveira (P), KTM, +3,041