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Der Fall Ducati: Ein politischer Kampf in der Wüste

Von Manuel Pecino
Dovizioso besiegte Márquez in Katar – mit einem Flügel vor dem Hinterreifen

Dovizioso besiegte Márquez in Katar – mit einem Flügel vor dem Hinterreifen

Der Ducati-Sieg wackelt, weil die anderen MotoGP-Hersteller nach dem Katar-GP Protest gegen den Hinterradflügel an der Desmosedici GP19 eingelegt haben: Die Fakten – und ein logischer Schluss?

Immer mehr Stimmen äußern sich zum Protest, den Aprilia, Honda, KTM und Suzuki gegen Ducati eingelegt haben, weil an der siegreichen Desmosedici ein mutmasslich illegales Aeordynamik-Teil zu finden sei. Dieser Vorwurf scheint aber nur die Spitze eines Eisbergs zu sein, der ein tieferliegendes Motiv verbirgt.

Die Informationen, die in den letzten Tagen bekannt wurden, lassen darauf schließen, dass wohl «jeder» wusste, dass diese Situation beim oder kurz nach dem ersten Grand Prix der Saison 2019 eintreffen würde. «Jeder» beinhaltet nicht nur die oben genannten Hersteller, sondern auch WM-Promoter Dorna, den Technical Director der MotoGP-WM und vermutlich die Vertreter des Internationalen Motorsportverbands FIM, die das ganze Wochenende über in Katar waren.

Die Chefs von Aprilia, Massimo Rivola, und Suzuki, Davide Brivio, haben zuerst Danny Aldridge, den Technischen Direktor der MotoGP, und dann Gigi Dall'Igna, General Manager Ducati Corse, darüber informiert, dass sie glauben, dass der Flügel, der an der unteren Seite der Schwinge befestigt ist, ein aerodynamisches Element ist – und nicht nur einfach die Luft Richtung Hinterreifen leitet, wie der Hersteller aus Bologna behauptet.

Dall'Igna wies diese Anschuldigungen von sich und argumentierte, dass dieses Teil dem Punkt 7 der technischen Klarstellung zum Thema Aerodynamik, die den Teams am 2. März zugeschickt worden war, entspreche. Darin wird festgelegt, dass Abweiser erlaubt sind, um das Wasser im Falle von starkem Regen vom Hinterrad fernzuhalten, den Reifen zu kühlen oder Dreck abzuweisen. Eine Serie von Vorgaben müssen eingehalten werden, um diese Teile legal verwenden zu können: Sie müssen an der Schwinge befestigt sein, dürfen sich nicht autonom bewegen und keine aerodynamischen Effekte, also keine Downforce, erzeugen.

Rivola und Brivio haben diese Begründung nicht akzeptiert und ließen dies den Technical Director wissen. Wiederholt wurde das ganze Wochenende über davor gewarnt, dass ein offizieller Protest folgen würde, sollte Ducati diesen Zusatz für das Rennen an den GP19-Bikes montieren. Es scheint, als sei die letzte Warnung am Sonntag vor dem Warm-up ausgesprochen worden. Die Dorna-Verantwirtlichen wussten natürlich über das, was passierte, Bescheid.

Die drei Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci und Jack Miller gingen mit dem Abweiser in das Rennen... und der Protest wurde eingeleitet. Der Protest wurde von vier der fünf verbleibenden MotoGP-Hersteller unterzeichnet. Yamaha unterschrieb nicht, weil sie beim Valencia-GP selbst einen Flügel an der unteren Seite der Schwinge montiert hatten, um die Wassermassen, die beim Regenrennen auf das Hinterrad trafen, abzuweisen.

Der Protest wurde zunächst vom verantwortlichen Gremium abgewiesen – die Protestler hatten dem vorgegriffen und die Entscheidung automatisch angefochten, indem sie technische Dokumente vorlegten, die ihre These zu den «Winglets» an der Ducati untermauerten.

Der Appeal Steward der FIM erklärte daraufhin, nicht über ausreichend Informationen zu Verfügen, um nach dem zweiten Einspruch eine Entscheidung zu treffen, und leitete die Angelegenheit an den MotoGP Court of Appeal am FIM-Hauptsitz in Mies bei Genf weiter. Es gibt keine festgelegten Fristen, in denen der Court eine Entscheidung fällt, aber es ist abzusehen, dass dies vor dem nächsten Grand Prix, der am 31. März in Argentinien stattfindet, passieren wird.

Das sind die Fakten, die im Moment zur Konfrontation der MotoGP-Hersteller beim Katar-GP bekannt sind. Die Dinge hätten sich in jede andere Richtung entwickeln können, aber am Ende lief es genau so.

Angesichts dieser Fakten drängt sich die Frage auf, ob den betroffenen Fahrern bewusst war, was rund um jene Techniker passierte, die für ihr Equipment zuständig sind.

Wusste Dovizioso, dass sein Sieg in dem Moment, als er die Ziellinie überquerte, in Frage gestellt werden würde? Rein logisch betrachtet, würde man das verneinen. Es würde keinen Sinn machen, die Fahrer über etwas in Kenntnis zu setzen, das sie ablenken könnte und nichts bringen würde.

Das ist ein logischer Schluss. Aber in dieser Geschichte fehlt eine Menge Logik.

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