Razlan Razali (SRT): «Quartararo größte Überraschung»
Vor einem Jahr verkündete das Sepang Racing Team um Razlan Razali in Silverstone den Schritt in die Königsklasse der Motorrad-WM. Nach zwölf Grand Prix der laufenden Saison liegen Fabio Quartararo und Franco Morbidelli auf den WM-Rängen 8 und 10, wobei vor allem der Klassen-Neuling nicht selten auch die Yamaha-Werksfahrer in den Schatten stellte.
Der 20-jährige Franzose ist seit Jerez der jüngste Pole-Setter der MotoGP-Geschichte. Zu seinen drei Pole-Positions und insgesamt sechs Starts aus der ersten Reihe kommen drei Podestplätze, außerdem zeigte Quartararo schon zweimal die schnellste Rennrunde.
Sein Teamkollege Morbidelli, Moto2-Weltmeister 2017, stand in seiner zweiten MotoGP-Saison auch schon zweimal in der ersten Startreihe. In Silverstone egalisierte er am vergangenen Sonntag mit Rang 5 seine bisher beste Platzierung in der Königsklasse.
Team Principal und Sepang-Circuit-CEO Razali blickt im Interview auf spannende Monate und überraschende Erfolge zurück und definiert die Ziele für die Zukunft.
Konntest du dir vor einem Jahr den Fortschritt, den Petronas Yamaha SRT im ersten MotoGP-Jahr zeigt, vorstellen?
Razlan Razali: Auf keinen Fall hätten wir uns erwartet, nach nur zwölf Grand Prix der Saison 2019 in dieser fantastischen Position zu sein. Wir haben gehofft, dass Franky [Morbidelli] Top-6-Ergebnisse bringt und Fabio [Quartararo] «Rookie of the Year» werden kann. Wir haben uns aber von beiden nicht erwartet, dass sie das machen, was sie jetzt machen. Wir sind extrem glücklich und zufrieden mit ihnen.
In der Lage zu sein, eine so starke Leistung für unseren Titelsponsor [Petronas] abzuliefern, ist wesentlich – und wir haben sogar mehr erreicht als erhoffte, wenn wir von den Zielen ausgehen, die wir uns zu Beginn des Jahres gesetzt hatten.
Was war die größte Überraschung seit dem Aufstieg in die MotoGP-WM?
Ganz ohne Zweifel, für die größte Überraschung hat Fabio gesorgt. Als wir ihn als zweiten Fahrer präsentiert haben, haben uns viele Leute gesagt, wir hätten eine falsche Wahl getroffen – aber jetzt stimmt jeder zu, dass die Entscheidung richtig war! Er ist die größte Überraschung des Jahres, mit einer Reihe an Podestplätzen, Pole-Positions, Top-5- und Top-10-Plätzen. Er war bis jetzt sagenhaft und ist wirklich talentiert. Im ersten Europarennen in Jerez die Pole und den zweiten Startplatz zu holen, war außergewöhnlich.
Wenn du auf die vergangenen zwölf Monate zurückblickst, was erfüllt dich besonders mit Stolz?
Damit die Fahrer ihre Leistung abrufen können, brauchen sie die Unterstützung des Teams – und meine stolzesten Momente sind, wenn ich sehe, wie das Team über alle drei Klassen hinweg Gestalt angenommen hat. Das Moto3-Team ist natürlich seit 2015 unterwegs und das Moto2-Team ist ein Jahr alt – und es war eine Herausforderung für sie mit vielen unterschiedlichen Fahrern auf den Bikes in den vergangenen zwei Jahren.
Wie sie zu einem Team werden, unsere Fahrer unterstützen und sich mit allen verstehen, wenn das Team auf 48 Leute anwächst, ist beeindruckend. Die Atmosphäre und die Chemie ist so gut. Natürlich gibt es immer Spielraum, um sich zu verbessern, und nichts ist je zu 100 Prozent perfekt, aber wir können stolz auf das sein, was wir geleistet haben.
Ich könnte als Malaysier auch nicht stolzer darauf sein, dass wir endlich unser eigenes MotoGP-Team aus Malaysia haben. Wir können den Fans und den Medien auf der ganzen Welt erzählen, dass wir Malaysier sind, und wir können Botschafter für das Land sein. Wir sind stolz auf diese Rolle und ich fühle mich geehrt, mein Land im Fahrerlager zu vertreten.
Was ist das Erfolgsgeheimnis des Projekts?
Viele Leute fragen mich nach unserem Team und ich weiß nicht wirklich, was ich antworten soll, weil wir einfach die Erfahrung all unserer Teammitglieder nutzen und maximieren.
Johan Stigefelt zum Beispiel ist großartig darin, Leute und Logistik zusammenzubringen – die Basis für alles. Wilco Zeelenberg ist sehr erfahren in einem MotoGP-Team und seine Erfahrung mit Yamaha hilft uns. Wir schlagen Kapital aus den Talenten der Leute, die wir anstellen, auf horizontaler Ebene, nicht nur vertikal. Jeder ist sehr funktional in seiner Rolle, wir versuchen die Grenzen nicht zu überschreiten und achten auf eine konstante Kommunikation. Das ist das Geheimnis hinter dem, wo wir in der Wahrnehmung, der Präsentation und am Ende des Tages auch in Sachen Performance unserer Fahrer stehen.
Wie speziell wird der Malaysia-GP in diesem Jahr für euch sein?
Der Malaysia-GP ist unser Heimrennen. Zum ersten Mal wird unser MotoGP-Team in Sepang ein Rennen bestreiten – und wir erwarten uns, dass die Fahrer in der MotoGP und Moto3 gut abschneiden – und wenn Pawi in der Moto2 zurückkommt, kann er auch ein gutes Rennen machen!
Wir rechnen das Wochenende über insgesamt mit 200.000 Zuschauern und mit 115.000 alleine am Renntag. Es wir ein riesiges Event für uns und wir können es kaum erwarten.
Welche Ziele habt ihr für 2020?
Wir haben definitiv eine Benchmark für ein neues Team gesetzt, also werden wir im zweiten Jahr mehr Druck haben. Natürlich wollen wir noch besser sein und ich bin mir sicher, dass beide Fahrer weiterhin gut sein werden. Ich hoffe, dass zu diesem Punkt der Saison 2020 mein Ziel wenigstens ein MotoGP-Sieg ist.
Wenn du einmal auf den Geschmack des Erfolgs kommst, wie ein Podestplatz, eine Pole-Position oder sogar ein Sieg, dann willst du mehr. Du willst weitermachen und das Team pushen, um noch mehr zu leisten. Aber unabhängig davon, was wir erreichen – unser Ziel ist so zu bleiben, wie wir sind. Es ist wichtig, den Fokus und das Ziel beizubehalten. Ich hätte aber wirklich gerne einen Sieg und ein Podium beim Malaysia-GP.
Wann können wir davon ausgehen, dass die Fahrer für 2020 bestätigt werden?
In der MotoGP-WM machen wir mit Franco und Fabio weiter, das sollte eine großartige Kombination für die zweite Saison des Teams sein. In der Moto2-Klasse haben wir etwas Zeit, um unsere Pläne zu bestätigen, während wir für die Moto3 die Vertragsverlängerung mit John [McPhee] bei seinem Heimrennen verkündet haben. Also sind die Hälfte der Fahrer offiziell bestätigt. Und wir sollten bald weitere Neuigkeiten haben.
MotoGP-WM-Stand nach 12 von 19 Grand Prix:
1. Marc Márquez 250. 2. Dovizioso 172. 3. Rins 149. 4. Petrucci 145. 5. Viñales 118. 6. Rossi 116. 7. Miller 94. 8. Quartararo 92. 9. Crutchlow 88. 10. Morbidelli 69. 11. Pol Espargaró 68. 12. Nakagami 62. 13. Mir 39. 14. Aleix Espargaró 33. 15. Bagnaia 29. 16. Iannone 27. 17. Oliveira 26. 18. Zarco 22. 19. Lorenzo 21. 20. Bradl 16. 21. Rabat 14. 22. Pirro 9. 23. Guintoli 7. 24. Syahrin 6. 25. Abraham 5.