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Scott Redding: «Jorge hat 100 Mio auf dem Konto»

Von Ivo Schützbach
2020 fährt Scott Redding für das Ducati-Werksteam in der Superbike-WM. Der Engländer kann gut nachvollziehen, dass Jorge Lorenzo nach Verletzungen und Misserfolgen genug vom Rennsport hat.

«Ich dachte, Jorge Lorenzo würde schon früher zurücktreten», meinte Scott Redding, der mit dem Spanier fünf Jahre lang MotoGP fuhr. «Er stieg auf die Honda und es lief nicht. Ich weiß was es bedeutet, keinen Erfolg zu haben. Er ist mehrfacher Weltmeister und hat viel mehr erreicht als ich. Ich kann mir nur vorstellen wie es für ihn sein musste, jeden Tag mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen. Warum sollte er weiter leiden? Er hat 100 Millionen auf dem Konto, besitzt einige schöne Häuser und ist mehrfacher Champion. Warum also nicht aufhören? Ich halte es für das Beste, was er tun konnte. Ich weiß, dass er unter Verletzungen litt, das raubt dir Vertrauen.»

«Es war ein bisschen so wie damals, als Valentino Rossi zu Ducati ging», überlegte Redding im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er stand damals auch kurz vor dem Rücktritt, ging dann aber zu Yamaha, hatte dort gute Ergebnisse und fuhr weiter. Ein Rennfahrer wird über seine Resultate definiert. So lange du erfolgreich bist, gibt es keinen Grund aufzuhören. Wenn du aber strauchelst – als junger Fahrer hängst du dich rein und kämpfst. Wenn du aber älter wirst, dann fragst du dich zwangsläufig, warum du weitermachen sollst wenn du strauchelst, obwohl du so schwer schuftest. Hätte Valentino damals nicht wieder gute Ergebnisse erobert, hätte er sicher bald aufgehört.»

Rossi hat auf Ende der Saison 2020 seinen voraussichtlichen Rücktritt angekündigt, Redding glaubt, dass dem Superstar in absehbarer Zeit weitere bekannte Namen folgen werden. «Dovizioso wird es ähnlich gehen. Diese Fahrer sind jetzt alle in einem Alter – junge Fahrer kommen nach, die schneller sind. Marquez vernichtet sie alle und die Älteren haben nicht mehr den Willen, so viel zu riskieren. Und das geht seit Jahren so. Jorge ist ein großartiger Fahrer, auch wenn er ein seltsamer Typ ist. Aber jeder ist, wie er ist. Und an seinem Tag war er unaufhaltsam. Ich fuhr schöne Rennen gegen ihn und habe einiges von ihm gelernt. Deshalb wünsche ich ihm das Beste für seine Zeit im Ruhestand.»

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