Kawasaki-Manager: «MotoGP kostet 10 Mal mehr als SBK»
Nach der weltweiten Finanzkrise ist Kawasaki im Februar 2009 aus der MotoGP-WM ausgestiegen und dann noch ein Jahr unter der Bezeichnung Hayate mit Marco Melandri mitgefahren.
2010 stieg Kawasaki werksseitig in die Superbike-WM ein, seit 2012 ist kein anderer Hersteller erfolgreicher. 2013 gewannen sie mit Tom Sykes die Fahrerwertung, die letzten fünf Jahre mit Jonathan Rea.
Das «Team Green» macht jedoch keine Anstalten, in die MotoGP-WM zurückzukehren und sich den Gegnern in der Königsklasse zu stellen.
Das ärgert nicht nur Promoter Dorna, sondern auch die gegnerischen Topteams in der Superbike-WM, die als Rennserie von den Herstellern und der Dorna klar als zweite Division deklariert und betrachtet wird. Vielleicht ärgert es auch so manchen Kawasaki-Fan, der sich ein MotoGP-Rennen zu Gemüte führt.
Kawasaki investiert mehr als jeder andere Hersteller in die Technik der ZX-10RR, beinahe jährlich werden neue Modelle homologiert, um trotz der ständigen Regeländerungen die technische Vorreiterrolle zu behalten. Mit Rea leistet sich Kawasaki Heavy Industries (KHI) den neben Alvaro Bautista (Honda) teuersten Superbike-Fahrer.
Um die Siegesserie von Kawasaki einzudämmen, haben der Motorrad-Weltverband FIM, WM-Vermarkter Dorna und das Herstellerbündnis MSMA für die Saison 2018 und darüber hinaus ein Reglement ausgearbeitet, welches das Feld in mehreren Schritten näher zusammenführen soll.
Im ersten Schritt wurde pro Hersteller eine Maximaldrehzahl festgeschrieben, welche je nach Erfolg oder Misserfolg alle drei Events (sechs Rennen) um 250/min nach oben oder unten korrigiert werden kann.
Außerdem wird erfolglosen Herstellern im Laufe einer Saison ein Motor-Upgrade zugestanden, während die Entwicklung der Aggregate des besten Herstellers eingefroren wird.
Genützt hat das nichts, Kawasaki dominierte mit Rea weiter, auch wenn 2019 Ducati mit Bautista und der schnellen Panigale V4R die ersten elf Rennen gewann. Zum Saisonende eroberte Rea seinen fünften WM-Titel in Folge. Mit inzwischen 88 Siegen ist der Nordire der überragende Fahrer der seriennahen Motorrad-Weltmeisterschaft und hat den legendären Carl Fogarty (59 Siege, vier WM-Titel) längst weit überflügelt.
Am derzeitigen Reglement übte Kawasaki vom ersten Tag an Kritik, der Rückzug aus der Superbike-WM kommt für Yoshimoto Matsuda, Chefentwickler der Kawasaki ZX-10R und Superbike-Projektleiter, aber nicht in Frage: «Sicher, das wäre eine Lösung. Diese will ich aber nicht wählen. Wir wollen weiterhin in dieser Meisterschaft fahren, jetzt bieten sich uns eben andere Herausforderungen. Die neuen Regeln stellen für Kawasaki ein großes Handicap dar. Wenn wir unter diesen Voraussetzungen auch gewinnen, dann haben wir viel erreicht. Jedem muss klar sein, dass man uns stark eingebremst hat.»
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Promoter Dorna Kawasaki mit diesen Regeln zu einer MotoGP-Rückkehr bewegen wollte.
«Ja, das sagen einige», bestätigte Matsuda. «MotoGP ist aber nicht der richtige Weg für uns. Man muss darüber nachdenken, was MotoGP von einem verlangt, welche Technik es dafür braucht. Und was es einem bringt. Wenn wir das alles in Betracht ziehen, ist MotoGP nicht unsere Wahl.»
Kawasaki-Berater Ichiro Yoda verdeutlichte gegenüber SPEEDWEEK.com: «MotoGP ist zu teuer für Kawasaki, das ist eine finanzielle Entscheidung unsererseits. MotoGP kostet zehnmal mehr als SBK – mindestens. Für MotoGP brauchst du 60 oder 70 Millionen Euro pro Jahr, Honda gibt 100 Millionen aus. Hinzu kommt, dass wir für fünfte Plätze in der MotoGP-WM das Topmanagement von Kawasaki nicht überzeugen können. Sie erwarten Siege – egal in welcher Kategorie. Deshalb macht die Superbike-WM für Kawasaki aus finanzieller Sicht mehr Sinn.»