Pit Beirer: «Anruf von Valentino würde uns freuen»
Luca Marini zeigt sich hier erstmals auf der Sky VR46-Ducati für 2021
Fünf der sechs MotoGP-Kundenteams haben bereits ihre Verträge mit der Dorna von 2022 bis 2026 um fünf weitere Jahre verlängert. Die beiden Plätze des spanischen Esponsorama-Ducati-Teams (2021 mit Bastinini und Marini) werden für 2022 aller Voraussicht nach in den Besitz von Valentino Rossis Sky VR46-Teams übergehen. Drei Kundenteams haben ihre Hersteller-Verträge in der Tasche: Pramac-Ducati wird mit Ducati weitermachen, Tech3 wird einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag mit KTM (2022 bis 2026) unterzeichnen, LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello will unbedingt mit Honda weitermachen.
Das bedeutet: Rossi braucht für 2022 und die folgenden Jahre einen Hersteller als Partner, denn der Ducati-Vertrag läuft Ende 2021 aus. Bisher durfte man davon ausgehen, dass der neunfache Weltmeister Yamaha, Ducati und Suzuki zur Auswahl haben wird.
Suzuki kommt schon deshalb in Frage, weil Teammanager Davide Brivio einst persönliche Manager von Rossi war und ein freundschaftliches Verhältnis zum Superstar hat. Aber auch Teambesitzer Fausto Gresini hofft stark auf einen Deal mit Suzuki, denn er verliert Ende 2021 den Deal mit Aprilia Racing. Das italienische Werk bekommt dann zwei eigene Plätze.
Bei Gresini standen bisher neben Suzuki in erster Linie Ducati und Aprilia (als Privatteam) zur Diskussion, denn Honda will sich auch künftig am liebsten auf insgesamt zwei Teams (Repsol und LCR) beschränken.
Bei Petronas-SRT läuft der Vertrag mit Yamaha nach 2021 aus. Teamchef Razlan Razali will zumindest auch mit Suzuki verhandeln, denn es besteht die Möglichkeit, dass Rossi nach 2021 sein Sky VR46 MotoGP-Team mit Yamaha macht.
Aber KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer ließ heute im Gespräch mit SPEEDWEEK.com aufhorchen. «Sobald wir behaupten können, KTM ist mit dem Werksteam und dem Tech3-Kundenteam in der MotoGP-Klasse endgültig etabliert und an der Spitze angekommen, werden wir besprechen, ob wir ein zweites MotoGP-Kundenteam ausrüsten. Wenn Interesse besteht, würden wir natürlich unsere Bikes anbieten. Aber vorläufig ist nicht der Moment, in dem über so etwas diskutiert wird. Wir haben 2020 in der MotoGP wieder einen enormen Schritt gemacht, denn wir haben drei Rennen gewonnen. Diesen Erfolg müssen wir zuerst im nächsten Jahr bestätigen.»
«Wir haben jetzt eine Flughöhe erreicht, die richtig Spaß macht. Denn jetzt fangen wir endlich an, Dinge zu wiederholen, auch was die Unterstützung des zweiten Teams betrifft», ergänzte Pit Beirer. «Nach zwei Jahren ist das Personal richtig eingesessen, das diese Abteilung betreut. Das Material ist da, die Lieferanten sind an die Liefermengen gewöhnt. Wenn ich jetzt allen Beteiligten klar machen muss, dass wir künftig noch einmal ein Drittel mehr MotoGP-Material brauchen, sind wieder alle am Limit und stecken wieder mittendrin im Fegefeuer. Wir wollen die Situation jetzt einmal kurz genießen und mit dieser Größenordnung voranzumarschieren.»
Bedeutet das, KTM könnte schon 2022 ein drittes Team ausrüsten?
«Wahrscheinlich wird es sich früher nicht ausgehen», schmunzelt KTM-Rennchef Pit Beirer.
Aber grundsätzlich schließt er ein drittes Team für 2022 nicht aus. «Momentan steht es jedoch definitiv nicht zur Debatte», hält er fest. «Es gibt auch keine Anfragen dazu.»
«Dass wir mit unseren Nr.-1-Kundenteam Tech3 weitermachen, ist von unserer Seite klar», bestätigte Pit Beirer im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. «Aber wir werden irgendwann darüber nachdenken, ob wir ein drittes Team bewältigen können, wenn es weitere Anfragen gibt. Solange es keine Nachfrage gibt, bewegen wir uns im Bereich der Spekulation. Die Dorna möchte am liebsten, dass jeder der sechs Hersteller ein Kundenteam ausrüstet. Es wäre also kontraproduktiv, wenn ein Hersteller drei Teams befeuert.»
Aber es könnten für 2022 theoretisch neben Sky VR46-Rossi auch Gresini und Petronas bei KTM anklopfen.
2015 kam es zwar zu Ungereimtheiten zwischen Gresini und KTM, weil der Italiener trotz eines frisch unterschriebenen Moto3-Vertrags mit KTM auf Honda umstieg.
Aber Pit Beirer ist nicht nachtragend. «Wenn du in diesem Fahrerlager mit gar niemand mehr Geschäfte machst, der sein Wort schon einmal gebrochen hat», gibt er zu bedenken, «stehst du relativ bald allein da, habe ich feststellen müssen. Wir werden mit allen seriösen Interessenten Gespräche führen.»
«Über einen Anruf von Valentino würden wir uns jederzeit freuen», räumt Beirer ein. Immerhin hat der 115-fache GP-Sieger seinen Moto3-Rennstall schon sechs Jahre lang mit KTM-Bikes ausgestattet.
«Aber am liebsten nicht vor 2022 oder 2023», setzte der ehemalige 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister fort.