Casey Stoner und die Kunst des Markenwechsels
Casey Stoner bewies in seiner MotoGP-Karriere zweimal eindrucksvoll, dass ihm ein Markenwechsel keine großen Schwierigkeiten bereitete: 2007 gewann er bei seinem Ducati-Debüt in Katar und stürmte mit zehn Siegen und insgesamt 14 Podestplätzen zum ersten und noch immer einzigen Titelgewinn für den italienischen Hersteller aus Borgo Panigale. Als er Ducati nach vier Jahren verließ, legte er auf der Repsol-Honda 2011 genauso furios los: Auftaktsieg, insgesamt zehn Saisonsiege, 16 Podestplätze in 17 Rennen und sein zweiter Titelgewinn.
In den jüngsten Jahren gab es in der Königsklasse dagegen Markenwechsel zu beobachten, bei denen die Fahrer beim Umstieg auf ein für sie ungewohntes Fabrikat deutlich mehr Mühe hatten. Jorge Lorenzo etwa scheiterte 2019 auf der Werks-Honda, Andrea Dovizioso schien zuletzt bei seiner Rückkehr in die WM und auf die Yamaha nur langsam Fortschritte zu machen.
«Ich kann nicht in deren Kopf schauen, jeder hat seinen Weg und sein System», schickte Casey Stoner voraus, als er auf seine zwei ehemaligen MotoGP-Kollegen angesprochen wurde. Dann erklärte er: «Viele Leute mögen es, viele Runden zu drehen, um das Gefühl zu finden. Sie wollen, dass dieses Gefühl in gewisser Weise auf sie zukommt. Ich wollte das nie. Ich wusste, wie ich – bis auf diese letzte halbe Sekunde – auf fast jedem Motorrad so schnell fuhr. Ich wusste, wenn ich dort bremse, es an den Punkt bringe, dann kann ich alles relativ einfach machen – bis es daran geht, diese letzte Sekunde zu finden, aber bis an den Punkt kann man ziemlich einfach kommen. Danach geht es um die Feinabstimmung und darum zu verstehen, was du an dir selbst ändern musst.»
«Ich glaube, das Wesentlichste ist, dass ich gewillter war mich anzupassen. Bei vielen Fahrern hört man: ‚Das Motorrad passt nicht zu mir, es passt nicht zu meinem Fahrstil; es macht nicht das, was ich will.‘ Aber entweder bringst du es dazu, das zu tun, was du willst – oder du machst, was es will», fasste Stoner zusammen.
«Jedes Motorrad hat seine positiven Aspekte», fuhr der 36-jährige Australier fort. «Alle werden anders gefahren, alle haben Stärken und Schwächen. Es dreht sich alles um Kompromisse. Ein Kompromiss im Set-up, ein Kompromiss daraus, wie du das Motorrad willst und wie es gefahren werden will. Es sind viele Aspekte und es gibt viele Elemente, die eine Anpassung schwierig machen.»
«Ich hatte nie diesen Stolz, dass ich wollte, dass alles für mich arbeitete. Ich war immer gewillt, mit dem Motorrad zu arbeiten und zu versuchen zu verstehen, was es will», betonte der zweifache Weltmeister. «Mein Ingenieur war auch sehr, sehr gut darin, ich war sehr glücklich mit Cristian zu arbeiten.»
Übrigens: Cristian Gabarrini ist aktuell als Crew-Chief für Vizeweltmeister Francesco Bagnaia im Einsatz.