MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Indien: Visa-Desaster, Teammitglieder verpassen Flüge

Von Günther Wiesinger
Die bürokratischen Hindernisse beim Motorrad-GP in Indien übertreffen alle Befürchtungen. Teamchef Peter Öttl hat zum Beispiel sechs Stunden vor dem Abflug noch kein E-Visum erhalten.

Es war von vornherein klar, dass der erste Motorrad-GP von Indien auf dem Buddh International Circuit für WM-Promoter Dorna, die Teamvereinigung IRTA und die beteiligten Teams eine enorme Herausforderung wird. Die Bürokratie, die Zollbeschränkungen, die Hindernisse der Steuerbehörden, die Abzocke bei den Hotels und Shuttle Services, der erst spät erfolgte Umbau von gefährlichen Kurven und viele andere Probleme liessen die Teams und Fahrer immer wieder in den Glauben, der Event werde in letzter Minute noch abgesagt. «Wir werden eventuell hinfahren, dann wird der Grand Prix in letzter Minute dort abgesagt», vermutete ein Insider sogar noch beim Misano-GP am vorletzten Wochenende.

Die Dorna-Verantwortlichen waren von Formel-1-Chef Stefano Domenicali gewarnt worden. Denn die Formel 1 gastierte auf dem Buddh International Circuit von 2011 bis 2013 – und kehrte wegen der Steuer- und Zollprobleme nie mehr zurück. Der einstige italienische Superbike-WM-Promoter Flammini hatte einen unterschriebenen Vertrag mit den Indern – trat aber wegen der vielen Ungereimtheiten nie dort auf.

Seit Tagen beklagen sich die Teams über verspätet oder gar nicht ausgestellte Visa für Indien, ohne die aber die Fluggesellschaften keinen Reisenden an Bord lassen. Am heutigen Samstagmorgen meldeten sich bei SPEEDWEEK.com nach dem gestrigen Bericht die ersten Leidtragenden. «Wir warten noch auf einige Visa für Indien. Einige Teammitglieder konnten deshalb nicht mit den ursprünglich gebuchten Flügen abreisen», schilderte Red Bull-KTM-Teambesitzer Aki Ajo.

«Es wird spannend», berichtete auch Liqui Moly-Husqvarna.Moto3-Teambesitzer Peter Öttl. «Mein Flug nach New Delhi geht heute um 16.50 Uhr, Visum habe ich noch nicht erhalten. Es wird spannend.»

Jens Hainbach, Vizepräsident Road Racing bei der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna: «Wir haben alle noch kein elektronisches Visum. Es handelt sich insgesamt um 50 Personen, die morgen über den ganzen Tag verteilt von verschiedenen Standorten in Europa abfliegen sollen. Uns wurde mitgeteilt, die Visa sollen ab 24 Stunden vor dem Abflug versendet werden.»

Hainbach weiter: «Unsere Technikmannschaft für den Moto3-Track Support fliegt schon heute und hat bisher keine Visa.»

SPEEDWEEK.com erkundigte sich heute am Vormittag bei den Dorna-Verantwortlichen nach der prekären Situation. «Die Visa-Agentur in Indien ist ein Desaster. Wir müssen jetzt alle Visa der Reihe nach per Hand ausstellen», sagte uns ein Funktionär, der anonym bleiben will.

Es geht insgesamt um ca. 2000 Einreisebewilligungen für den IndianOil Grand Prix auf dem Buddh International Circuit in Greater Noida bei New Delhi.

Weil Indien mit den ca. 1,4 Milliarden Einwohnen zu den aufstrebenden Märkten zählt und für alle Motorradhersteller ein Zukunftsmarkt ist, wurde der neue GP-Schauplatz von allen Werken begrüsst. Die Dorna hat mit den zuständigen Behörden und dem lokalen Promoter einen Vertrag für fünf Jahre mit Option auf fünf weitere Jahre abgeschlossen.

Für die Teams und Berichterstatter gestaltet sich der Trip nach New Delhi wie eine Abenteuerreise. Denn nicht nur die deutschen Teilnehmer machen sich gesundheitliche Sorgen wegen verunreinigter Nahrungsmittel.

Ausserdem hat Indien jetzt einen Lockdown verhängt – nach einem Nipahvirus-Ausbruch. Wir kennen die Szenen aus der Zeit der Coronavirus-Pandemie: Versammlungsverbot und geschlossene Schulen. Nachdem zwei Menschen an einer Infektion mit dem Nipahvirus gestorben sind, hat Indiens Regierung in der Region Kerala den Lockdown ausgerufen. Dieser Erreger löst gefährliche Gehirnentzündungen aus. Zum Glück ist die betroffene Region 2600 km vom Buddh Circuit entfernt.

«Für die Pierer Mobility ist ein Grand Prix in Indien wichtiger als vier in Spanien und zwei in Italien», erklärte Pierer-Vorstand Hubert Trunkenpolz im November 2022 im Gepräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir wünschen uns auch mehr GP-Events in Südamerika.»

Nach diesem Wochenende wird wohl von der Dorna, den Teams und den Herstellern Bilanz gezogen und überlegt, ob der MotoGP-Tross 2024 auf diese Strecke mit einer grandiosen Infrastruktur zurückkehren wird.

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