MotoGP: Ein bittersüßer Moment für VR46

Pol Espargaro zu Test-Job: «Manchmal leide ich mehr»

Von Frank Weeink
Pol Espargaro im KTM-Dress in Mugello

Pol Espargaro im KTM-Dress in Mugello

Pol Espargaro holte bei seinem ersten Wild-Card-Auftritt für Red Bull KTM Factory Racing in Italien zwar keine Punkte, egalisierte aber mit 366,1 km/h den absoluten Geschwindigkeitsrekord von Brad Binder. Ein Interview.

In Mugello fuhr Pol Espargaro seinen 289. Grand Prix insgesamt und seinen 167. in der MotoGP-Klasse. Als Moto2-Weltmeister 2013 wechselte er in 2014 in die MotoGP und fuhr in den ersten drei Jahren eine Yamaha M1 für das französische Monster Yamaha Tech3 Team. Allerdings erreichte der Spanier in diesen drei Saisons nie einen Podestplatz. Erst als KTM-Werksfahrer gelang dem jüngeren der beiden Espargaro-Brüder der Durchbruch. 2018 erzielte er im nassen Valencia das erste Top-3-Ergebnis von KTM in der MotoGP. Außerdem schenkte er KTM beim Großen Preis der Steiermark 2020 die erste Pole-Position in der MotoGP. In diesem Jahr wurde er mit einem fünften Platz der bestplatzierte KTM-Fahrer in der Endwertung. Allerdings hat der in Andorra lebende Espargaro nie einen Grand Prix gewonnen. Heute ist er neben Dani Pedrosa der Haupttestfahrer von KTM. Ein Interview (Teil 1 hier).

Jetzt bist du Testfahrer. Wie fühlt es sich an, für andere Menschen arbeiten zu müssen? Das ist bestimmt eine ganz andere Verantwortung.

Pol Espargaro: Es ist auch eine große Verantwortung. Manchmal leide ich mehr. Beim GP von Barcelona war beispielsweise die Reifenwahl entscheidend und Pedro (Acosta) entschied sich für den weichen Hinterreifen. Wir hatten das besprochen und ich sagte: «Ich würde mich für die weiche Variante entscheiden.» Es war eine Entscheidung, die wir alle gemeinsam getroffen haben. Dann habe ich mir das Rennen angesehen, Pedro war hinter Jorge (Martin) und es fiel mir schwer. Ich dachte: «Er ist da, er arbeitet mit dem Reifen, er reagiert gut.» Aber ich war nicht bei ihm, ich konnte nicht spüren, was er fühlte. Deshalb war ich super nervös und hatte ein schlechtes Gefühl, wenn etwas schief gehen würde. In Portimão haben wir zum Beispiel ein Aero-Update mitgebracht und alle Jungs haben angefangen, es zu nutzen. Aber dann dachte ich: «Wenn es nicht funktioniert, geben sie mir vielleicht die Schuld.» Du spürst diese Verantwortung. Aber wenn es gut ist, wird man belohnt.

Gefällt dir diese neue Rolle?

Ja. Man möchte immer stolz auf die Dinge sein, die man im Leben tut. Du willst nützlich sein. Wenn man schlafen geht, möchte man denken: «Ich habe etwas getan, das mein Leben erfüllt, aber auch das Leben anderer.» Der Job, den ich jetzt mache, besteht darin, beides zu tun. Ich arbeite auch für das Fernsehen und versuche, den Zuschauern zu erklären, wie die Dinge in der MotoGP funktionieren. Ich liebe das. Und manchmal darf ich dann auch noch eine MotoGP-Maschine fahren. Das ist ein Privileg, das nicht viele Menschen haben.

Deinem Bruder Aleix ist aufgefallen, dass du dich verändert hast. Hast du das selber auch gespürt?

Ja. Meine letzten drei Jahre in der WM waren ziemlich kritisch. Ich bin (2021) mit hohen Erwartungen zu Honda gewechselt und habe mir viel Druck gemacht. Ich wollte gute Ergebnisse und hatte das Gefühl, dass ich mich im besten Moment meiner Karriere befand. Ich habe ein paar Podestplätze und eine Pole-Position erreicht, aber das hat nicht gereicht. Es war nicht was ich von mir selbst erwartet hatte. Das waren zwei harte Jahre, ich hatte mehr gelitten als genossen. Und als ich zu KTM zurückkehrte, verletzte ich mich – zu einer Zeit, in der ich mich sehr gut fühlte und das Gefühl hatte, nach Hause gekommen zu sein, an einen Ort, an den ich gehörte. Nach der Verletzung änderte sich alles noch einmal. Es war ein hartes Jahr mit viel Schmerzen. Und jetzt macht mir das, was ich tue, Spaß, ich habe keine Schmerzen mehr und kann wieder Rennen fahren, wann und wie ich möchte. Ich fühle mich großartig.

Im Jahr 2023 sagtest du, dass es möglich sein könnte, dass du 2025 wieder Vollzeit GP-Fahrer sein könntest. Ich habe jedoch das Gefühl, dass du deine Meinung ein wenig geändert hast.

Man weiß eben nie. Was ich im Leben gelernt habe, ist, dass man niemals seine Türen schließen sollte. Man weiß nie, was in der Zukunft passieren wird, man muss sich alle Optionen offen lassen und versuchen, sich so gut wie möglich anzupassen. Was auch immer auf dich zukommt, dreh das Gas immer voll auf, nie nur zu 50 Prozent. Ich genieße, was ich jetzt mache, ich fühle mich produktiv, aber ich liebe es auch, Rennen zu fahren. Aber im Moment ist, was ich jetzt mache, meine Position und es sieht so aus, als ob dies auch meine Zukunft sein könnte. Ich erwarte nichts, was auch immer auf mich zukommt, ich werde es akzeptieren oder nicht.

Und nächstes Jahr wirst du viel mehr Zeit mit deinem Bruder verbringen können.

Ja, auch als Tester! Ich denke, so wie die Motorräder im Moment sind, denke ich, dass ich gewinnen werde!

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